Für die Französinnen ging es nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Jamaika im zweiten wegweisenden Vorrundenspiel auch um Wiedergutmachung. Trainer Herve Renard nahm drei Veränderungen an seiner Startformation vor: Perisset begann für Cascarino in der Abwehr, Dali ersetzte Mateo im Mittelfeld. In der Offensive kehrte Bacha nach ihrer im Testspiel gegen Australien erlittenen Verletzung zurück und rückte für Majri in die Startelf.
Zum französischen Glück konnte auch Kapitänin Wendie Renard von Beginn an mitmischen. Die Abwehrchefin war unter der Woche noch mit einer Wadenverletzung angeschlagen gewesen. Taktisch lief die Equipe nicht im gewohnten 4-4-2 auf, der 54-jährige Renard setzte auf ein 4-3-3.
Die Brasilianerinnen wussten bei ihrem 4:0 Auftaktsieg gegen Panama dagegen durch feinen Fußball zu überzeugen. Pia Sundhage, die schwedische Trainerin der Seleçao, schickte eine bis auf einen Wechsel unveränderte Elf ins Rennen: Geyse startete anstelle von Zaneratto neben Debinha im Doppelsturm. Ikone Marta saß wie schon im Auftaktmatch zunächst nur auf der Bank.
Le Sommer belohnt Frankreich für starken Auftakt
Die Anfangsphase der Partie gehörte klar Les Bleues, die die Brasilianerinnen dank gutem Pressing vor einige Probleme stellten. Über das Tempo ihrer Offensivspielerinnen kamen die Französinnen dann auch mehrfach vors Tor: Keeperin Leticia parierte noch gegen Toletti (5.) und Le Sommer (13.), war dann aber doch chancenlos: Karchaouis Diagonalball von der linken Seite legte Diani im Strafraum mit dem Kopf quer auf Le Sommer, die von Rafaelle vergessen worden war und dankbar zum 1:0 einköpfte (17.).
Brasilien wachte nach dem Rückstand auf, agierte nun offensiver und schaffte es, die Partie etwas ausgeglichener zu gestalten. Es entwickelte sich das erwartet temporeiche und intensive Spiel auf hohem Niveau. Die Französinnen aber dämpften die brasilianische Spielfreude und ließen wenig zu: Abgesehen von Adrianas Riesenchance (23.) und Debinhas Freistoß (30.) verzeichneten die Brasilianerinnen vor dem Pausenpfiff keinen Torabschluss. So ging es mit einem in Summe verdienten 1:0 für Les Bleues in die Pause.
Brasiliens Zauberfußball erwacht
Nach dem Seitenwechsel nutzten die Brasilianerinnen jedoch eine Unachtsamkeit in der französischen Defensive prompt: Nach fein durchgespitzeltem Ball von Kerolin nahm Debinha das Leder mit der Hacke an, legte es sich auf den rechten Fuß und überwand Peyraud-Magnin mit einem präzisen Abschluss ins lange Eck (58.).
Von dem Ausgleichstreffer und dem tosenden Jubel auf den Rängen wachgeküsst, fand die Seleçao fortan besser ins Spiel und glänzte teils mit sehenswerten Kombinationen. Die Brasilianerinnen agierten nun mutiger, es fehlte jedoch an Genauigkeit.
Brasilien schläft bei einer Ecke und wird dafür bestraft
Und das bestrafte Frankreich eiskalt: Bei einer Ecke von rechts verloren die Brasilianerinnen Renard aus den Augen und ließen Frankreichs Abwehrhünin am langen Pfosten unbedrängt zum Abschluss kommen. Ihr wuchtiger Kopfball ging gegen die Laufbahn von Leticia und schlug im langen Eck ein (83.). Sundhage reagierte sofort mit einem Dreifachwechsel und brachte unter anderem Marta in die Partie - es half nichts.
Frankreich feiert einen unter dem Strich verdienten 2:1-Erfolg, holt den wichtigen ersten Dreier bei dieser WM und hat zugleich im Rennen um den Gruppensieg nun die Nase vorn. Am kommenden Mittwoch (12 Uhr, LIVE! bei kicker) ist die Seleçao gegen Jamaika gefordert, Frankreich muss im Parallelspiel gegen Panama ran.