Bundesliga

Live-Spiele nur noch gegen Bares im TV

Gebühr soll fünf Mark zunächst nicht überschreiten

Live-Spiele nur noch gegen Bares im TV

Spiele der Fußball-Bundesliga werden voraussichtlich schon ab der kommenden Saison nicht mehr live im Free-TV übertragen. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Liga-Ausschuss auf seiner Tagung in München gefasst. In dieser Saison hat SAT 1 noch das Recht auf fünf Live-Übertragungen aus der Bundesliga. Noch nicht verständigt hat sich die Liga in der Frage, ob auch das an jedem Montag im DSF live ausgestrahlte Spiel aus der 2. Liga aus dem Free-TV- Markt genommen werden soll.

Unmittelbar vor dem Beginn der Verhandlungen über den neuen TV- Vertrag ab der kommenden Saison hat die Liga damit einen eindeutigen Trend vorgegeben. Im Free-TV soll es laut Liga-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in Zukunft nur noch zu einer "umfangreichen zusammenfassenden Berichterstattung zeitnahe zu den Spielen kommen". Im Pay-TV sollen wie schon in dieser Saison auch in den kommenden zwei oder drei Jahren drei Bundesliga-Partien pro Spieltag live übertragen werden. Die anderen sechs Spiele an jedem Wochenende sollen live im Pay-per-view gesendet werden. Wie hoch die Gebühr für ein Spiel im Pay-per-view sein wird, ist unklar. Mehrheitlich aber herrscht in der Liga die Meinung vor, dass beim Aufbruch ins Pay-per-view-Zeitalter diese Gebühr zunächst fünf Mark nicht überschreiten sollte.

Bis zum Beginn des Lizenzierungsverfahrens am 15. März sollen die neuen TV-Verträge abgeschlossen sein, damit die Klubs Planungssicherheit haben. In die entscheidende Phase können die Verhandlungen mit den Fernsehsendern im Grunde schon ab Dienstag treten, da an diesem Montag die von der Liga gesetzte Ausschreibung für den Verkauf der Rechte abläuft. Dem Wunsch von RTL und tm3 nach einer Fristverlängerung ist die Liga nicht nachgekommen.

Ob SAT 1 die Erstrechte für die zusammenfassende Berichterstattung im Free-TV behält oder ein anderer Sender den Zuschlag erhalten wird, erscheint offen. Die Live-Übertragungen dürften ausschließlich in Premiere World erfolgen.

Zu "englischen Verhältnissen" soll es in der Bundesliga nicht kommen. In England wird erst ab 22 Uhr im Free-TV zusammenfassend über die Spiele in der Premiere League berichtet. "In Deutschland wird diese Berichterstattung auf jeden Fall vor 20 Uhr erfolgen müssen", sagt Mayer-Vorfelder. Der Liga- Präsident begründete die "Grundsatzentscheidung zu Gunsten des Pay-TV" mit einer "Übersättigung durch die zahlreichen Live-Übertragungen im Free-TV". Der wahre Hintergrund für diese Entscheidung dürfte jedoch sein, dass ein von der Liga erhoffter Zuwachs der TV-Honorare von derzeit 330 Millionen Mark pro Saison auf 600 Millionen Mark nur über den Pay- TV- und Pay-per-view-Markt zu erzielen ist und in naher Zukunft möglicherweise auch durch Übertragungen im Internet zu erzielen ist. In der Frage der Internet-Übertragungen hat sich die Liga noch nicht positioniert. Verträge mit Ufa und Sportwelt werden künftig kontrolliert Konsequenzen will die Liga aus den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen dem Hamburger SV und seinem Vermarktungspartner Ufa Sports GmbH ziehen, der auf die Personalpolitik des HSV Einfluss nehmen wollte. Mehr noch aber will die Liga auf Michael Kölmel und sein Unternehmen Sportwelt reagieren, das inzwischen mit einem Dutzend Klubs von der Bundesliga bis zur Regionalliga Vermarktungsverträge abgeschlossen hat. Diese Verträge hat Kölmel trotz einer im November 1999 erteilten Zusage bis heute der Liga nicht zur Einsicht vorgelegt.

Bevor wirtschaftlich relevante Verträge unterschrieben werden, sollen sie in Zukunft der Liga-Direktion vorgelegt werden. Dies soll umgehend im Lizenzspielerstatut festgeschrieben werden. "Natürlich gibt es einen Zusammenhang mit allen undurchsichtigen Verträgen, die Kölmel mit diversen Klubs hat, die untereinander im Wettbewerb stehen", gibt Mayer-Vorfelder unumwunden zu. Schon im vergangenen Jahr hat der DFB das Engagement von Mitarbeitern von Unternehmen, die zu mehreren Klubs in wirtschaftlicher Beziehung stehen, in den Führungsgremien der Vereine untersagt. In der geplanten Einsicht in Vertragsentwürfe sieht Mayer-Vorfelder keinen Eingriff in die Souveränität der Vereine: "Es geht um das Gesamtinteresse der Liga, die über sich befinden muss, denn sonst stürzt das ganze Gebäude ein." Rainer Franzke