2. Bundesliga

Sportchef Mann im Interview: Hannover 96 "muss insgesamt besser werden"

Über Wünsche, Neuzugänge und Sparsamkeit

Sportchef Mann im Interview: Hannover 96 "muss insgesamt besser werden"

Hat bei 96 bis 2027 verlängert und blickt der neuen Zweitliga-Saison entgegen: Sportchef Marcus Mann.

Hat bei 96 bis 2027 verlängert und blickt der neuen Zweitliga-Saison entgegen: Sportchef Marcus Mann. IMAGO/Maximilian Koch

Herr Mann, was wünschen Sie sich für die neue Saison?

Ich wünsche mir, dass die Mannschaft die Stabilität an den Tag legt, die wir uns wünschen. Dann werden wir uns mit Ergebnissen belohnen.

Wie ordnen Sie die Vorbereitung ein?

Wir können ein positives Fazit ziehen. Wir hatten wenig Verletzte und die Leistungen waren zufriedenstellend. Wir haben das Gefühl, gut vorbereitet zu sein. Am Samstag (13 Uhr, LIVE! bei kicker; Anmd. d. Red.) zählt es dann: Da geht es um Punkte. Wir gehen mit Selbstvertrauen in die Partie gegen Elversberg. Wir kennen die Qualitäten des Gegners und werden ihn nicht unterschätzen, wissen aber auch um unsere Stärken.

Ist der Aufstieg schon das Ziel?

Wir haben immer gut daran getan, die Dinge realistisch anzugehen. Wir haben uns in diesem Jahr nur punktuell verstärkt. Es gibt keinen großen Umbruch. Das ist ein Weg, um auf Sicht in der 2. Liga erfolgreich zu sein. Wir haben uns inhaltliche Ziele gesetzt: stabiler werden, mit Rückschlägen besser klarkommen, widerstandsfähiger sein und unser Spiel durchziehen - auch wenn man zurückliegt. Wir müssen insgesamt besser werden. Das muss der Weg sein.

Fakt ist, dass die Liga interessant, namhaft besetzt und sportlich schwierig ist.

Wer steigt denn auf?

Ich glaube, da ist keine seriöse Aussage möglich. Es gibt Schwergewichte in der Liga: Schalke, Hertha, HSV. Auch St. Pauli und Düsseldorf sind eingespielt. Der Konkurrenzkampf in der Liga ist extrem groß und ich glaube, dass der Abstand zwischen der Spitze und Platz 9 oder 10 noch mal enger sein wird als in der Vorsaison.

Ist es die beste 2. Liga aller Zeiten?

Es ist natürlich die Frage, wie man das messen will. Aber Fakt ist, dass die Liga interessant, namhaft besetzt und sportlich schwierig ist.

Kommt noch ein Stürmer?

Erstmal passiert nichts. Aber dass bis 31. August noch etwas passieren kann, will ich nicht ausschließen - aber auch nicht garantieren. Wir haben im Sturm mit Hendrik Weydandt (frühes Karriereende; Anm. d. Red.) und Maximilian Beier (Leihende, zurück zur TSG 1899 Hoffenheim; Anm. d. Red.) zwei Abgänge, aber mit Nicolo Tresoldi und Antonio Foti auch zwei Spieler, die den nächsten Schritt gemacht haben und jetzt weiter sind als im letzten Jahr. Sie haben es beide in der Vorbereitung gut gemacht. Wenn es die Situation hergibt und wir uns verstärken können, kann es sein, dass wir noch etwas machen werden.

Was dürfen die Fans erwarten und was erwarten Sie von Marcel Halstenberg?

Zunächst mal: Es freut uns natürlich, dass dieser Wechsel geklappt hat und dass er bei uns ist. Wir haben auch die vielen positiven Reaktionen, die dieser Wechsel ausgelöst hat, wahrgenommen. Am Ende war es wichtig, dass er die feste Absicht hatte, zu 96 zurückzukommen und das in einem Alter, in dem er noch etwas erreichen möchte. Das ist auch spürbar, dass er mit anpacken und vorne weggehen will.

Also keiner, der in der 2. Liga seine Karriere austrudeln lassen will?

Nein, überhaupt nicht. Er ist gekommen, um Erfolg zu haben mit 96. Das ist eine schöne Situation, aber am Ende ist Marcel einer von elf Spielern, die am Wochenende auf dem Platz stehen. Er ist ein Abwehrspieler, da kann man nicht jede Woche glänzen und drei Bälle in den Winkel hauen, deswegen müssen wir auch aufpassen, dass von ihm keine Wunderdinge erwartet werden. Wir erhoffen uns von ihm, dass er hier seine Erfahrung weitergibt und auf dem Feld einfach das spielt, was er kann. Dann ist er für uns ein großer Gewinn.

Am Ende hat sich unsere Geduld ausgezahlt. Und er hat diese Entscheidung aus voller Überzeugung getroffen.

Marcus Mann über 96-Neuzugang Marcel Halstenberg

Wann stand es definitiv fest, dass er nach Hannover kommt?

Klar war es einen Tag, bevor er unterschrieben hat.

Wie groß waren zwischenzeitlich ihre Zweifel, dass es klappt?

Die vier bis sechs Wochen vor der Unterschrift war es ein auf und ab. Schließlich hatte Leipzig eigentlich kein großes Interesse, ihn abzugeben, dafür gab es auch nachvollziehbare Gründe. Marcel hat letzte Saison 39 Spiele gemacht, war Stammspieler. Dass man so einen Spieler nicht von heute auf morgen gehen lässt, ist doch auch klar. Am Ende hat sich unsere Geduld ausgezahlt. Und er hat diese Entscheidung aus voller Überzeugung getroffen.

Ein Glücksfall?

Der Trainer hat es als Glücksfall bezeichnet und das ist auch richtig so.

War der Sommer trotz Halstenberg für Sie entspannter als im letzten Jahr, weil das Gerüst der Mannschaft geblieben ist?

Es waren weniger Transfers, aber dafür waren die Umsetzungen zäher. Unterm Strich hat es sich wohl ausgeglichen (lacht).

Marcus Mann

Freut sich, Marcel Halstenberg an Land gezogen zu haben: Hannover-96-Sportchef Marcus Mann. IMAGO/Zink

Wie schwierig ist es, mit knappem Budget Spieler zu holen?

Grundsätzlich zahlen die wenigsten Klubs gerne Ablösesummen. Mit dem Etat hauszuhalten, ist vollkommen in Ordnung und gehört dazu. Sparsamkeit ist mir als Schwabe ja auch in die Wiege gelegt worden. Wir werfen nicht mit dem Geld um uns, gehen ins fünfte Jahr in der 2. Liga. Aber das ist alles kein Grund zum Jammern.

Wie schwierig war es, diese Rückrunde zu meistern mit dieser langen Negativserie und der Derby-Niederlage? Der Trainer stand in Frage, die Fans waren sauer.

Wir sind nach der guten Hinrunde natürlich mit einer gewissen Erwartungshaltung in die Rückrunde gegangen. Dann verlieren wir gegen Kaiserslautern, es gab weitere unglückliche Niederlagen, einige umstrittene Schiedsrichterentscheidungen - und irgendwann haben wir auch nicht mehr gut gespielt. Aber es war immer mein großer Wille, dass man in Hannover mal gemeinsam eine Krise übersteht und daraus lernt, um gestärkt daraus hervorzugehen. Ich war immer davon überzeugt, dass wir das hinbekommen. Schlechte Phasen gehören im Fußball dazu, aber unsere war eindeutig zu lang.

Sind Sie auch stolz darauf, dass nicht die üblichen Mechanismen gegriffen haben?

Ich war davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist. Wir müssen ja auch mal eine Konstante reinbekommen - beim Trainer und bei der Mannschaft.

Und einen Manager, der einen so langen Vertrag hat, gab es bei 96 auch noch nicht …

(lacht) Ich habe ja immer gesagt, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Ich habe die Überzeugung, mit dem Klub etwas erreichen zu können. Es ist nicht immer einfach. Aber es ist möglich.

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