Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt
Er hatte sich bereits angekündigt und konnte die Einladung glücklicherweise auch annehmen. Einen Tag nach seinem 70. Geburtstag, den er noch im kleinen Kreis mit Familie und Freunden verbracht hatte, bekam Joachim Deckarm die große Bühne, die ihm zusteht. Gemeinsam mit zahlreichen 78er-Weltmeistern war der einstige Weltklasse-Handballer in der Lanxess Arena zu Gast.
Hauptrunde in Köln - 2. Spieltag
Unmittelbar nach der Hauptrundenpartie zwischen Ungarn und Kroatien - und damit noch vor dem Aufwärmen der deutschen Mannschaft - wurde Deckarm vom DHB geehrt. Bereits im Vorfeld hatte der gebürtige Saarbrücker von einem "Traum für mich" gesprochen.
Mit tosendem Applaus wurde Deckarm von den 19.750 Zuschauern in der Lanxess Arena empfangen, es folgte ein Lichtermeer und ein Geburtstagsständchen. Bis heute ist die Riege von 1978, als Deutschland in Dänemark zum insgesamt zweiten Mal unter Trainer Vlado Stenzel Handball-Weltmeister wurde, ein eingeschworener Haufen. Regelmäßig wird Deckarm im Gummersbacher Evangelischen Seniorenzentrum, wo er seit 2018 lebt, von den ehemaligen Mitspielern besucht.
Insgesamt 131 Tage im Koma
Deckarm zählt bis heute zu den legendärsten deutschen Handballer, auch wenn seine Karriere am 30. März 1979 so jäh geendet hatte. Im ungarischen Tatabanya knallte der damals 25 Jahre alte Rückraumspieler nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit Lajos Panovics mit dem Kopf auf den Betonboden. Das Leben veränderte sich fortan für immer. Nach einem doppelten Schädelbasisbruch, einem Gehirnhautriss sowie schweren Gehirnquetschungen lag Deckarm insgesamt 131 Tage im Koma.
Als Deckarm daraus wieder erwachte, musste er praktisch alles von Neuem erlernen. Gegenspieler Panovics machte Deckarm, der zu dieser Zeit sogar als bester Handballer der Welt galt, übrigens nie einen Vorwurf. Panovics hatte einen emotionalen Schock erlitten. Später erlernte der Ungar die deutsche Sprache, um Deckarm in dessen Muttersprache um Entschuldigung zu bitten. Bis heute sind sie Freunde.
