Klare Kritik hatte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht nach dem 1:1 bei den Würzburger Kickers an der Leistung seiner Mannschaft geäußert. Die personelle Konsequenz daraus? Lieberknecht brachte exakt dieselbe Startelf erneut und gab den Spielern die Chance zur Wiedergutmachung.
St. Paulis Coach Ewald Lienen musste nach dem 0:1 gegen den VfB Stuttgart zwangsläufig einen Wechsel vornehmen: Buballa fehlte gelbgesperrt. Da auch Gonther (nach Infekt) nicht auflaufen konnte, rückte Hornschuh in die Startformation, Park von innen auf die Position des Linksverteidigers.
Premierentor durch Sobiech
Erster gegen Letzter hieß es in Braunschweig, ein solcher Unterschied war auf dem Platz aber nicht zu erkennen. Die Hamburger starteten ungemein engagiert und setzten die Eintracht immer wieder früh unter Druck. Durch einen Schönfeld-Schuss über den Kasten hatten die Braunschweiger zwar dennoch die erste Chance der Partie (4.), St. Pauli blieb aber dran. Pech hatten die Hamburger, als Thy wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde (5.), groß war der Jubel aber zwei Minuten später: Bei einer Ecke von Cenk Sahin war Schönfeld zu passiv gegen Sobiech, der den Ball aus fünf Metern einköpfte. Mit dem ersten Kopfballtreffer der Saison und dem ersten Tor nach einer Ecke gingen die Hamburger in Führung.
Nehrig als zusätzliche Absicherung
Nur langsam arbeitete sich die Eintracht in die Partie gegen Hamburger, die den Spielaufbau immer wieder durch frühes Anlaufen störten und bei denen sich Nehrig in letzter Konsequenz häufig in die Abwehrreihe zurückfallen ließ, um etwaige Lücken in der Staffelung zu stopfen.
2. Bundesliga, 19. Spieltag
Glück hatten die Niedersachsen, als Schiedsrichter Christian Dietz eine Abwehraktion von Omladic zwar mit Gelb ahndete, das entsprechende Handspiel aber Zentimeter vor der Sechzehnerlinie erkannt hatte (18.). Die Verwarnung hat aber ebenso wie die später in der ersten Hälfte noch folgenden für Reichel und Schönfeld Folgen: Es war jeweils Nummer fünf, das Trio fehlt damit im kommenden Gastspiel in Nürnberg.
Braunschweig kam im Laufe des ersten Durchgangs aber besser ins Spiel und hätte eigentlich ausgleichen müssen, Kumbelas Abschluss aus sechs Metern missglückte aber völlig (20.). Es sollte der einzige Hochkaräter für die Hausherren vor der Pause bleiben. St. Pauli wehrte sich effektiv und hatte seinerseits noch Möglichkeiten durch Park und Sobota (40., 41.).
Schlüsselszene: Domi Kumbela bringt den Ball nicht an Philipp Heerwagen vorbei.
Mit Ofosu-Ayeh für Sauer zog BTSV-Trainer Lieberknecht in der Pause seine erste Option, konnte dem Spiel damit aber auch keine grundsätzliche Wende geben. Braunschweig drängte zwar, fand gegen die leidenschaftlich verteidigenden Hamburger aber kaum eine Lücke. Die Gäste blieben aktiv, die Partie war auf schwer zu bespielendem Rasen immer mehr von Kampf und Zweikämpfen geprägt.
Früh zog Lieberknecht mit Abdullahi und Boland seine letzten Joker (59.), doch eine Wende schafften die Braunschweiger nicht. Aus dem Mehr an Ballbesitz konnten die Löwen den Riegel der Gäste nicht knacken, Parks Halten gegen Nyman bei dessen Abschluss wurde zudem nicht geahndet (68.).
So erhöhte Braunschweig das Risiko und wurde kalt erwischt. Der eingewechselte Litka setzte aus der eigenen Hälfte bei einem Konter Cenk Sahin ein. Boland grätschte am Ball vorbei, so dass der Hamburger einsam auf Fejzic zulaufen und diesen mit einem Schuss durch die Beine überwinden konnte (72.).
Sieben Minuten Nachspielzeit - und der Anschluss
Trotz des 0:2-Rückstands ließen die Braunschweiger weiterhin zumindest den Willen erkennen. So ging es in der Schlussphase noch temporeich hin und her, nach Behandlungspausen für Möller Daehli, Cenk Sahin und Heerwagen spendierte Schiedsrichter Dietz sieben Minuten Nachspielzeit. Und diese sollten noch heiß werden: Omladics Kopfball ging daneben (90.+2), aber Abdullahi traf per Kopf schön ins lange Eck (90.+6). Kurz musste St. Pauli noch zittern, doch dann stand der zweite Auswärtssieg der Saison fest, der Erinnerungen an die Saison 2014/15 weckt: Auch da holte St. Pauli als Tabellenletzter einen Sieg in Braunschweig mit einem Sobiech-Tor, damals hieß es am Ende 2:0.
Ohne die nun gesperrten Omladic, Reichel und Schönfeld gastiert Eintracht Braunschweig am Freitagabend (18.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg. Den Rückenwind des zweiten Auswärtssieges nimmt St. Pauli mit ins Spiel gegen Dynamo Dresden am Sonntag (13.30 Uhr).