2. Bundesliga

Huub Stevens: "Hätte Rudi gern die Meisterschaft geschenkt"

Ex-Trainer wird 70 Jahre alt

Stevens: "Hätte Rudi gern auch die Meisterschaft geschenkt"

Schalker Giganten: Huub Stevens (li.) und der 2019 verstorbene Rudi Assauer.

Schalker Giganten: Huub Stevens (li.) und der 2019 verstorbene Rudi Assauer. imago/Team 2

Klingeln? Nicht nötig. Huub Stevens steht bereits an der Tür seines Hauses, als der kicker zum verabredeten Interview-Termin auf dem Grundstück des Niederländers parkt. An diesem Mittwoch wird der frühere Trainer von Schalke, Köln, Stuttgart, Hamburg, Hoffenheim und Hertha 70 Jahre alt, in der Wohlfühlatmosphäre seines Wintergartens in Eindhoven plauderte er natürlich besonders gern über seine Zeit beim FC Schalke 04 und verrät: "Rudi Assauer konnte Pokalsiege feiern oder den UEFA-Cup, aber ich hätte meinem Freund Rudi gern auch noch die deutsche Meisterschaft geschenkt."

Schalke verpasste den Titel im dramatischsten Bundesliga-Finale der Geschichte bekanntlich im Mai 2001 um wenige Sekunden. Wobei Stevens rückblickend sagt: "Der 34. Spieltag war hart, die größere Enttäuschung war für mich aber, dass wir am Spieltag zuvor 0:1 in Stuttgart verloren haben. Da haben wir das Ding vergeigt, das tat weh." Am finalen Spieltag "hatten wir es ja dann nicht mehr in der eigenen Hand, nur durch Bayerns Tor in der Nachspielzeit in Hamburg bekam das diese Dramatik". Stevens wird melancholisch: "Gerade für Rudi fand ich es extrem schade, weil er mit seinen Entscheidungen sehr dafür gekämpft hat."

Stevens und Assauer, der im Februar 2019 mit 74 Jahren starb, verband eine jahrzehntelange Freundschaft, die ein Jahr vor dem UEFA-Cup-Triumph begonnen hatte. "Er hat mich 1996 zu Schalke geholt, als einen Nobody", sagt Stevens und erzählt: "Ich werde nie vergessen, wie er mir damals auf den Anrufbeantworter sprach. So, wie es seine Art war: 'Assauer. Wenn du Lust hast, Trainer auf Schalke zu werden, ruf mich unter dieser Nummer an.'"

Kurioses "Geheimtreffen" mit Assauer

Stevens rief zurück - und hat "schnell gemerkt, dass es auf jeden Fall menschlich prima passt". Assauer habe ihn im Gespräch "innerhalb von einer Minute so heiß auf Schalke gemacht, dass ich wusste: Das will ich machen". Weil Stevens seinerzeit noch einen gültigen Vertrag bei Roda Kerkrade hatte, bat er Schalkes Manager um ein Geheimtreffen. "Ich habe deutlich gemacht, dass er bitte keine Aufmerksamkeit erregen sollte. Er kam dann in einer Luxuskarosse vorgefahren, auf der hinten ein riesiger Aufkleber klebte: FC SCHALKE 04."

Huub Stevens (li.) mit kicker-Reporter Toni Lieto

Huub Stevens (li.) mit kicker-Reporter Toni Lieto. kicker

Mittlerweile droht seinem Herzensverein, der nun auch in Düsseldorf nach desolater Leistung verlor (3:5), der Absturz in die 3. Liga. Stevens polterte schon nach der 1:2-Heimniederlage gegen Elversberg: "Als Spieler bei einem großen Traditionsverein braucht man nicht zu glauben, dass man mit zwei Fingern in der Nase gegen Elversberg gewinnt. Da muss man etwas für tun. Scheinbar kapieren das nicht alle." Das, fügt Stevens an, "macht mich sauer".

Ich hatte den Eindruck, dass es bei Schalke insgesamt an Einigkeit fehlt.

Huub Stevens

Er kritisiert das Auftreten von Profis grundsätzlich, nicht nur mit Blick auf Schalke 04. "Wenn man das Gefühl hat, dass Spieler nicht alles für einen Verein geben, muss man mit einer etwas härteren Hand an die Sache herangehen. Spieler, und damit meine ich nicht nur auf Schalke, müssen an ihre Schmerzgrenze gehen. Das vermisse ich heutzutage viel zu oft. Es wird nur noch alles überwacht mit Analyse-Kameras und irgendwelchen Hightech-Messgeräten."

Speziell zum aktuellen Zustand des FC Schalke meint er: "Die Entwicklung macht mich traurig. Ich war gegen Hannover 96 in der Arena und hatte den Eindruck, dass es im Verein insgesamt an Einigkeit fehlt. Ich wünsche mir, dass sie auf Schalke mit klarer Führung wirklich wieder eine Familie werden. Von oben bis unten. Und innen, nicht nur nach außen. Wenn sich das nicht schnell ändert, wird es auch in der 2. Liga eng mit dem Klassenerhalt."

Im vierseitigen Interview (Montagsausgabe, ab Sonntagabend auch als eMagazine) spricht Huub Stevens nicht nur über seine lange Karriere als Spieler sowie als Trainer von sechs deutschen Profivereinen, sondern in sehr privaten Worten auch über seine Projektarbeit mit mental leidenden Menschen und den tragischen Tod seines Vaters, als Stevens noch ein Teenager war.

Toni Lieto

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