Bayerns Lucio (li.) im Duell mit Luz. In der Verlängerung sah der Brasilianer nach einer Tätlichkeit an Meggle die Rote Karte. dpa
Genau 150 Tage nach dem letzten Aufeinandertreffen beider Mannschaften im Halbfinale des DFB-Pokas 2005/06 standen sich der FC St. Pauli und der FC Bayern in der ersten Runde des diesjährigen Wettbewerbs erneut gegenüber. Bei den Gästen gab Neuzugang van Bommel sein Pflichtspieldebüt. Für den gesperrten Kahn stand Rensing zwischen den Pfosten.
St. Pauli versteckte sich nicht und versuchte, den Rekordmeister von Beginn an unter Druck zu setzen. Gegen verhalten agierende Bayern hatte der Außenseiter die erste große Gelegenheit des Spiels, als Meggle nach Lechners herrlicher Hereingabe von der rechten Seite aus zehn Metern direkt abzog und Rensing den Ball in höchster Not reflexartig noch gegen den Pfosten lenken konnte (19.). Nur zwei Minuten später musste sich der Kahn-Ersatz erneut verdammt lang machen: Schultz hatte von der Strafraumgrenze aus der Drehung abgezogen, Rensing das Leder gerade noch um den Pfosten gelenkt.
Der hohe Favorit agierte weiterhin viel zu passiv - ein Kopfball von Santa Cruz, der nach Flanke von Hargreaves knapp über das Tor ging, blieb die einzige wirkliche Chance der Münchener (27.) im ersten Durchgang.
Der Außenseiter setze weiter nach und wurde dafür kurze Zeit später mit dem verdienten Führungstreffer belohnt. Mazingu-Dinzey flankte von der rechten Seite in den Rücken der Bayern-Abwehr, von wo Schultz direkt abzog und der machtlose Rensing mit ansehen musste, wie der Ball im rechten unten Toreck einschlug.
Auch nach dem Gegentreffer erhöhten die Bayern kaum die Schlagzahl. Die nächste Chance hatten erneut die Hamburger. Mazingu-Dinzeys 20-Meter-Schuss strich knapp über die Querlatte. Mit einer verdienten Führung ging es für die Gastgeber in die Pause.
Der Meister musste reagieren und er tat es! Direkt nach dem Wiederanpfiff flankte Sagnol von rechts vors Tor, wo der gerade erst für Makaay ins Spiel gekommene Podolski den Ball nach gerade einmal 26 Sekunden über die Linie drückte. Nach dem Paukenschlag agierten die Bayern nun wesentlich sicherer, als noch in der ersten Hälfte. Fast hätte van Bommel für den Doppelschlag gesorgt, doch nach dem strammen Schuss des Niederländers konnte Borger im letzten Moment parieren.
Nach etwa einer Stunde hatten sich die Hamburger vom Schock des Gegentreffers wieder etwas erholt, konnten jedoch weiterhin nur selten für Entlastung sorgen. Nachdem der eingewechselte Arifi die Bayern-Abwehr mit seiner gefährlichen Hereingabe gehörig ins Schwimmen gebracht hatte, tauchte Podolski im direkten Gegenzug frei vor Borger auf, der jedoch erneut parieren konnte.
Die Bayern waren nun deutlich überlegen und drängten auf den Führungstreffer. Die Gastgeber konnten sich bei ihrem Torwart bedanken, dass es weiterhin 1:1 stand. Denn bei Podolskis nächster guten Szene war Borger gegen den Nationalspieler erneut auf dem Posten (71.) und rettete wenig später auch gegen van Buyten und den frei im Strafraum auftauchenden Scholl (76.). So rettete sich der Außenseiter mit letzter Kraft in die Verlängerung.
Dort stellten sich die numerischen Kräfteverhältnisse schon bald geändert dar: Nachdem sich Lucio den klammernden Meggle etwas unsanft mit dem Ellbogen vom Leib hielt, zückte Schiedsrichter Lutz Wagner die Rote Karte.
Ausgerechnet Torwart Borger, der die Hamburger mit seinen Glanztaten erst in die Verlängerung gerettet hatte, wurde dann zum tragischen Helden und brachte den Rekordmeister mit einem katastrophalen Patzer auf die Siegerstraße. Nach Lahms scheinbar harmloser Flanke von der linken Seite des Sechzehnmeterraums lenkte er den Ball in der Nachspielzeit der ersten Hälfte völlig unbedrängt ins eigene Netz. In den folgenden 15 Minuten stemmte sich der Außenseiter noch einmal gegen die Niederlage, konnte das Tor der Münchener jedoch nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. In der 120. Minute musste St. Pauli-Kapitän Morena nach dem zweiten gelbwürdigen Foul mit Gelb-Rot vom Platz.