Bundesliga

"Geld ist mir nicht wichtig": Weltmeister Höwedes beendet seine Karriere

Erfolgreicher Abwehrmann hat zuletzt in Moskau gespielt

"Geld ist mir nicht wichtig": Weltmeister Höwedes beendet seine Karriere

Schalke-Liebling und Weltmeister 2014: Benedikt Höwedes.

Schalke-Liebling und Weltmeister 2014: Benedikt Höwedes. imago images

Seinen plötzlichen Abschied von der Fußballbühne verkündete Höwedes an diesem Freitag im "Spiegel".

Dort teilte der zuletzt vertragslose 32-Jährige (Vertrag wurde am 8. Juni 2020 aufgelöst) mit: "Ich hatte einige Anfragen aus dem In- und Ausland, aber ich wollte micht nicht mehr abhängig machen von den Entscheidungen anderer. Ich wollte jetzt einen Schlussstrich ziehen."

Spielersteckbrief Höwedes
Höwedes

Höwedes Benedikt

FC Schalke 04 - Vereinsdaten
FC Schalke 04

Gründungsdatum

04.05.1904

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Juventus Turin - Vereinsdaten
Juventus Turin

Gründungsdatum

01.11.1897

Vereinsfarben

Weiß-Schwarz

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Lokomotive Moskau - Vereinsdaten
Lokomotive Moskau

Gründungsdatum

23.07.1922

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Deutschland - Vereinsdaten
Deutschland

Gründungsdatum

28.01.1900

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Rein von der Fitness her hätte er sich ein abermaliges Engagement bei einem Klub sicherlich vorstellen können: "Ich habe in den vergangenen zwei Jahren 50 Spiele für Lokomotive Moskau gemacht, unter anderem in der Champions League, wir sind Pokal- und Supercupsieger geworden. Ich merke natürlich, dass ich länger brauche, um zu regenerieren." Das könne er aber noch "mit meiner Erfahrung ausgleichen. Aber ich war vor Kurzem mit meiner Frau und Kind mit einem Campingbus in Südfrankreich unterwegs. Da habe ich gemerkt, wie krass es mich erfüllt hat, meinen Sohn hautnah zu erleben. Da wurde Fußball plötzlich so unwichtig für mich."

Der Weg in die Bundesliga

Genügend vorzuweisen gibt es ohnehin längst: Als gebürtiger Halterner hatte sich der damals 13-jährige Höwedes nach seinen Jugendausbildungsstationen TuS Haltern und SG Herten-Langenbochum im Jahr 2001 in die Akademie des FC Schalke 04 begeben. 2007 schaffte der Defensivspieler schließlich den Sprung in die A-Mannschaft - und zwar direkt auf besonderem Wege: Seinen ersten Einsatz als Profi hatte Höwedes nämlich am 3. Oktober 2007 gleich mal in der Champions League. Gegen Rosenborg Trondheim (2:0) war er aufgrund einer Verletzung von Christian Pander in die Schalker Startelf gerückt. Nur drei Tage später folgte gegen den Karlsruher SC schließlich sein Debüt in der Bundesliga (0:2).

Ich gehe als Spieler, aber ich bleibe als Fan.

Benedikt Höwedes

Der Rest dürfte bekannt sein: Höwedes entwickelte sich über die Jahre nicht nur zum deutschen Nationalspieler (44 Länderspiele, zwei Tore), sondern vor allem zum gefeierten Publikumsliebling und langjährigem Kapitän auf Schalke. Auf ganze 240 Einsätze brachte er es als Innen- oder auch Außenverteidiger aufgestellte Profi zwischen 2007 und seinem unrühmlichen Abschied 2017/18, als ihm der damalige Coach Domenico Tedesco erst die Binde entzogen und ihn dann nicht mehr groß berücksichtig hatte. Stichwort: "Reisende kann man aufhalten."

"Benni ist eine ziemlich reine Seele": Stimmen zu Höwedes' Karriereende

"Ich gehe als Spieler, aber ich bleibe als Fan", hatte Höwedes damals in Richtung der S04-Fangemeinde geschrieben - und sich zugleich ins Ausland zum italienischen Serienmeister Juventus Turin aufgemacht. Aufgrund von einigen Verletzungen schaffte er es dort aber nur zu drei Serie-A-Einsätzen (ein Tor), ehe er mit dem Scudetto und der Coppa Italia im Gepäck weiter gen Moskau zog. Dort, bei Lokomotive, spielte sich Höwedes zwischen 2018 und 2020 wieder fest und kam neben 35 Ligaspielen auf elf Einsätze in der Königsklasse (insgesamt 46 Champions-League-Partien) - darunter auch das Wiedersehen auf Schalke im Dezember 2018 (0:1).

Corona-Geisterspiele: "Ein Wink mit dem Zaunpfahl"

Benedikt Höwedes freut sich auf mehr Zeit mit der Familie.

Eine letzte Verbeugung: Im Dezember 2018 spielt Benedikt Höwedes im Dress von Lok Moskau letztmals auf Schalke. imago images

Solche Momente in Zukunft nicht mehr hautnah auf dem Rasen miterleben zu können, sei natürlich nicht einfach, wie Höwedes gegenüber dem "Spiegel" zugibt: "In einem ausverkauften Stadion aufzulaufen, so etwas pusht dich auch noch nach vielen Jahren. Da waren die Corona-Zeiten mit den Geisterspielen vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl."

Die nun fehlenden Einnahmen als Profi in Millionenhöhe stimmen den Weltmeister von 2014, der sich damals in Brasilien als Stammkraft unter Bundestrainer Joachim Löw einen großen Traum erfüllt hat ("Wir waren das beste Team, ein verschworener Haufen"), ebenfalls nicht sorgenvoll: "Es hört sich vielleicht doof an, weil ich unheimlich vom Fußballgeschäft profitiert habe, aber: Geld ist mir nicht wichtig. Teure Uhren und Autos passen nicht zu meinem Lebensstil."

Höwedes und Königsblau: "Ich wollte meine Karriere dort beenden"

Benedikt Höwedes hat Schalke gelebt.

Hat Schalke als Stammkraft, Publikumsliebling, Wortführer und jahrelanger Kapitän gelebt: Benedikt Höwedes. imago images

Den Fußball, die Länderspiele und vor allem die Bundesliga mit seiner großen Liebe Schalke wird der deutsche Pokalsieger von 2011 und Fritz-Walter-Medaillengewinner von 2007 (Gold) aber natürlich vermissen - und weiterhin verfolgen. "Ich habe nicht vor, mich auf die faule Haut zu legen, nur weil ich kein Profifußballer mehr bin." Die Zukunft werde zeigen, wie es weitergehen wird. Er wolle dem Sport aber "treu bleiben". Angedacht ist eine Bewerbung für das Masterstudium für Sportmanagement der UEFA - "das ist besonders für ehemalige Nationalspieler ausgelegt".

In der Saison vor meinem Abschied habe ich mich für jedes Spiel fitspritzen lassen.

Benedikt Höwedes im "Spiegel"

Ein wenig emotionaler wurde der seit über drei Jahren vegan lebende Höwedes nochmals beim Thema Gelsenkirchen - und betonte, dass er gerne einen anderen Abschied gehabt hätte. Tatsache sei schließlich, "dass ich mich immer für Schalke 04 aufgezehrt habe, ich wollte meine Karriere dort beenden, habe den Fans einmal versprochen, nie für einen anderen Bundesligisten aufzulaufen. Nur ein Beispiel: In der Saison vor meinem Abschied habe ich mich für jedes Spiel fitspritzen lassen, um trotz eines Leistenbruchs auflaufen zu können. Es gab Druck von Vereinsseite und vom Trainer, die Mannschaft nicht im Stich zu lassen. Natürlich war es deshalb nicht meine beste Saison. Erst anschließend habe ich mich operieren lassen. Und dann kommt ein neuer Trainer, es geht in die neue Spielzeit, und plötzlich bin ich weg vom Fenster. Das hat mich kalt erwischt."

mag

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