Europameisterschaft

Der Juniorenweltmeister von 1991 wurde erwachsen

Viertelfinale in Amsterdam: Türkei - Portugal 0:2 (0:1)

Der Juniorenweltmeister von 1991 wurde erwachsen

Mustafa Denizli stellte seine Mannschaft im ersten Viertelfinalspiel der Türkei seit Austragung der Europameisterschaft defensiver als in den Vorrunden-Spielen auf. Mit Ünsal und Ergün brachte er von Beginn an zwei weitere Spieler auf der linken Seite, die „hinten dicht“ machen sollten. Spielmacher Sergen musste erneut auf der Bank Platz nehmen. Hakan Sükür sollte als einzige Spitze Druck machen, genauso wie auf portugiesischer Seite Nuno Gomes. Portugals Trainer Humberto Coelho suchte dagegen wie gewohnt sein Glück in der Offensive und brachte mit Conceicao den Goalgetter aus der B-Elf gegen Deutschland. Außerdem stand in der A-Elf wieder sein „magisches Dreieck“ Figo, Rui Costa und Joao Pinto in der Stammformation. Abwehr-As Couto vom Meister Lazio Rom kümmerte sich um den Neu-Mailänder Sükür.


Die Höhepunkte Die Stimmen Das Viertelfinale auf einem Blick


Trotz der defensiven Aufstellung stellte sich die türkische Mannschaft nicht hinten rein. Beide Teams begannen schwungvoll und erarbeiteten sich Chancen in der Anfangsphase. In der temporeichen Partie, die aber die Portugiesen bestimmten, dauerte es bis zur 19. Minute ehe Costinha nach einem Eckball von Figo im langen Eck am heranfliegenden Torwart Rüstü scheiterte. Eine erneute von Figo getretene Ecke köpfte wiederum Costinha neben den vorbeisegelnden Rüstü und neben das Tor. Der überragende Luis Figo, mal links, mal rechts zu finden, glänzte in der Anfangsphase nicht nur mit genauen Pässen, sondern auch mit gezielten Schüssen auf das Tor, wie in der 24. Minute, als er mit einem Rechtsschuss aus 20 Metern an Rüstü scheiterte. Hakan Sükür stellte in der 27. Minute zum ersten Mal seine Kopfball-Fähigkeiten unter Beweis: Nach einem Freistoß von Ogün schraubte sich der 1,90-Meter-Mann hoch und setzte den Ball im Strafraum knapp über das Tor.

Die Türkei beschränkte sich mit zunehmender Spielzeit aufs Kontern. Die „europäischen Brasilianer“ aus Portugal dominierten zwar im Mittelfeld, doch mit ihren Angriffen scheiterten sie meistens an der gut gestaffelten Abwehr um Libero Ogün. Dieser patzte aber in der 44. Minute bei einer Flanke von Figo, als er diese unterlief und der hinter ihm freistehende Benfica-Stürmer Nuno Gomes aus acht Metern ungehindert per Kopf ins linke Eck die Führung markieren konnte. Die Antwort folgte postwendend in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit: Arif setzte nach einem Fehler von Couto nach, drang in den Strafraum und konnte nur noch durch ein Foul vom Lazio-Abwehrspieler gestoppt werden. Den fälligen Elfmeter schoss der Gefoulte selbst, und scheiterte mit einem scharfen aber unplatzierten Schuss an Rekordnationalspieler Baia.

Die Portugiesen begannen die zweite Hälfte wie sie die erste beendeten, schwung- und druckvoll in Richtung Türken-Abwehr. Die logische Konsequenz folgte in der 57. Minute. Figo marschierte rechts durch und passte quer durch die gesamte unsortierte Abwehr der Türken. Die einzige Sturmspitze Nuno Gomes bedankte sich freistehend mit seinem zweiten Treffer.

Nationaltrainer Denizli verstärkte die Offensive mit Oktay für Arif als Sturmpartner für Hakan Sükür, Suat für Okan im Mittelfeld und Sergen als Spielgestalter für Ogün, doch der Druck der oft zu verspielten Portugiesen ließ nicht nach. Eine Viertelstunde vor Schluss durfte sich Nuno Gomes seinen verdienten Applaus abholen, und wurde durch Sa Pinto ersetzt. Die wenigen Angriffe der Türken scheiterten an ihren zu durchsichtigen und nur auf Sükür zugeschnittenen Spielzügen und wurden von der portugiesischen Viererkette leicht durchschaut.

Negativer Höhepunkt war die Tätlichkeit von Alpay (30.). In seinem 49. Länderspiel für die Türkei rächte er sich nach einem verlorenen Kopfball an Couto, worauf der niederländische Referee Dick Jol die Rote Karte zückte.

Analyse mit Noten folgt am Sonntagabend