Beide Teams hatten ihre Auftaktpartien verloren, dementsprechend ging es bereits um viel. Die Trainer gingen höchst unterschiedlich mit dieser Drucksituation um: Roy Hodgson, Coach der "Three Lions", vertraute nach der 1:2-Niederlage gegen Italien derselben Elf. Uruguays Trainer Oscar Tabarez hingegen würfelte seine Elf im Vergleich zur 1:3-Niederlage gegen Costa Rica gleich auf fünf Positionen um: Der Rot-gesperrte Maxi Pereira fehlte genauso wie der verletzte Innenverteidiger Lugano. Dazu traf Forlan, Gargano und Stuani der Bannstrahl des Trainers. Alvaro Pereira, Gimenez, Lodeiro und Gonzalez kamen genauso ins Team wie Liverpools Starstürmer Luis Suarez.
Die Engländer begannen forsch, ließen die Kugel schnell durch die eigenen Reihen laufen. Uruguay sah sich das erst einmal aus einer sicheren Defensive an, um dann vereinzelt, aber gefährlich den Weg nach vorne zu suchen. Mit Suarez' abgefälschter Flanke hatte Hart leichte Probleme (4.) und verursachte eine Ecke, nach der Caceres an der Führung vorbeirauschte. Während die Briten in der Anfangsphase auf die individuellen Fähigkeiten ihrer schnellen Offensivkräfte vertrauten, war Uruguay in den Zweikämpfen umso präsenter.
Nach neun Minuten stoppte Celeste-Ersatzkapitän Godin ein Sturridge-Zuspiel mit der Hand und servierte Rooney eine exzellente Freistoßposition. Der United-Star schlenzte das Leder über die Mauer, aber auch haarscharf am Tor vorbei. Auch die Elf von Trainer Oscar Tabarez sollte nicht lange auf ihre erste richtige Torchance warten: Rodriguez hatte nach einer Viertelstunde mangels Gegenspieler viel Zeit. Sein Schrägschuss aus 15 Metern war dann zwar stramm, aber auch zu hoch angesetzt.
Rooney hat's auf dem Kopf
Was für eine Chance: Wayne Rooney köpft eine Freistoßflanke an den Querbalken. Getty Images
Es entwickelte sich ein schnelles, ausgeglichenes Spiel, bei dem beide Mannschaften viel Herz in die Zweikampfführung legten. Die Südamerikaner suchten immer wieder ihre Spitzen Suarez und Cavani, die sich teilweise weit zurückfallen ließen, um mit eingebunden zu werden. Doch zündende Ideen hatten auch die beiden Topstürmer kaum. Ausnahme: Cavanis Direktschuss nach einer einstudierten Eckenvariante (27.). Doch auch die Engländer konnten Standardsituationen: Gerrards Freistoßflanke nickte Rooney aus einem (!) Meter an den Querbalken (31.).
Wie es besser geht, zeigte wenig später Suarez. Von Cavani sehenswert in Szene gesetzt, köpfte Englands Spieler des Jahres den Ball mit viel Gefühl gegen den Lauf von Hart in die englischen Maschen (39.) - das 1:0! Die "Three Lions" reagierten wütend und hätten beinahe sofort ausgeglichen, doch Muslera war bei Sturridges Schuss auf dem Posten (41.). So führte die Celeste zur Pause.
Gruppe D - 2. Spieltag
Die Südamerikaner kamen spritziger aus der Kabine. Suarez mit einer direkt auf das Tor gezogenen Ecke (49.), Gonzales (50.) und Arevalo (51.) scheiterten an Hart, Gerrard und der eigenen Schusstechnik. Als Cavani dann komplett blank vor Hart auftauchte, musste eigentlich das 2:0 fallen, doch der Angreifer zielte am Tor vorbei (52.). Dann begann England, sich zu wehren: Muslera reagierte bei Rooneys Drehschuss jedoch prächtig (54.). Auch ohne weitere Tore: Jetzt war mächtig Musik drin!
Die Torraumszenen wurden schnell seltener, dafür stieg die Intensität in den Zweikämpfen. Erst sprang Gimenez Rooney ins Kreuz, dann streckte Sterling Pereira unabsichtlich mit dem Knie nieder. England zog in dieser Phase das Tempo an, suchte über die Außenpositionen den Erfolg. Doch die Celeste-Defensive um Godin stand felsenfest und war nicht ins Wanken zu bringen – bis zur 75 Minute. Dann tankte sich Johnson auf der rechten Seite durch und legte flach ins Zentrum, wo Rooney heranrauschte und zum Ausgleich einschoss.
759 lange Minuten Anlauf hatte Rooney benötigt, um das erste WM-Tor seiner Karriere zu erzielen, das ihm und seiner Mannschaft sichtlich Auftrieb gab. Nur Sekunden nach dem Ausgleich scheiterte Sturridge an Muslera (78.). Doch auch die Celeste hatte noch nicht aufgesteckt. Einen weiten Schlag von Keeper Muslera verlängerte Gerrard unglücklich in den Weg von Suarez, der plötzlich frei vor Hart auftauchte und wuchtig unter die Latte einschoss (85.).
Die Hodgson-Truppe war geschockt. Zwar rannte sie beherzt an, doch waren die Bemühungen unstrukturiert und dementsprechend erfolglos. Noch sind die Inselkicker nicht ausgeschieden, was sich aber ändern könnte, wenn Italien nicht gegen Costa Rica gewinnt. Uruguay ist hingegen wieder voll im Rennen um das Achtelfinalticket.
Uruguay trifft im letzten Gruppenspiel am Dienstag (18 Uhr MESZ, LIVE! bei kicker.de) in Natal auf Italien, England erwartet zeitgleich Costa Rica in Belo Horizonte.