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Flecker: "Wir müssen die Situation annehmen, wie sie jetzt ist"

LASK-Flügelspieler im Interview

Flecker: "Wir müssen die Situation annehmen, wie sie jetzt ist"

Florian Flecker fühlt sich in Linz pudelwohl.

Florian Flecker fühlt sich in Linz pudelwohl. GEPA pictures

Im vergangenen Jahr kehrte Florian Flecker nach einem mäßig erfolgreichen Aufenthalt in Deutschland nach Österreich zum TSV Hartberg zurück, traf prompt bei seinem Debüt und sammelte beim steirischen Klub wieder Selbstvertrauen und Spielpraxis. Nur ein halbes Jahr später schlug der LASK zu und sicherte sich mit dem 26-Jährigen einen variablen Spieler für die Außenbahn. "Das Gesamtpaket und die Möglichkeit, international zu spielen, haben mich überzeugt. Jeder, der die Entwicklung vom LASK in den letzten Jahren beobachtet hat, hat gesehen, dass hier etwas entstanden ist. Das ist eine super Adresse in Österreich. Zudem kommt mir auch das System mit Gegenpressung und schnellem Umschaltspiel entgegen, da hat es für mich nicht viel zum Überlegen gegeben. Es war ein logischer und richtiger Schritt in meiner Karriere", so Flecker im kicker-Interview über seine Wechselentscheidung in die Stahlstadt.

Qualifikationsgruppe - 25. Spieltag

Mit 35 Pflichtspielen bisher (22 in der Bundesliga) kann sich die Einsatzbilanz des Flügelspielers beim Klub aus Oberösterreich durchaus sehen lassen, mit seinem Start in Linz zeigt sich Flecker zufrieden: "Ich persönlich habe bisher eine sehr gute Zeit erlebt. Ich habe viele Spiele machen können, habe auch diese Dreifachbelastung gut wegstecken können und habe mich körperlich extrem weiterentwickelt. Natürlich sind nicht alle Dinge ganz perfekt gelaufen, aber allgemein fühle ich mich sehr wohl in Linz." Bei seinen Scorerwerten (fünf Tore und sechs Assists) sieht er allerdings noch Nachholbedarf: "Das sind noch zu wenig. Ich habe selbst auch extrem viele Chancen liegengelassen, aber man kann nur die Zukunft beeinflussen und da werde ich wieder alles daransetzen, dass die Statistik besser wird."

Lehrreiche Europacup-Zeit

Mit den Athletikern erlebte der 26-Jährige auch seine ersten Auftritte im Europacup, konnte sich erstmals in seiner Karriere auf dem internationalen Parkett präsentieren und sicherte sich auf Anhieb mit seiner Mannschaft den Gruppensieg in der UEFA Europa Conference League. "Die Spiele haben mich irrsinnig gefreut, weil ich das bisher in meiner Karriere noch nicht hatte. Es ist einfach cool, wenn man unter der Woche auf so einer Bühne spielen kann. Ich glaube, es war allgemein eine sehr gute Performance von uns. In der Gruppenphase haben wir eine richtig gute Leistung gezeigt. Nur beim Achtelfinalhinspiel in Prag hatten wir keinen guten Tag. Beim Rückspiel sind wir aber erfolgreich zurückgekommen und haben gezeigt, was in uns steckt", ist Flecker mit seinen ersten internationalen Auftritten durchaus im Reinen.

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Mit fünf Siegen aus sechs Spielen und lediglich einem erhaltenen Gegentreffer war der LASK am Ende der Gruppenphase sogar das beste Team im neugeschaffenen europäischen Klubbewerb. Im nachfolgenden Achtelfinale musste man sich dann aber dem tschechischen Tabellenführer und amtierenden Meister Slavia Prag geschlagen geben. "Speziell die Spiele gegen Slavia Prag haben gezeigt, dass wir in gewissen Dingen schlauer agieren müssen. Sei es beim Zweikampfverhalten oder in der Positionierung. Slavia ist körperlich eine sehr gute Mannschaft mit einem starken Umschaltspiel. Aus solchen Partien kann jeder von uns einiges mitnehmen", zieht Flecker die richten Schlüsse aus den beiden Duellen, von denen man das Rückspiel durch ein furioses Finish mit 4:3 für sich entscheiden konnte.

Erfolgreicher Start in Qualifikationsgruppe

Während man international durchaus für Sternstunden sorgen konnte, hinkte man im Bundesliga-Alltag den eigenen Ansprüchen hinterher, erlebte zu viele Auf und Abs und konnte sich am Ende erstmals seit der Ligareform nicht für das obere Play-off qualifizieren. "Klar hätten wir uns das anders vorgestellt. Das Gute ist, dass ich die Qualifikationsgruppe schon aus den Zeiten bei Hartberg kenne. (lacht) Natürlich hat es geschmerzt, dass wir oben nicht reingekommen sind, obwohl wir in den letzten vier Partien im Grunddurchgang eine sehr gute Leistung gezeigt haben. Wir müssen die Situation aber so annehmen wie sie jetzt ist und werden versuchen, das Beste rauszuholen", sieht es Flecker sportlich.

Diese mangelnde Effizienz vor dem Tor begleitet uns schon etwas zu lange.

Florian Flecker zu den Auf und Abs des LASK

Dort gelang mit dem 6:0-Heimsieg gegen die WSG Tirol ein fulminanter Start, Flecker avancierte mit zwei Toren und zwei Assists zum Matchwinner. "Das hat extrem gut getan. Ich habe in den Spielen davor doch ein paar große Chancen liegengelassen, habe aber immer gewusst, dass der Abschluss meine Stärke ist. So habe ich einfach weitergemacht und dann ist in diesem Spiel ziemlich viel zusammengekommen. Das hat mich brutal gefreut. Als ich beim ersten Tor gesehen habe, dass der Ball über der Linie war, war das eine große Erleichterung und eine Befreiung", fiel dem 26-Jährigen bei seiner Galavorstellung gegen die Mannschaft von Thomas Silberberger ein großer Stein vom Herzen. Danach kam die Tormaschinerie der Linzer (zehn Treffer in zwei Spielen) beim torlosen Remis gegen seinen Ex-Klub Hartberg aber wieder zu einem Halt.

Flecker sieht positiven Trend

"Man muss schon sagen, dass Hartberg ein schwerer Riegel zum Knacken war. Die haben mit Fünferkette agiert, waren sehr defensiv eingestellt und gegen eine so tiefstehende Mannschaft ist es immer schwerer, Lösungen zu finden. Wir arbeiten jede Woche viel vor dem Tor, machen viele Abschlussübungen und versuchen, das Ganze in die richtige Richtung zu lenken. Zuletzt haben wir gezeigt, dass wir es draufhaben. Dennoch begleitet uns diese mangelnde Effizienz vor dem Tor schon etwas zu lange und wir können nur weiter daran arbeiten. Es würde sich jeder wünschen, wenn es anders wäre, aber wir können an der Vergangenheit eh nichts ändern und müssen schauen, dass es in Zukunft besser wird. Wir haben genug Qualität in der Mannschaft und versuchen, jedes Spiel so viele Tore wie möglich zu machen", gibt sich Flecker zuversichtlich.

Die Länderspielpause nutzte man dazu, weiter gezielt am Torabschluss zu arbeiten, um den siebten Platz und eine mögliche erneute Teilnahme am Europacup abzusichern: "Natürlich will man als Profi immer gleich weiterspielen, aber es waren jetzt doch intensive Wochen und von dem her tut es uns allen gut, ein spielfreies Wochenende zu haben, um die Kräfte für die entscheidenden Wochen neu zu bündeln und als gesamtes Team an uns zu arbeiten."

Maximilian Augustin