"Man hat gemerkt, dass ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist", sagte Martin Harnik, dem nach seiner Einwechslung der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gelungen war. Den neuen Coach Jens Keller lobte der Österreicher nach dessen Premiere: "Er ist ein guter Mann, er hat eine Riesenchance bekommen, man merkt, dass er sie packen will." Keller selbst erlebte sein Debüt auf der Bank "relativ ruhig und entspannt", was nicht heißen sollte, dass es kein besonderer Tag für ihn war: "Ich habe in meinem Verein zum ersten Mal die Chance bekommen, als junger Kerl Cheftrainer in der Bundesliga zu sein. Ich bin nicht so vermessen, mit 39 Jahren einen Zweijahresvertrag zu verlangen, aber ich bin sicher, dass ich diese Chance nutzen werde."
Auch wenn der VfB nach dem achten Spieltag weiterhin das Tabellenende ziert, spüren die Verantwortlichen in Stuttgart nach der Entlassung von Christian Gross am Mittwoch einen Wandel: "Die Aggressivität ist wieder da", stellte Sportdirektor Fredi Bobic fest, "die Mannschaft ist mit einer richtigen Wut rausgegangen." Keller hat es bereits geschafft, dem Team neues Leben einzuhauchen: "Ich habe sie heiß gemacht, das ist mir ganz gut gelungen, denn wir hatten seit langem mal wieder eine positive Zweikampfbilanz", urteilte der 39-Jährige.
Die Mannschaft saß nach dem Spiel enttäuscht in der Kabine. Wenn das nach einem Punkt auf Schalke so ist, zeigt das, dass sie hungrig ist.
Jens Keller nach seinem Trainerdebüt beim VfB Stuttgart
In der Veltins-Arena wäre sogar mehr als ein Punkt drin gewesen. Zum Beispiel, wenn Cacaus regulärer Treffer zum 2:0 in der 26. Minute nicht zu Unrecht aberkannt worden wäre. Praktisch im Gegenzug fiel der Schalker Ausgleich durch Edu. "Zum dritten Mal im achten Spiel lag der Assistent total falsch", klagte Bobic. "Wir haben wenig zugelasssen, und dann wird uns ein Tor weggenommen", meinte auch Keller: "Ich habe kein Handspiel gesehen, das wäre das 2:0 gewesen."
Metzelder warnt vor dem Abwärtsstrudel à la Hertha
Während die Stuttgarter den kommenden Wochen positiv entgegenblicken, macht sich auf Schalke langsam erste Angst breit. "Stand heute stecken wir natürlich im Abstiegskampf", stellte Innenverteidiger Christoph Metzelder fest und warnte: "Im Moment geht es nicht darum, in die Ferne zu schauen, wann die Aufholjagd nach oben startet." Den Absturz von Hertha BSC in der Vorsaison ist dem Ex-Nationalspieler ein mahnendes Beispiel: "Das zeigt, wie Mannschaften unter ihrer Qualität spielen und dann in einen Abwärtsstrudel geraten. Dann wird es Woche für Woche prekärer." Nach nur zwei Punkten aus den ersten vier Heimspielen wird den Schalkern langsam der Ernst der Lage bewusst.
Wo stünde Schalke erst ohne ihn? Klaas Jan Huntelaar erzielte gegen den VfB im sechsten Ligaspiel sein fünftes Tor. picture alliance
Immerhin, die Schalker bewiesen Moral und kamen nach Rückstand zweimal wieder zurück. In der Offensive zeigten Torjäger Klaas Jan Huntelaar (14. Tor im zwölften Pflichtspiel in Klub und Nationalelf) und Raul einige gute Ansätze. "Ich glaube, bei uns gibt es noch sehr viel Steigerungspotenzial", meinte Metzelder und befand: "Das ist doch eigentlich positiv."