Champions League

Hat Pedro noch ein Ass im Ärmel?

Routinier biegt auf die Karriere-Zielgerade ein

Hat Pedro noch ein Ass im Ärmel?

Hochdekorierter Routinier: Pedro hilft auch Lazio weiter.

Hochdekorierter Routinier: Pedro hilft auch Lazio weiter. IMAGO/NurPhoto

Sollte alles gemäß den Erwartungen laufen, dann wird das Rückspiel in München in den Geschichtsbüchern als sein womöglich letzter Auftritt in der Königsklasse notiert. Pedro Rodriguez Ledesma aus Santa Cruz de Tenerife - das allein geht schon so andächtig über die Lippen, als würde er gleich das Auslaufen der spanischen Armada anordnen. Doch er kurvt schließlich bloß mit einem Ball über den Rasen, und so beließen es die Kompagnons bei Pedro oder Pedrito.

Vorschau

Im Juli wird er 37, und was dann kommt, weiß niemand so ganz genau. Ein Passus im Lazio-Kontrakt besagt, bei 25 Liga-Einsätzen werde sich der Vertrag automatisch um eine Saison verlängern. Die fehlenden vier dürfte er noch sammeln, dann setzt sich Pedro mit Patron Claudio Lotito und Trainer Maurizio Sarri zusammen. Rom, Karriere-Ende oder womöglich doch nochmal Heimatluft.

"Barcelona ist mein Zuhause, meine aktive Zeit dort ausklingen zu lassen wäre das perfekte Schlusskapitel. Würde Barca anrufen, säße ich im nächsten Flieger. Doch in den letzten Jahren habe ich mit vielen Verantwortlichen dort gesprochen, unter anderem mit Xavi und Laporta. Es ist alles sehr kompliziert, ich habe den Traum aufgegeben", sagte Pedro unlängst.

Teneriffa-Rückkehr unwahrscheinlich

Vielleicht Teneriffa, wo er aufwuchs bevor es 2004 mit 17 zur Barcelona-Schule La Masia ging? Der 15. der zweiten Liga ist momentan dem Abstieg näher als den Play-offs zur Primera Division, und das klingt dann schon weniger nach einem perfekten Epilog. Der Fußball hat keine Verwendung mehr für Hollywood-Drehbücher, wenn man nicht gerade Ted Lasso heißt oder unter Schauspieler-Eignern für Wrexham A.F.C. kickt.

Pedro und Barcelona war ja unumstritten eine wunderbare Romanze. Acht Jahre, unter anderem fünf Meisterschaften, drei Pokale, drei Triumphe in der Champions League. Pedro avancierte in Katalonien 2009 zum ersten Profi überhaupt, der in einem Kalenderjahr in sechs verschiedenen Wettbewerben traf - Liga, Pokal, Champions League, nationaler und UEFA-Superpokal, Weltpokal. Den Rekord teilt er sich mittlerweile mit, genau, Leo Messi, der ihn zwei Jahre später egalisierte. Mit Messi zu teilen, ist freilich nichts Verwerfliches.

Dafür bleibt der Welt- und Europameister der Einzige, der in allen wichtigen Klub- und Länder-Turnieren triumphierte. Nun gut, die Conference League fehlt im Lebenslauf, aber bei insgesamt 25 Trophäen will man wirklich keine Erbsen zählen. Auch seine Bilanz gegen den FC Bayern wirkt bei solchen Erfolgen nicht nach. Alle vier Spiele gegen den Rekordmeister (dreimal mit Barca, einmal mit Chelsea) verlor Pedro - und das bei einem Torverhältnis von 2:13.

Das Vakuum Europa League füllte er als Endspiel-Torschütze bei Chelsea im Finale 2018/19 (4:1 gegen Arsenal) unter Trainer Sarri, und der verhalf Pedro bei Lazio wieder zur Freude am Spiel. Nach dem Wechsel zur AS Roma 2020 erhielt Pedro zunächst von Coach Paulo Fonseca immer weniger Beachtung, Nachfolger José Mourinho degradierte ihn zur Marginalie.

Nach zehn Minuten mit Sarri geeinigt

Sarri lotste seinen ehemaligen Lieblingsschüler von Gelb-Rot zur himmelblauen Lazio - bereits damals vor dem Europa-League-Finale hatte der Trainer süffisant angekündigt: "Es spielen Giroud, Pedro und neun andere." Als Pedro aus dem Roma-Kader gestrichen wurde, einigte er sich mit Sarri binnen zehn Minuten am Telefon und wurde zum ersten römischen Seitenwechsler seit Carlo Perrone 1981.

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Damit nicht genug. Im ersten Derby für die Laziali traf er prompt, erst der dritte Torschütze der Stadtduell-Historie in beiden Farben. "Dank Lazio und Sarri fand ich nach schwierigen Monaten meine Energien und Leichtigkeit wieder", sagte der Angreifer.

Seine Minuten reduzierten sich in dieser Saison, dennoch blieb er in den System-Plänen des Trainers stets eine elementare Figur. In der aktuellen Champions League gelangen dem Spanier bereits zwei Treffer und ganz vielleicht hat er zur Aufbesserung der Quote von 82 Königsklassen-Einsätzen, 18 Toren und elf Assists ja noch ein Achtelfinal-Ass im Ärmel. Wenn schon nicht Hollywood, gibt es in Rom immerhin die Studios von Cinecittà. Eventuell muss sich Teneriffa noch gedulden.

Oliver Birkner