Kolumbiens Nationalcoach José Pekerman musste schon vor dem Anpfiff eine bittere Pille schlucken: Mit Bayern Münchens Offensivmann James (muskuläre Beschwerden) fiel nicht nur der Star seiner Mannschaft, sondern auch ein wichtiger Führungsspieler für die Startelf aus. Für ihn gab Quintero den Zehner. Außerdem brachte Pekerman überraschend Izquierdo statt Muriel auf dem offensiven linken Flügel.
Japans Trainer Akira Nishino beorderte mit Hasebe (Frankfurt), Haraguchi (Düsseldorf), Kagawa (Dortmund) und Osako (Köln) gleich vier Deutschland-Exporte in die Startelf. In dieser standen mit Hiroki Sakai und Inui auch noch zwei ehemalige Bundesliga-Spieler. Gotoku Sakai (HSV), Muto (Mainz) und Usami (Düsseldorf) fanden sich zunächst auf der Bank wieder. Auch für den angeschlagenen Okazaki (Wadenprobleme) reichte es nicht für einen Einsatz von Beginn an.
Albtraum-Auftakt für Kolumbien: Elfmeter, Rot und Rückstand
Beide Nationen setzten auf eine 4-2-3-1-Grundordnung. Japan setzte den Gegner schon früh mit Pressing unter Druck und störte den kolumbianischen Spielaufbau empfindlich. Sämtliche taktische Überlegungen wurden aber nach nur drei Minuten torpediert: Osako startete einen Alleingang, scheiterte aber an einer Glanztat von Ospina. Den Nachschuss wollte Kagawa ins halbleere Tor schießen, doch Carlos Sanchez wehrte mit dem Oberarm ab - Elfmeter für die "Samurai Blue" und Platzverweis für den Sechser der "Cafeteros" (3.). Es war die zweitschnellste Rote Karte in der WM-Geschichte . Nach langen Diskussionen trat schließlich Kagawa zum Strafstoß an und stellte mit einem zentral platzierten Flachschuss auf 1:0 (6.). Übrigens der schnellste WM-Treffer in der Verbandsgeschichte der Asiaten.
Umstrittener Freistoß bringt "Cafeteros" zurück
Gruppe H - 1. Spieltag
Die Südamerikaner verkrafteten diese eiskalte Dusche recht schnell und suchten zielstrebig den Weg nach vorne. Falcao lenkte eine Freistoß-Flanke mit der Fußspitze aus acht Metern Richtung Tor, Kawashima parierte sicher. (12.). Auch Japan blieb aktiv. Kagawa schickte Inui in den Sechzehner, doch der Ex-Frankfurter und -Bochumer lenkte die Kugel aus aussichtsreicher Position knapp rechts vorbei (15.).
Die Begegnung war lange Zeit kurzweilig und unterhaltsam, dann aber entschloss sich Japan, ein wenig Tempo aus dem Spiel zu nehmen, agierte eher abwartend, statt mit energischem Pressing und erwartete die Angriffe der Kolumbianer sortiert in der eigenen Hälfte stehend und auf Konter lauernd. Bis zur nächsten Möglichkeit dauerte es ein wenig, dann fuhr Falcao erneut sein Tentakel aus und prüfte Kawashima erneut mit der Fußspitze (34.). Kurz darauf bekamen die "Cafeteros" einen umstrittenen Freistoß zugesprochen - beim Zweikampf zwischen Hasebe und Falcao hätte Schiedsrichter Damir Skomina (Slowenien) durchaus auch auf Freistoß für die "Samurai Blue" entscheiden können. So aber narrte Quintero die asiatische Vier-Mann-Mauer mit einem Flachschuss aufs rechte Eck. Kawashima konnte den Ball erst hinter der Linie parieren - 1:1 (39.).
Japan macht Druck und belohnt sich dank Osako
Ausgleich in Unterzahl: Kolumbiens Juan Quintero trifft mit einem frechen Freistoß zum 1:1. imago
Nach der Halbzeitpause kam Japan wieder deutlich aktiver aus der Kabine, allerdings fehlte es an Durchschlagskraft gegen nun eher passive Kolumbianer. Chancen verbuchten Osako mit einem Abschluss aus spitzem Winkel (54.) sowie Inui mit einem 15-Meter-Schuss (57.). Beide Male war Ospina zur Stelle und wehrte gekonnt ab. Pekerman, der nach einer halben Stunde bereits mit der Auswechslung von Cuadrado (31., Barrios eingewechselt) überrascht hatte, reagierte daraufhin und ließ seinen Schlüsselspieler James von der Leine (59., für Quintero). Am Drücker blieben zunächst aber die "Samurai Blue", die sich in Person von Yoshida (59.) und Hiroki Sakai (61.) weiter annäherten.
An dieser Rollenverteilung änderte sich auch im weiteren Verlauf nichts. Dabei kamen die Asiaten der erneuten Führung immer näher. Nach einem Gewühl im Strafraum zog Hiroki Sakai aus der Nahdistanz ab, wurde aber gerade noch von Davinson Sanchez geblockt (73.). Die darauf folgende Ecke brachte dann das verdiente 2:1: Der eingewechselte Honda zirkelte den ruhenden Ball vier Meter vor das Tor, wo Osako gleich drei Gegenspieler übersprang und per Kopf traf (73.).
James meldet sich zu Wort - Japan verwaltet gekonnt
Die "Cafeteros" mussten den Schalter plötzlich wieder umlegen und machten durchaus Dampf: James kam im Sechzehner zum Schuss, doch warf sich Osako gerade noch in die Schussbahn (78.). Dies sollte allerdings die einzige nennenswerte Szene in der Schlussphase bleiben. Japan verwaltete den Vorsprung gekonnt und brachte den 2:1-Vorsprung über die Zeit.
Am Sonntag (20 Uhr) treten die Kolumbianer in Kasan gegen Polen an. Bereits um 17 Uhr ist Japan in Jekaterinburg gegen Senegal gefordert.