kicker

Hanappis Versprechen

Kommentar

Hanappis Versprechen

Mit Edeltraud Hanappi-Egger hat Rapid genau die Richtige im Präsidium sitzen.

Mit Edeltraud Hanappi-Egger hat Rapid genau die Richtige im Präsidium sitzen. GEPA pictures

"Aber, das hamma doch immer schon …"
"Die andern machen's doch auch."
"Das ist ja nicht wörtlich zu nehmen, da geht's ja nur darum, die Gegner zu ärgern."

Die Einsicht, dass Beschimpfungen, homophobe und herabwürdigende Schmähgesänge, wie sie Rapids "Gedankenlose Sieben" nach dem Derby ins Megaphon grölten, im Fußball nichts verloren haben, ist noch nicht bei allen Teilen der Rapid-Fans (und nicht nur Rapid-Fans) angekommen. Sie reagieren mit Unverständnis über die Strafen, verweisen auf Unverhältnismäßigkeit und darauf, dass die Bundesliga auf Kosten ihres Vereins ein Exempel statuiert.

Es ist schwer zu schlucken, dass ausgerechnet im „Endspiel" um den Einzug in die Meistergruppe fünf ihrer Spieler gesperrt fehlen werden. Noch schwerer, dass ausgerechnet die Austria davon profitieren könnte, indem sie anstelle der Grün-Weißen noch den Sprung in die Top Sechs schafft - und damit letztlich der wahre Derbysieger wäre.

So wie die Hütteldorfer es sportlich in den 21 Runden davor verabsäumt haben, alles klar zu machen, so sehr haben sie es auch im Umgang mit den Fans verabsäumt, klare Kante zu zeigen, wann immer diese mit Gesängen, Transparenten und Sprechchören gegen das eigene Leitbild verstoßen haben. Man hat nicht hingehört, weggeschaut, beschwichtigt und unter den Teppich gekehrt. Nicht nur bei Rapid. Dort aber ging die Anbiederung - und das wird in den Videos mehr als deutlich - an die (vor Freude brüllenden) Fans so weit, dass selbst Geschäftsführer, Co-Trainer und eine Reihe von Spielern in das unwürdige Schauspiel eingestiegen sind.

Vielleicht war es nicht einmal der erste derartige Sündenfall, aber der erste auf Video dokumentierte. In einer Zeit, in der sich Homophobie und Sexismus auch im Stadion überholt haben, so wie zum Glück schon vor Jahren Rassismus und Antisemitismus.

Präzedenzentscheidung

Es ist eine Präzedenzentscheidung, die die Bundesliga mit den (für viele harten) Strafen getroffen hat. Rapid hatte vielleicht das Pech, den Anlassfall geliefert zu haben. Hätte man ihn aber irgendwo anders erwarten dürfen als in Hütteldorf?

Rapid hat aber auch ein unglaubliches Glück (oder hatte auch nur die richtige Vorahnung). Nämlich Edeltraud Hanappi-Egger ins Präsidium gewählt zu haben. Wie die ehemalige Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien bei der Pressekonferenz aufgetreten ist, wird der Maßnahmenkatalog, den sich Rapid verpasst hat, kein leeres Versprechen bleiben. Dann aber kann Rapid wirklich jene Kraft entwickeln, die man dem Klub so oft nachsagt. Und bewirken, dass die Hassgesänge verschwinden. Aus allen Stadien Österreichs.

Lesen Sie auch: Rapid will "Verantwortung übernehmen und daraus lernen"

Horst Hötsch

Die kicker-Elf des 21. Spieltags