Handball

Handball-EM: Frankreichs Matchplan fußt auf einer Vorgabe

Nationaltrainer Gille sieht Dominanz dreier Nationen

Frankreichs Halbfinal-Matchplan fußt auf einer klaren Vorgabe

Familiensache: In Deutschland kämpfen Luka Karabatic (re.) und Nikola Karabatic letztmals gemeinsam um EM-Gold.

Familiensache: In Deutschland kämpfen Luka Karabatic (re.) und Nikola Karabatic letztmals gemeinsam um EM-Gold. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Für Guillaume Gille könnte es ein historisches Wochenende in Köln werden. Der französische Nationalcoach könnte der erste Handballer werden, der sowohl als Spieler (2006 und 2010) als auch als Trainer Europameister wird. Bei Olympischen Spielen, die in den Köpfen der Franzosen wegen ihrer Austragung in Paris im kommenden Sommer herumschwirren, ist Gille das bereits gelungen - 2008 holte er Gold als Spieler, 2021 als Trainer.

Start des EM-Finalwochenendes

Dass zum vierten Mal in Folge bei einem großen Turnier im Halbfinale die Schweden warten, sorgte auf der Pressekonferenz vor dem Vergleich auf beiden Seiten für Schmunzeln. "Das wird ein echter Kampf sein", prophezeit Gille, fügt aber direkt an: "Wir sind sehr zuversichtlich, weil wir bislang ein tolles Turnier gespielt haben."

"Das kommt nicht aus dem Nichts"

Als einziges Team bei diesem Turnier sind Les Experts noch ungeschlagen. Dass das auch im Halbfinale so bleibt, brauche es "unsere beste Leistung", wie Gille unterstreicht. 

Genau für diese Phase bei Großereignissen sei seine Mannschaft gemacht. "Wir wollen diese Art von Druck spüren, dieses Gefühl, etwas erreichen zu können. Es sind diese Momente, in denen man Geschichte schreiben kann", schwingt bei Gille auch Pathos mit. Dass es derweil wieder gegen Schweden geht, könne kaum einen überraschen: "Wenn ich mir die Ergebnisse der letzten Jahre ansehe, die Ergebnisse all dieser Turniere, dann sehe ich die Dominanz von Dänemark, Schweden und Frankreich. Das bedeutet etwas. Das kommt nicht aus dem Nichts."

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Lobend äußerte sich Gille über die "unglaubliche" Atmosphäre an den französischen Spielorten Düsseldorf, Berlin und Köln, die Zuschauer hätten seinen Spielern und ihm eine "unglaubliche Erfahrung geschenkt". Außergewöhnlich war aus französischer Sicht freilich, wie sich die deutschen Fans im Sinne des DHB-Teams während der Hauptrunde in Köln immer wieder auf die Seite des Olympiasiegers schlugen. Gille nannte es lachend "etwas sehr Interessantes", das "sehr schön zu spüren" war.

Auf welche Seite sich die neutralen Zuschauer am Freitag ab 17.45 Uhr schlagen werden, bleibt abzuwarten. Im Sinne einer direkten deutschen Olympia-Qualifikation, in der man "nur" noch vor Schweden landen müsste, wäre mal wieder ein Sieg Frankreichs von Vorteil. 

"Das werden wir im Halbfinale herausfinden"

Dass die schon sicher fürs Halbfinale qualifizierten Schweden zum Hauptrunden-Abschluss mit zehn Toren den zuvor enttäuschenden Norwegern unterlagen, will Kapitän Luka Karabatic nicht zu hoch hängen und kündigt lächelnd an: "Ich denke, wir werden uns dieses Spiel definitiv nicht ansehen, um uns auf sie vorzubereiten."

Frankreich dagegen blieb im "Flow" und besiegelte durch den eigenen Sieg über Ungarn (35:32) die deutsche Halbfinal-Teilnahme. "Wir wollten unseren Rhythmus beibehalten und uns gegenseitig pushen", erklärt der jüngere der Karabatic-Brüder. "Für uns war es die beste Option, unser volles Potenzial auszuschöpfen und zu versuchen, das Spiel zu gewinnen."

"Der EM-Modus gehört definitiv hinterfragt"

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Welches Vorgehen besser war? "Das werden wir im Halbfinale herausfinden", kündigt Karabatic an, der ein Spiel "mit guten Abwehrreihen und sehr guten Torhütern" erwartet. Schweden schätzt er für deren "wirklich gute 6:0-Abwehr mit großartigen Keepern".

Eine der größten Stärken des Gegners, das war ein "Learning" verlorener Halbfinals der jüngeren Vergangenheit, ist das blitzschnelle Umschalten der Skandinavier nach Ballgewinnen.

Daraus entstand auch die Basis für Frankreichs Matchplan: "Ich denke, dass wir oft gegen sie verloren haben, weil wir zu viele technische Fehler gemacht und sie dadurch leichte Tore erzielt haben", sagt Karabatic, der anfügt: "Für uns wird es also darum gehen, im Angriff so sauber wie möglich zu spielen und ihnen in diesen Momenten wenige Chancen zu geben." Gelingt das, ist Gille womöglich bald auch Europameister als Trainer.

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