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WSG-Kapitän Oswald: "Vielleicht müssen wir anfangen, bei Salzburg die Punkte zu dritteln"

Kein Verständnis für Punkteteilung

WSG-Kapitän Oswald: "Vielleicht müssen wir anfangen, bei Salzburg die Punkte zu dritteln"

WSG-Kapitän Ferdinand Oswald kann sich mit dem Ligamodus nicht anfreunden.

WSG-Kapitän Ferdinand Oswald kann sich mit dem Ligamodus nicht anfreunden. GEPA pictures

Die WSG Tirol steht aktuell auf dem starken fünften Tabellenrang und war zweifelsohne einer der Sensationen in der Herbstsaison. Dass die Wattener auf Kurs Richtung Meister-Play-off sind, hat vor allem damit zu tun, dass sie vier der letzten fünf Bundesliga Spiele gewinnen konnten.

Tormann und Kapitän Ferdinand Oswald zeigt sich gegenüber dem kicker zufrieden: "Natürlich ist es schöner, auf dem Platz fünf zu stehen, als dass man Letzter ist und nicht weiß, ob das im Frühjahr hinhaut. Wir freuen uns über die Momentaufnahme, nichtsdestotrotz ist es unser Ziel, nächstes Jahr wieder Bundesliga spielen zu dürfen. Muss man schauen, ob wir den einfachen oder den schwierigen Weg wählen."

Damit spricht Oswald die bevorstehende Zweiteilung der Bundesliga in Meister-Play-off und Qualifikations-Play-off an. Dass in beiden Gruppen dann die Punkte geteilt werden, scheint dem 32-jährigen Deutschen absolut nicht zu gefallen. Schon in der Vorsaison äußerte er seinen Unmut über den Modus. "Pervers" nannte er damals das Bundesliga-Format, das es seit der Saison 2018/2019 gibt. Seine Meinung hat sich nicht wirklich geändert: "Man hat es ja letztes Jahr gesehen: Es ist eine Mannschaft abgestiegen, die in 22 Runden mehr Punkte geholt hat als eine andere Mannschaft, die nicht abgestiegen ist. Wir können auch das Beispiel Ried letztes Jahr hernehmen. Ich weiß nicht, wie viel Punkte sie Vorsprung hatten. Sie sind ganz knapp gescheitert, ins Meister-Play-off zu kommen. Trotzdem mussten sie bis zum letzten Spieltag zittern."

Modus sei "einfach nur unfair"

Dass der Modus vor fast fünf Jahren eingeführt wurde, um die Spannung über die ganze Saison hochzuhalten, ist Oswald bewusst. "Sicher ist das für den Zuschauer interessant. Trotzdem finde ich es einfach einem Vereinen gegenüber unfair, der 22 Spiele hervorragende Arbeit geleistet und Punkte gesammelt hat, die ihm dann einfach geraubt werden, nur weil er zehn Spiele eine schlechte Phase hatte. Also für mich ist dieses Format für die Spieler, die Vereine, die Funktionäre nicht tragbar, weil es einfach nur unfair ist."

Wenn sie Spannung haben wollen, sollen sie im Meister-Play-off die Punkte teilen, aber doch nicht im unteren Play-off.

Ferdinand Oswald über den Bundesliga-Modus

Für wirklich mehr Spannung würde der Modus nicht sorgen, meint Oswald und belegt das mit einem Beispiel. "Wir müssen uns ehrlich sein, Salzburg wird von zehn Meisterschaften wahrscheinlich sieben, acht oder neun gewinnen, egal ob die Punkteteilung da ist oder nicht. Aktuell sind sie sechs Punkte vorne. Dann werden die Punkte halbiert, dann sind sie vielleicht drei vorne, gewinnen dann aber wieder ein paar Mal und dann ist ohnehin alles wieder so wie es war. Vielleicht müssen wir anfangen, bei Salzburg die Punkte zu dritteln. Man muss sich einfach eingestehen, dass sie seit Jahren hervorragende Leistung bringen und dass sie ziemlich weit weg sind von den anderen Mannschaften."

Die Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Für wirklich Spannung würde der Modus nur bei den kleineren Klubs sorgen. "Das Problem ist, dass es halt auf den Rücken der der kleinen Vereine, die sowieso an allen Ecken und Enden schauen müssen, dass sie überhaupt in der Bundesliga spielen können, ausgetragen wird." Oswald hätte aber auch einen Lösungsvorschlag parat: "Wenn sie Spannung haben wollen, sollen sie im Meister-Play-off die Punkte teilen, aber doch nicht im unteren Play-off. Das ist meine Meinung. Aber vielleicht stehe ich auch damit alleine da."

Optimismus trotz Restprogramm

Für die WSG Tirol wird es jedenfalls ein spannendes Rennen, ob sie über oder unter dem "Strich" bleibt. Aktuell hat man vier Zähler Vorsprung auf die Wiener Austria, die derzeit auf Rang sieben liegt. Doch das Restprogramm der Wattener könnte durchaus einfacher sein. Vier der verbleibenden sechs Spiele im Grunddurchgang bestreiten die Tiroler gegen Klubs, die über ihnen in der Tabelle liegen. Und von den Duellen mit Salzburg, Sturm, LASK und Rapid konnte man in dieser Saison nur jenes gegen die Linzer gewinnen. Die übrigen drei Spiele gingen verloren. "Natürlich haben wir mitunter die schwerste Auslosung, aber deshalb bin ich einfach froh, dass wir am Ende der Herbstsaison noch sehr viele Punkte geholt haben", zeigt sich Oswald dennoch optimistisch.

Was Transfers anbelangt, war es in der kleinen Gemeinde östlich von Innsbruck bislang noch äußerst ruhig. Oswald sieht auch nicht wirklich dringenden Handlungsbedarf: "Ich glaube, die Spieler, die in unserem Kader sind, haben sich das absolut verdient, dass man ihnen das Vertrauen schenkt. Generell bin ich auch froh, dass die Spieler, die richtig gut performt haben, uns die kein anderer weggeschnappt hat. Ich bin völlig überzeugt von dem Kader. Ich glaube, das ist, seit wir in der Bundesliga sind, mitunter der stärkste Kader. Wir harmonieren alle sehr gut miteinander und ich bin, wenn ich das persönlich sagen darf, sehr zufrieden mit den Jungs und wir arbeiten gut."

"Alles tipptopp" nach Bandscheiben-OP

Oswald kehrt am Freitag mit der WSG aus dem zwölftägigen Trainingslager auf Malta zurück nach Tirol. Persönlich befindet er sich auf dem Weg zurück auf den Platz. Im November musste er sich einer Bandscheiben-Operation unterziehen. "Zum Glück spüre ich nichts am Rücken. Das ist alles tipptopp. Ich bin ich körperlich sicherlich nicht bei 100 Prozent, aber auf dem Weg dorthin." Bis zum Bundesligastart Mitte Februar sollte Oswald wieder das WSG-Tor hüten können. Demnach scheint in Sachen Rückkehr alles nach Plan zu laufen: "Ich konnte die meisten Dinge schon ein bisschen früher als erwartet mitmachen. Aber im Prinzip bin ich genau im Soll."

Was die Vorbereitung betrifft hat Wattens auf Malta drei Testspiele absolviert. Im Rahmen des Tipsport-Malta-Cups spielte man gegen den tschechischen Erstligisten Slovan Liberec (1:1) und gegen den slowakischen Erstligisten AC Trencin (3:1). Im Finale des Bewerbs traf man auf den deutschen Zweitligisten Sandhausen, musste sich dort aber knapp mit 2:3 geschlagen geben.

Michael Chudik