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Bajic im Gespräch: "Das ist ein Topgefühl, wenn man so in das neue Jahr startet"

Matchwinner im Cup-Viertelfinale

Bajic im Gespräch: "Das ist ein Topgefühl, wenn man so in das neue Jahr startet"

Ante Bajic konnte endlich wieder Jubelmomente erleben.

Ante Bajic konnte endlich wieder Jubelmomente erleben. GEPA pictures

Als einer von zahlreichen Neuzugängen des SK Rapid schlug Ante Bajic im vergangenen Sommer seine Zelte in Wien auf. Nach einem schwierigen Herbst standen aber nur 16 Pflichtspiele und ein Treffer für den ehemaligen Top-Scorer der SV Ried zu Buche, der sich die Integration bei seinem neuen Verein auch wesentlich leichter erhoffte hatte. "Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn ich von Anfang an super gestartet wäre. Die Corona-Infektion zu Beginn hat mich hart erwischt und ich habe mich danach nicht wirklich fit gefühlt", erzählt Bajic im Gespräch mit dem kicker über seine Startschwierigkeiten bei den Hütteldorfern.

ÖFB-Cup-Viertelfinale

"Da dachte ich, dass es nach zwei, drei Spielen wieder besser geht, aber das war leider nicht der Fall und ich habe mir länger schwer getan beim Atmen. Man möchte ja die Leistung bringen, aber wenn man sich dann schwer tut, macht man sich auch seine Gedanken." Während es auch in den Folgemonaten in der Bundeshauptstadt noch nicht mit dem Durchbruch klappen wollte, fing das neue Jahr dafür umso erfreulicher an. Mit einem späten Doppelpack im ÖFB-Cup-Viertelfinale sicherte er nicht nur das Weiterkommen seines Teams, sondern tankte auch selbst dringend benötigtes Selbstvertrauen. "Es war für mich persönlich natürlich ein Highlight und ich bin froh, dass die Lupfer so punktgenau aufgegangen sind. Das ist ein Topgefühl, wenn man so in das neue Jahr startet", strahlt Bajic.

Bajic bleibt nach Doppelpack am Boden

Dennoch gibt sich der Offensivprofi nicht nur zufrieden, sondern blickt durchaus selbstkritisch auf seinen 120-minütigen Pokalauftritt zurück: "Ich hatte schon in den ersten 90 Minuten zwei, drei Chancen, wo ich mindestens eine machen muss. Da geht noch einiges besser in den Aktionen nach vorne. Ich bin da generell ein sehr selbstkritischer Spieler und schaue, was man besser machen und wie man der Mannschaft noch mehr helfen kann", meint Bajic, dem aber sichtlich ein Stein vom Herzen gefallen ist: "Für mich selbst war das sehr wichtig. Ich habe mit den beiden Toren viel Selbstvertrauen getankt und kann nun positiv in die Rückrunde schauen."

Jetzt gilt es, auch in den kommenden Spielen so eine Leistung abzurufen.

Ante Bajic

Ob solch ein Spiel der berühmte Knotenlöser für den 27-Jährigen bei den Hütteldorfern sein kann? "Ich hoffe es. Man kann aber natürlich nach einem Spiel nicht sagen, dass danach auch wieder alles aufgeht. Wenn ich mal zwei, drei Spiele gemacht habe, wo ich getroffen habe, kann man sagen, der Knoten ist aufgegangen", will sich Bajic nicht an einer guten Leistung messen, sondern vielmehr in den nächsten Spielen weiter angreifen: "Ich bleibe bodenständig, arbeite hart weiter, ziehe Kraft aus dem Spiel und hoffe, dass es nun so weitergeht. Jetzt gilt es, auch in den kommenden Spielen so eine Leistung abzurufen."

Lob für Coach Barisic

Nach vier Jahren in Ried und davor in der Regionalliga bei Union Gurten war der Sprung aus der oberösterreichischen Heimat in die Millionenstadt Wien für Bajic trotz der Erfahrung von 60 Bundesligaspielen doch recht anspruchsvoll: "Für mich persönlich war es der richtige Schritt. Natürlich war die Umstellung groß. In Ried kannte ich die Leute, meine Familie war auch dort und hier ist alles einfach viel größer. Was die Fankultur, die Vereinsgeschichte und generell Wien selbst angeht. Gerade in der Anfangsphase versucht man, sich schnell einzuleben und stellt sich zu Beginn alles einfacher vor. Es war daher eine sehr große Veränderung und nicht immer leicht."

Zudem auch die Erwartungshaltung bei den Wienern eine wesentlich höhere ist und besonders die Rapid-Anhänger mit sehr viel Emotionalität für ihren Klub einstehen. "Wir reden von Rapid und dort ist die Erwartungshaltung immer groß. Man will zeigen, was man kann und macht sich dabei selbst vielleicht zu viel Druck. Wenn man bei Rapid spielt, muss man wissen, um was es geht und bei was für einem Verein man spielt. Da ist hier ganz anders als davor in Ried", so Bajic.

Die Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Sportlich läuft es bei den Grün-Weißen seit der Übernahme von Cheftrainer Zoran Barisic wieder. Man ist seit fünf Pflichtspielen ungeschlagen, steht auf Tabellenplatz vier und im ÖFB-Cup-Halbfinale. Nach turbulenten Zeiten im vergangenen Jahr, ist wieder Ruhe im Verein eingekehrt. "Es sieht alles aktuell gut aus, auch wenn wir in der Liga vielleicht noch besser dastehen könnten. Wichtig war es aber, den Anschluss nach oben halbwegs zu halten und dass wir im Cup weitergekommen sind. Das war ein großes Ziel. Jetzt lässt es sich noch besser arbeiten, wobei ich auch davor versucht habe, mich aufs Fußballspielen zu konzentrieren und mich nicht von Dingen abseits ablenken zu lassen", meint Bajic.

Einen großen Anteil an der positiven Wende schreibt er dabei dem aktuellen Coach zu: "Zoran Barisic versucht uns einfach, die Lockerheit und Sicherheit zu geben. Einerseits will er, dass wir Vollgas geben und kämpferisch was zeigen, andererseits betont er auch, dass wir dabei nicht auf den Spaß und die Lockerheit vergessen sollen. Das ist ein wichtiger Faktor im Fußball. Wir sollen uns keinen zu großen Druck machen, sondern er weiß, was die Mannschaft kann und versucht uns das zu übermitteln. Er kennt da auch die Stärken von uns Neuzugängen vielleicht noch einen Tick besser, weil er sich damals bei unserer Verpflichtung in seiner Rolle als Sportdirektor viel mit uns beschäftigt hat und weiß, wie man unsere Qualitäten am besten einsetzen kann."

Nächster Halt: Graz

In den kommenden Spiel soll es in dieser Art weitergehen. Mit dem Duell gegen Sturm Graz erwartet die Wiener aber gleich ein richtiger Schlager zum Ligaauftakt im Frühjahr. Bajic weiß, auf was man sich vorbereiten muss: "Ich glaube, dass es ein sehr intensives Spiel wird. Sie haben gerade Salzburg aus dem Pokal geschmissen und haben daher bestimmt eine breite Brust. Wir werden den Gegner gut analysieren und werden versuchen, unseren Matchplan so gut wie möglich umzusetzen. Schlussendlich geht es darum, wer die Zweikämpfe annimmt, wer intensiver spielt und den Sieg mehr will. Das müssen wir zeigen und dann ist alles möglich."

Bundesliga - 18. Spieltag

Ein Sieg in Graz ist für Bajic nichts Unbekanntes. Im letzten Jahr konnte er mit der SV Ried im ÖFB-Cup-Achtelfinale mit einem 2:1-Erfolg für eine große Überraschung sorgen. "Wir haben damals einfach die Chancen genutzt, die wir bekommen haben. Zudem haben wir hinten gut verteidigt. Es ist wichtig, dass man über 90 Minuten lang konstant spielt und die Zweikämpfe mit Leidenschaft bestreitet. Nur 30 Minuten gut spielen wird gegen Sturm Graz nicht reichen. Wichtig ist, dass wir gegen sie immer hellwach sind, unsere Möglichkeiten nutzen und am besten zu null spielen. Dann kann man sicher etwas mitnehmen", ist sich Bajic sicher.

Sollte der Frühjahrsstart gelingen, würden die Wiener einen weiteren Schritt Richtung erfolgreicher Teilnahme am oberen Play-off machen. Wie weit die Grün-Weißen dann noch die Leiter hinaufklettern können, darauf will sich Bajic nicht festlegen: "Wir wollen einfach Step by Step denken und nicht gleich drei, vier Spiele vorausschauen. Wir haben jetzt erstmal ein sehr schwieriges Spiel gegen Sturm Graz vor uns und deswegen ist es nicht gescheit, sich irgendwelche Gedanken darüber zu machen, wo man in Zukunft stehen kann bzw. möchte. Jetzt geht es darum, so viele Punkte wie möglich zu machen und dann schauen wir, wo wir stehen. So weit wie oben ist natürlich das Ziel."

Maximilian Augustin

Pellegrino Matarazzo (TSG 1899 Hoffenheim) beim ersten Training mit der Mannschaft

Matarazzo über das Kribbeln und "richtige" Fehler

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