"Die WM beschäftigt uns noch. Die Leistung der Unparteiischen dort war nicht befriedigend. Unsere Aufgabe ist es nun, allen klarzumachen, dass es in Deutschland so nicht kommen wird. Ein rücksichtsloser Einsatz muss mit Gelb und nicht nur mit Freistoß bestraft werden. Dazu gehören ein klarer Tritt auf den Fuß und ein Ellenbogen im Gesicht."
Unterstützung findet er dabei von Hellmut Krug. Der Schiedsrichterexperte der DFL erläutert anhand von 18 Szenen von der WM, wie die Lehrmeinung aussieht: "Das Bestreben, das Spiel laufen zu lassen, war bei der Weltmeisterschaft gegen jeden Verstand. Bei uns gab es in der Vergangenheit für solche Dinge Gelb und es wird auch in Zukunft dafür Gelb geben." Was ihn besonders stört: "Es wurde im Verlauf des Turniers nicht nachgebessert, das ist das Bedenkliche." Die Konsequent daraus war aus seiner Sicht eine Eskalation der Unsportlichkeiten beim Halbfinale Niederlande gegen Argentinien.
Freistoßspray und Torlinientechnologie in der Diskussion
Zwei Neuerungen, die erstmals bei einer WM zum Einsatz kamen, stehen am Chiemsee auch in der Diskussion: das Freistoßspray und die Torlinientechnologie. "Das Spray allein hilft nicht. Um die Mauer korrekt zu stellen, bedarf es auch der Persönlichkeit des Schiedsrichters." Dennoch steht man einer Einführung offen gegenüber. Darüber sollen die Vertreter der deutschen Profivereine im Dezember abstimmen, ebenso wie ein zweites Mal über die Torlinientechnologie, die sie im Frühjahr noch mehrheitlich abgelehnt hatten.
Zwei Unparteiische fehlen beim Lehrgang: Bibiana Steinhaus, die kurzfristig wegen Krankheit absagen musste, und Dr. Felix Brych, der nach seiner WM-Teilnahme noch im geplanten Urlaub weilt. Zu seinen Leistungen bei der Weltmeisterschaft sagte Herbert Fandel: "Er hat konsequent und gut gepfiffen. Ich war enttäuscht, dass er nicht noch bei einem dritten Spiel zum Einsatz kam."
Thomas Roth