Noch bevor der erste Ball in der neuen Saison rollt, hängt beim KSV Hessen Kassel der Haussegen kräftig schief. Bei den Nordhessen planen Trainer Christian Hock (41) und die Verantwortlichen die sportliche Zukunft ohne Thorsten Bauer (33).
Knapp 220 km liegen zwischen Kassel und Darmstadt. Dennoch sprechen die Anhänger der beiden Traditionsklubs gerne von einem Derby, wenn der SV Darmstadt 98 auf den KSV Hessen Kassel trifft.
Sein 250. Punktspiel für Hessen Kassel hatte sich Thorsten Bauer sicherlich anders vorgestellt: Im Spiel gegen die Stuttgarter Kickers zog sich der Jubilar mehrere Gesichtsbrüche zu. Am Dienstag wird der erfolgreichste Torschütze der vergangenen Regionalligasaison operiert, eine Rückkehr vor der Winterpause ist unwahrscheinlich.
Schokoladentage könne es nicht in jedem Heimspiel geben, hatte Kassels Trainer Mirko Dickhaut noch vor Wochenfrist nach dem 2:1-Arbeitssieg über Freiburg II geäußert. In der letzten Partie des Jahres gegen Greuther Fürth II untermauerte sein Team aber dann noch einmal überzeugend die starke Heimbilanz mit nunmehr acht Siegen aus neun Spielen.
Hessen Kassel hat in dieser Saison vor eigenen Publikum schon deutlich besser gespielt als beim 2:1-Sieg gegen die Zweitliga-Reserve des SC Freiburg. Dennoch zeigte sich Trainer Mirko Dickhaut im Großen und Ganzen zufrieden: "Nicht immer ist ein Feuerwerk möglich. Wir sind in erster Linie froh darüber, drei weitere Punkte eingefahren zu haben."
Vielleicht war die sechsstündige Busfahrt schuld daran, dass die Mannen aus Pfullendorf die ersten Minuten in Kassel verschliefen. Da im Etat kein Geld für eine Hotel-übernachtung im fernen Nordhessen eingeplant war, machte sich das Team erst am Freitagmorgen auf. Dann kam vieles zusammen: Die schweren Beine zu Beginn, ein wenig Pech und die Klasse der KSV-Offensive - nach sechs Minuten war das Spitzenspiel fast schon gelaufen.
Das Wort Bescheidenheit steht bei Hessen Kassel im Mittelpunkt. Man müsse jene Zurückhaltung haben, um erfolgreich arbeiten zu können, sagt Trainer Mirko Dickhaut. Demut also anstatt forscher Töne in Nordhessen. Der 37-Jährige spricht nicht vom Aufstieg in die Dritte Liga. Stattdessen betont er, dass es fatal wäre, "so früh zu hohe Erwartungen zu wecken".
Mit großem Abstand führt Thorsten Bauer von Hessen Kassel die Torjägerliste an. 30 Jahre ist der Stürmer bereits alt, bisher hat er noch nie im Profibereich gespielt. Aber das muss nicht so bleiben.