Beide Mannschaften gingen mit Rückenwind in die Begegnung, hatten sie ihr Auftaktspiel doch jeweils gewonnen. Brasilien hatte Serbien mit 2:0 besiegt, der Schweiz reichte beim 1:0 über Kamerun der goldene Treffer von Embolo. Vorgelegt hatte ihn Shaqiri, der nun gegen die Seleçao mit Oberschenkelproblemen passen musste. Für ihn startete Youngster Rieder.
Gruppe G, 2. Spieltag
Die Südamerikaner wurden nach einem ersten Abtasten nach und nach zielstrebiger. Gleich mehrfach scheiterte die prominent besetzte Offensive am letzten Pass. Erst geriet die Hereingabe von Richarlison für Vinicius Junior in der Strafraummitte zu kurz (12.), ehe eine Flanke von Lucas Paqueta den eingelaufenen Richarlison nur hauchzart verfehlte (19.).
Nur eine Großchance in der ersten Halbzeit
Das Fehlen von Superstar Neymar (Sprunggelenksverletzung), für den Fred in die Anfangsformation gerückt war, machte sich bemerkbar. Dennoch wurde Brasilien langsam besser und kam dann zur ersten großen Gelegenheit: Raphinha fand Vinicius Junior mit seiner Flanke am zweiten Pfosten. Völlig freistehend scheiterte der Flügelflitzer von Real Madrid am glänzenden Sommer (27.), der einen Fernschuss von Raphinha kurz darauf festhalten konnte (31.).
Sechs Minuten vor dem Seitenwechsel war dann die Schweiz drauf und dran, ihre erste Großchance zu kreieren. Nach einer Hereingabe von links nahm Vargas im Sechzehner den Ball zunächst gut mit. Der Augsburger befand sich fast in optimaler Schussposition, verdribbelte sich dann aber, sodass Alisson die Kugel locker aufnehmen durfte. Eine Szene, die zum überwiegenden Leerlauf in Durchgang eins passte.
Seleçao erzielt Führung - Aber VAR schreitet ein
Auch nach dem Seitenwechsel blieb das erhoffte Spektakel weiter aus. Brasilien hatte nach wie vor leichte Feldvorteile, doch im letzten Drittel fehlte zunächst die Konsequenz. Auch der geniale Moment von Vinicius Junior blieb ungekrönt. Ein feiner Außenristpass des 22-Jährigen rauschte Zentimeter an der einschussbereiten Fußspitze von Richarlison am Fünfmeterraum vorbei.
Dann jubelte Brasilien: Nach dem Steckpass von Casemiro brach Vinicius Junior über links durch und verlud Sommer, indem er den Ball trocken in die lange Ecke legte (64.). Die Eidgenossen standen schon wieder am Anstoßpunkt bereit. Doch rätselnde Gesichter auf beiden Seiten bemerkten, wie der Video-Schiedsrichter plötzlich eingriff. Weil Richarlison zuvor bei der Entstehung des Treffers im Abseits gestanden hatte, nahm Schiedsrichter Ivan Barton das Tor zurück.
Casemiro erlöst Brasilien mit einem Drop-Kick
Doch das Team von Tite blieb geduldig und lief weiter munter an. Von der Nati kam inzwischen gar nichts mehr. Und schließlich leistete die Schweiz keine Gegenwehr, als es sieben Minuten vor dem Ende noch einmal richtig brasilianisch wurde. Mit einem No-Look-Pass bediente der eingewechselte Rodrygo im Sechzehner Casemiro, der den Ball per Drop-Kick in die Maschen jagte - auch, weil Akanji den Schuss noch abfälschte.
Diesmal wurde die verdiente Führung nicht zurückgenommen. Da das Team von Murat Yakin in der Schlussphase nicht mehr zurückschlug und Rodrygo noch einmal an Sommer scheiterte (90.+4) blieb es beim knappen Erfolg der Brasilianer, die nun sicher im Achtelfinale stehen.
Am letzten Spieltag der Gruppenphase trifft der fünfmalige Weltmeister am Freitagabend (20 Uhr) auf Kamerun. Zeitgleich will die Schweiz gegen Serbien ihr Achtelfinal-Ticket lösen. Dafür würde bereits ein Remis reichen, sollte Kamerun nicht gegen Brasilien gewinnen.