FIFA

Erstmals mit Crossplay: FIFA 23 Ultimate Team im Test

Was bringen Marktzusammenlegung und FUT Moments?

Goldesel mit Crossplay: FIFA 23 Ultimate Team im Test

In Ultimate Team soll man sein Dreamteam zum Erfolg führen.

In Ultimate Team soll man sein Dreamteam zum Erfolg führen. EA SPORTS

Es ist eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte: Seit der Einführung von FIFA Ultimate Team (FUT) in FIFA 2009 hat sich der Sammelkartenmodus in der FIFA-Reihe zu einer Gelddruckmaschine für Publisher EA SPORTS entwickelt. 70 Prozent der Einnahmen von gut sieben Milliarden Euro verbuchte der Publisher im Geschäftsjahr 2021/22 laut "Games Wirtschaft" durch Live Services, zu denen die Packs in FIFA und anderen Sportspielen zählen. 

Unverkäufliche Rewards erschweren Einstieg

Erneut scheint EA in FIFA 23 die eigene Gewinnmaximierung mit einer notwendigen Verbesserung des Produkts so eng zu verzahnen wie möglich: Denn eine Sache gibt in FUT 23 bereits in den ersten Zügen der neu angefangenen Spielzeit Rätsel auf: Das Abenteuer gestartet, und auf der Suche nach Münzen, um sein Team zu verstärken, sind Squad Building Challenges (SBCs) stets der erste Anlaufpunkt.

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Konnten Spieler in den jährlich von Beginn an verfügbaren SBCs in den letzten Jahren noch solide Packs ertauschen, deren Inhalt auf dem Ingame-Markt verkauft werden konnte, fällt diese Einnahmequelle dieses Jahr weg. "Untauschbar" sind die Packs geworden, durch deren Verkauf man noch in FIFA 22 seine ersten Schritte finanzieren konnte.

Chemie-System zwischen Flexibilität und Willkür

Den ersten Stimmungsdämpfer überwunden, steht der Teambau an, der dieses Jahr durch ein neues Chemie-System variabler gestaltet werden soll. Grundsätzlich ist der Ansatz durchaus interessant. Denn um die Spieler- und Teamchemie nach oben zu schrauben und dadurch Boosts der Spielerwerte zu erreichen, werden nicht mehr nur die nebeneinander stehenden Kicker in der Startformation berücksichtigt.

Allerdings gibt es einen anderen Knackpunkt: Spieler tragen nur dann zu der Chemie bei, wenn sie exakt auf der richtigen Position stehen. Einen ZDM als ZM spielen und den fehlenden Chemiepunkt wie zuvor mit einem Trainer der selben Liga oder Nation auszugleichen, ist nicht mehr möglich. Eine Änderungen, die auch in SBCs und Drafts Anwendung findet und diese zusätzlich erschwert. So kann man jetzt keinen IV mehr in den Sturm stellen, um von einer Verlinkung zu profitieren, da ein falsch aufgestellter Spieler immer null Chemiepunkte erhält.

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Ausbalancieren will EA SPORTS die Neuerung mit den Zweitpositionen. Die meisten Spieler können auch auf alternativen Orten auf dem Feld spielen. Wandelt man ihn mit Hilfe eines Items um, wird beispielsweise aus Timo Werner ein linker Flügelspieler statt eines Stürmers.

Flexibilität ist also geboten, jedoch von der Verfügbarkeit der nötigen Items auf dem Transfermarkt und der Entscheidung des Entwicklers über die möglichen Zweitpositionen abhängig. So kommt es, dass Spieler Positionen nicht innehaben, die sie im echten Leben bekleiden können. Oder diese entfallen sind, obwohl sie in FIFA 22 sogar auf dieser Position spielten.

In der Teamübersicht fehlen die bekannten Links. Die neue Chemie-Übersicht findet sich links am Bildrand.

In der Teamübersicht fehlen die bekannten Links. Die neue Chemie-Übersicht findet sich links am Bildrand. EA SPORTS

Neymar etwa war in der Beta des Spiels als offensiver Mittelfeldspieler einzusetzen. In der Vollversion ist dies nicht mehr möglich. Während das neue Chemie-System also viele Möglichkeiten eröffnet, verschließt es gleichermaßen auch einige Türen - besonders beim Bau der SBCs. Hier bleibt abzuwarten, ob EA SPORTS durch die Anforderungen oder ein hohes Aufkommen der nötigen Items entsprechend gegensteuert.

Momente des Lernens oder der Gier?

Ist der Teambau nach der gedanklichen Umstellung auf das neue System geglückt, erwartet Spieler das bekannte Bild: In Squad Battles kann gegen KI-Mannschaften um wöchentliche Boni gespielt werden, in Rivals (und später FUT Champions) geht selbiges gegen andere Gamer. Neuerungen gibt es quasi keine, in Rivals benötigt man allerdings nicht mehr vier Siege, um Rewards zu erhalten, sondern nur noch drei. 

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Neu ist der Modus Moments. In diesen gibt es kleine Szenarien, in denen in einer begrenzten Zeit Aufgaben erfüllt werden müssen. Es ist etwa eine bestimmte Anzahl an Pässen, Toren oder Zweikämpfen gefordert. Aber auch Teambuilding wird zum Thema. Gerade zu Beginn fungieren einige der Moments daher als eine Art Tutorial für ungeübte Spieler. Zur Belohnung gibt es eine neue Ingame-Währung, mit der man sich in einem Moments-eigenen Shop Packs besorgen kann. 

In FUT 23 kann man auch im Moments-Modus auf die Jagd nach Packs gehen. 

In FUT 23 kann man auch im Moments-Modus auf die Jagd nach Packs gehen. EA SPORTS

Wirklich lohnenswert ist das Abarbeiten der insgesamt eher oberflächlichen Moments gemessen an der Qualität der Packs jedoch nicht. Der Gedanke, dass EA SPORTS FUT-Neueinsteigern eher die Packs als die Spielmechaniken nahebringen will, lässt sich nicht vollends abschütteln.

Crossplay gelingt, Server stagnieren

Ebenso beharrlich hält sich die Kritik an der Serverstabilität des Spiels. Dass man nämlich dazu kommt, online anzutreten, scheint auch dieses Jahr nicht durchgängig gesichert zu sein.

So hatte es nach Release der Ultimate Edition, mit der nur ein Teil der Spielerschaft Zugriff auf den neuen Ableger hat, keine 24 Stunden gedauert, bevor der erste massive Serverausfall nicht nur die Onlinefunktionen des Spiels, sondern zusätzlich auch gleich noch die Web- und Companion-App komplett lahmlegte.

Die Einführung von Crossplay ist derweil ein echter Gewinn. Keine Gegner zu finden, gehörte in den ersten Spielstunden auch zu spätnächtlichen Zeiten und in ungefragten Spielmodi der Vergangenheit an. Außerdem drückt das gestiegene Angebot den Markt. PlayStation-User können sich nun über Item-Preise freuen, wie man sie letzte Jahr zu diesem Zeitpunkt nur auf der Xbox erzielen konnte.

Fazit

Es war abzusehen, dass EA SPORTS das Rad mit FUT 23 nicht neu erfinden würde. Mit Moments, Crossplay und dem neuen Chemie-System hat es aber drei mittelschwere bis große Änderungen gegeben. Während das Crossplay ein Volltreffer ist und das Chemie-System mit steigender Kartenzahl durchaus Potenzial bietet, erinnert Moments durch die schnelle Verfügbarkeit nicht wirklich lohnenswerter Packs an das größte Problem von Ultimate Team.

Denn auch in FIFA 23 bleibt Pay-to-Win ein erheblicher Faktor im Spiel. Wer früh an Ingame-Währung kommt, kann günstiger kaufen, zieht vielleicht mit etwas Glück noch einen Spieler, der einen Verbesserung darstellt, und steht am Ende besser da, als Gamer, die ihre Zeit nicht im Shop, sondern auf dem Platz verbracht haben. Weshalb die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte um EA SPORTS' Goldesel wohl wieder um ein Kapitel reicher wird.

Spaß macht FUT wie gehabt, das Spielprinzip wurde ja auch nicht angetastet. Wie sich die neuen Funktionen und Inhalte über die Zeit bewähren, ist noch nicht abzusehen. Grob daneben lag EA bisher jedoch selten.

Matti Jansen

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