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Der angepatzte Robert Klauß

Faktencheck nach Ilzer-Angriff

Der angepatzte Robert Klauß

Robert Klauß hat den Zorn des Sturm-Trainers auf sich gezogen.

Robert Klauß hat den Zorn des Sturm-Trainers auf sich gezogen. GEPA pictures

"In Österreich", ließ der wegen des Spionagevorwurfs verärgerte Christian Ilzer nach dem 3:1-Sieg seinem Kollegen Robert Klauß ausrichten, "ist es nicht üblich, einen Trainerkollegen anzupatzen." Es war freilich auch nicht die ganz feine englische Art, wie der Sturm-Coach unterschwellig die Arbeit des Rapid-Trainers infrage stellte: "Er hat Rapid defensiv stabiler gemacht, aber wenn man sich den xG-Wert unter Zoki Barisic anschaut und jetzt unter Klauß, ist das ein deutlicher Rückgang."

Meistergruppe - 28. Spieltag

Und noch einen kleinen Seitenhieb konnte sich der steirische Erfolgstrainer nicht verkneifen: "Wir kennen unsere Gegner inhaltlich so gut, dass wir wissen, was auf uns zukommt. Und wenn ein Gegner dann eine andere Systematik spielt, so wie heute, tut er sich meistens selbst keinen Gefallen, weil dann kein Automatismus drinnen ist." Ilzer spielte damit wohl auf die Dreierkette an, die Rapid erstmals auspackte - und die bei allen drei Gegentoren nicht funktionierte.

Die Dreierketten-Reaktion

So wie die persönlichen verbalen Angriffe des Sturm-Trainers versuchte Robert Klauß auch die Sinnhaftigkeit der Umstellung auf die Dreierkette wegzulächeln. "Wenn wir den Gegner ohne Gegnerdruck zu zwei Toren einladen, ist das ja kein Problem der Dreierkette." Diese sei ohnehin der Personalsituation geschuldet gewesen. "Eine Vierkette mit der dann notwendigen Doppelsechs wäre sich mit unseren Ausfällen kaum ausgegangen." Die Dreierkette hätte dann - in der Theorie - mit zwei höher stehende Achtern (Kaygin und Seidl) auskommen und zusätzlich für mehr Ruhe am Ball, sowie daraus resultierend für mehr Ballbesitz sorgen sollen. In der Praxis klappte das erst in der zweiten Hälfte, als Nenad Cvetkovic bei seinem Comeback Maximilian Hofmann ersetzte und dem in den ersten 45 Minuten alles andere als sattelfesten Nikolas Sattlberger eine Stütze war.

Die kicker-Elf des 28. Spieltags

Der Vergleich mit Barisic

Was den von Ilzer angesprochenen Vergleich mit Barisic betrifft, so ist Klauß' Augenmerk auf die Defensive nicht nur am Wert der "expected Goals" abzulesen. In den 14 Bundesliga-Runden unter Barisic erzielten die Hütteldorfer ein Torverhältnis von 27:16, bei Klauß sind es nach ebenso vielen Spielen 17:11 Tore. Die anfänglich stolze Bilanz des "Zoki"-Nachfolgers liest sich nach den zwei Niederlagen gegen Sturm auch nicht mehr viel besser als vorher. Barisic zeichnete für vier Siege, sechs Remis und vier Niederlagen verantwortlich, Klauß hält bei fünf Siegen, sechs Remis und drei Niederlagen. Ein Sieg gegen einen der "Big Three" (RB Salzburg, Sturm, LASK) ist auch ihm noch nicht gelungen, den einzigen Dreier in der Meisterrunde fuhr er gegen Hartberg ein.

Keine Joker-Tore, kein Spiel gedreht

Was mittlerweile auch auffällt: Robert Klauß hat in seinen 14 Bundesliga-Spielen 56 Wechsel vorgenommen, aber noch nicht eine Torbeteiligung, geschweige denn ein Joker-Tor, eingewechselt. Zum Vergleich: Die 61 Einwechslungen von Barisic führten zu fünf Toren und vier Assists. Selbst Markus Mader, der Austria Lustenau nach 14 Runden als Stockletzter verlassen musste, brachte zwei Tore und zwei Assists von der Bank, sein Nachfolger Andreas Heraf sogar drei Tore und drei Vorlagen. Erstaunlich auch Peter Pacult mit seinem limitierten Klagenfurt-Kader: Er ist mit 13 Torbeteiligungen (neun Tore, vier Assists) Nummer zwei hinter Gerhard Struber, der in Salzburg auf eine Luxus-Bank zurückgreifen konnte.

Dazu passt, dass Rapid neben dem WAC und Schlusslicht Lustenau einer vor nur drei Klubs ist, der einen Rückstand noch nie in einen Sieg drehen konnte. Zwölf Mal waren die Grün-Weißen bisher im Hintertreffen, sieben Mal gingen sie danach ohne Punkte unter die Dusche, fünf Mal gelang wenigstens noch ein Punkt. Auch hier exerziert Peter Pacult vor, was möglich ist: Seine Klagenfurter holten nach 17 Rückständen noch 14 Punkte. Bestwert der Liga!

Horst Hötsch

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