Da Juventus am Freitagabend zum Auftakt dieses 18. Serie-A-Spieltags satt mit 1:5 bei Tabellenführer und Meisterschaftsanwärter Napoli verloren hatte, war die Aufgabe für Milan klar: Die Rossoneri brauchten einen Dreier bei Aufsteiger Lecce, um erstens Platz zwei wieder klarer zu untermauern und zweitens zumindest einigermaßen an den Neapolitanern (vorab zehn Punkte vor) dranzubleiben.
Mehr als ein Remis sollte an diesem Abend in Apulien allerdings nicht drin sein für den Meister, bei dem Trainer Stefano Pioli nach dem überraschenden Aus im Coppa-Achtelfinale (0:1 n.V. gegen Torino) wieder auf Stammkräfte wie Rafael Leao, Giroud oder Theo Hernandez setzte.
Lecce überrascht Milan vollkommen
Serie A, 18. Spieltag
Mit eben jenem letztgenannten Franzosen sollte das frühe Unglück in Lecce allerdings beginnen - oder vielmehr mit der gesamten Mailänder Abwehr, die einen äußerst schlafmützigen Eindruck machte. So war es zunächst Kalulu gewesen, der das zeitige 0:1 mit einem kapitalen Fehlpass einleitete. Nach einer Flanke drückten dann US-Profi Blin und Theo die Kugel über die Linie - der Spieler der Rossoneri wurde hinterher als Eigentorschütze geführt (3.).
Viele weitere Chancen erarbeitete sich der bis dato ohnehin eine gute Saison spielende Aufsteiger, kombinierte teils frech mit Hackentricks und überraschte die Defensivreihe der Lombarden reihenweise. So auch in der 23. Minute, als Baschirotto nach gewonnenem Duell mit Kalulu per Kopf auf 2:0 erhöhte. Äußerst verdient war dieser Vorsprung - zugleich der Pausenstand - für den Außenseiter. Lediglich Giroud hatte Milan mal gefährlich angemeldet, war allerdings dabei an Keeper Falcone gescheitert (44.).
Gutes Comeback, schlechter Schluss
Offenbar hatte Coach Pioli in den Katakomben aber die richtigen Worte gefunden, denn sein Team kam gefestigter und vor allem dominanter aus der Pause. Das trieb den Aufsteiger immer mehr nach hinten - und führte in Minute 58 zum Anschluss durch Rafael Leao. Der Portugiese hatte hier nach einem Giroud-Schuss von einer schwachen Falcone-Abwehr profitiert.
Und apropos Giroud: Der französische Knipser legte nach präzise Pobega-Flanke herausragend für den mitgelaufenen Calabria ab - und dieser nickte den Ball mit etwas Pfostenglück zum gefeierten 2:2-Ausgleich in die Maschen (70.). Wer nun aber dachte, dass die Rossoneri das Spiel auf der Halbinsel Salento noch komplett drehen würde, der täuschte sich. Denn fortan geriet der amtierende Meister wieder ins weniger zwingende Fahrwasser, fing sich vielmehr nach Tatarusanu-Fehler und Tomori-Fast-Eigentor (84.) fast noch das 2:3 und musste sich letztlich mit diesem Remis zufriedengeben. Das dürfte vor allem Spitzenreiter Napoli gefreut haben.
Aufsteiger Lecce festigte derweil einerseits die aktuell gute Serie von sechs Ligaspielen ohne Niederlage (drei Dreier, drei Remis) und sammelte einen weiteren Zähler gegen den Abstieg, der mit einem klaren Vorsprung derzeit ohnehin nicht droht.