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1957 - Die DDR verlässt die Fußball-Isolation

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1957 - Die DDR verlässt die Fußball-Isolation

Auf dem Weg aus der Isolation: Die Nationalspieler der DDR 1957 beim Lauftraining.

Auf dem Weg aus der Isolation: Die Nationalspieler der DDR 1957 beim Lauftraining. imago images

Bereits im September 1952 hatte die DDR-Nationalmannschaft ihr erstes Länderspiel ausgetragen. Die Liste von Gegnern las sich in den Anfangsjahren des Teams aber recht eintönig: Polen, Rumänien, Bulgarien, Rumänien, Polen, Bulgarien, Rumänien, Bulgarien, Polen.

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Die politische Isolation der DDR wirkte sich auf die sportliche Ebene aus. Spiele gegen Nationalmannschaften aus dem "Nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" fanden nicht statt, auch der erste Gegner außerhalb Osteuropas war mit Indonesien ein zu diesem Zeitpunkt anti-westlicher, vom Kommunismus beeinflusster Staat. Für die Weiterentwicklung des DDR-Fußballs bedeutete diese Isolation einen schweren Hemmschuh - zumal auch die besten Mannschaften des Ostblocks zunächst nicht gegen die DDR-Auswahl antraten.

Der 10. März 1957 war somit ein Meilenstein für die Nationalmannschaft der DDR. Rund dreieinhalb Jahre nach ihrem ersten Länderspiel trat die Auswahl erstmals gegen ein "kapitalistisches" Land an. Vor 40.000 Zuschauern im Berliner Stadion der Weltjugend gastierte Luxemburg. Für die DDR verlief das Heimspiel von Beginn an nach Plan: Bereits in der 2. Minute traf Linksaußen Günther Wirth zur Führung, nach weiteren Toren durch Günter Schröter und Willy Tröger lautete das Endresultat 3:0.

Es sollte eine Art Vorreiter-Spiel werden. Die Fußball-Euphorie, die bereits durch den WM-Sieg der BRD 1954 Fahrt aufgenommen hatte, war inzwischen so groß, dass das DDR-Regime widerwillig einer Teilnahme an der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1958 zustimmte. So folgte der Partie gegen Luxemburg nur zwei Monate später das erste Pflichtspiel der DDR-Auswahl - wieder gegen ein westliches Land. Rund 100.000 Zuschauer sahen im Leipziger Zentralstadion ein 2:1 zum Qualifikations-Auftakt gegen Wales. Beim Veranstalter waren rund eine halbe Million Ticketanfragen eingegangen.

Michael Bächle

1957: Was sonst noch geschah ...

Die BVB-Spieler posieren mit der Meisterschale.

Deutscher Meister 1957: Die BVB-Spieler posieren mit der Meisterschale. imago images

Meister: Borussia Dortmund (nach 4:1 gegen den Hamburger SV)

Pokal: FC Bayern München (nach 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf)

DDR: SC Wismut Karl-Marx-Stadt (Meister), SC Rotation Leipzig (Pokalsieger nach 2:1 n.V. gegen Empor Rostock), Torschützenkönig: Heinz Kaulmann (ASK Vorwärts Berlin, 15 Tore)

Europapokal der Landesmeister: Real Madrid (nach 2:0 gegen AC Florenz)