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Handall Champions League: THW Kiel mit einer Saison ohne Titel?

Schwere Hypothek im Viertelfinale der Champions League

THW Kiel: "Magische Nacht" oder eine Saison ohne Titel?

Filip Jicha und dem THW Kiel droht eine Saison ohne Titel - oder gelingt nächste Woche eine "magische Nacht"?

Filip Jicha und dem THW Kiel droht eine Saison ohne Titel - oder gelingt nächste Woche eine "magische Nacht"? Sascha Klahn

Als mit der Schlusssirene auch noch Montpelliers Torhüter Remi Desbonnet quer über das Feld traf und dem Handball-Drama des THW Kiel damit das passende Ende verpasste, war Filip Jicha nur noch bedient. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der THW-Trainer nach dem 30:39-Desaster für seine Kieler im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Frankreich.
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Natürlich beschwor Jicha noch in der Nacht ein "kleines Handball-Wunder" für das Rückspiel, doch der Tscheche wusste nur zu gut, dass der Traum vom Final Four in Köln (8./9. Juni) in weite Ferne gerückt ist. Während der SC Magdeburg nach der knappen 26:27-Hinspielniederlage beim polnischen Meister Industria Kielce noch alle Trümpfe auf der Hand hält, spricht fast alles dafür, dass der erfolgsverwöhnte Branchenprimus seine letzte Chance auf eine Trophäe in dieser Saison schon vertan hat.

"Es ist nicht leicht, an ein Wunder zu glauben. Aber wir werden jeden Tag hart dafür arbeiten, dass wir eine fantastische Nacht in Kiel erleben werden", sagte Rückraumspieler Steffen Weinhold mit dem Mute der Verzweiflung. THW-Kapitän Nikola Bilyk versicherte: "Aufgegeben haben wir uns noch nicht." Doch auch er hatte sich den Betriebsausflug an die französische Mittelmeerküste ganz und gar anders vorgestellt.

Eine Saison ohne Titel?

Es droht dem THW Kiel eine Saison ganz ohne Titel. Die letzte titellose Spielzeit des THW Kiel liegt bereits sechs Jahre zurück, 2018 - noch unter dem heutigen Bundestrainer Alfred Gislason - hatte es für die Kieler am Ende der Saison zuletzt nichts zu feiern gegeben.

2019 gelang dem THW Kiel der Pokalsieg und 2020 beendete das Team unter Filip Jicha dann die fünfjährige Durststrecke ohne Meistertitel und gewann auch die Champions League. 2022 lag der THW in der Endabrechung der Handball Bundesliga zwar sechs Punkte hinter dem SC Magdeburg, besiegte den SCM aber im Endspiel des DHB-Pokals nach einem 12:13 zur Halbzeit am Ende mit 28:21.

Doch in dieser Saison liegen die Kieler mit 40:16 Punkten nur auf dem vierten Platz der Tabelle der Handball Bundesliga - die letzte theoretische Hoffnung auf den Titel könnte angesichts zehn Punkten Rückstand auf Magdeburg am nächsten oder übernächsten Spieltag dahin sein. Der SCM hatte auch im Pokal gefeiert, der THW hatte sich überraschend früh mit einer Heimniederlage gegen Wetzlar aus diesem Wettbewerb verabschiedet.

Doch in der Champions League, da lief die Handball-Saison für den THW Kiel bislang nach Plan. Der Gruppensieg und der direkte Einzug in das Viertelfinale - gemeinsam mit Aalborg un fünf bzw. sechs Punkte vor europäischen Schwergewichten wie Paris und Kielce - standen bis dato bei der Betrachtung der Saison auf der Plusseite. Doch nun das 30:39.

Magische Nacht?

Eine Saison ohne Titel? Für den großen THW Kiel eigentlich undenkbar. Doch das Szenario nahm für die Norddeutschen am Mittwochabend deutliche Konturen an - nicht nur aufgrund des mit 30:39 am Ende deutlichen Ergebnisses.

Der Auftritt insgesamt enttäuschte: Statt mutig und selbstbewusst um seine neunte Endrunden-Teilnahme zu kämpfen, klappte beim viermaligen Königsklassen-Champion (2007, 2010, 2012, 2020) kaum etwas. Vorne reihte sich Fehler an Fehler, hinten bekam die Deckung in verschiedensten Konstellationen keinen Zugriff.

"Es war unser wichtigstes Königsklassen-Match in dieser Saison", befand Jicha, "und wir haben eine wirklich harte Niederlage zu schlucken." Nach dem Verpassen von Meistertitel und DHB-Pokal kann den THW im Rückspiel am kommenden Donnerstag (18.45 Uhr/DAZN und Dyn) in Kiel tatsächlich nur die von Jicha beschworene "magische Nacht" noch vorm Ausscheiden bewahren.

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Ebenfalls ungewohnt: Nach zuvor zwei Auswärts-Unentschieden in der Bundesliga (28:28 in Hamburg, 32:32 in Berlin) und der Niederlage in Frankreich sind die Kieler nun seit drei Partien ohne Sieg. Als Hoffnungsträger fungiert so auch der Heimvorteil: "Unsere Fans werden ein wichtiger Faktor sein. Wenn von den Tribünen Druck für den Gegner kommt und wir den Rückenwind der ,weißen Wand' spüren, wird uns das enorm helfen", erklärte Rune Dahmke.

"Am Ende ist jetzt Halbzeit", sagte Jicha, der aufgrund des für den THW spielfreien Bundesliga-Wochenendes sieben Tage für die Vorbereitung auf das Rückspiel hat. In einer Woche werde man "alles dafür tun, viel besser zu performen. Im Angriff, in der Deckung, und wir brauchen Torhüter. Wir wissen aber auch: Wir brauchen ein kleines Handball-Wunder, und ich kann versprechen, dass wir bereit sein werden."

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cie, SID