Bundestrainerin Silvia Neid tauschte nach dem 1:0-Viertelfinalsieg gegen Italien auf einer Position Personal aus: Für die angeschlagene Okoyino da Mbabi rückte Maroszan ins Team und ins Mittelfeld, während Mittag in die Rolle der einzigen Sturmspitze schlüpfte.
Auf Seiten der favorisierten Schwedinnen vertraute Trainerin Pia Sundhage auf die Startelf, die Island im Viertelfinale mühelos mit 4:0 aus dem Turnier gekegelt hatte.
Ohne Abtasten boten die Kontrahenten in der Anfangsphase abwechslungsreichen Offensivfußball. Zunächst mit Vorteilen für die Schwedinnen, die aber schnell gegen zweikampfstarke und gut kombinierende Neid-Schützlinge in der Abwehr mehr zu tun bekamen, als ihnen lieb war.
Marozsan (10.) hatte eine erste gute Gelegenheit, kam einen Schritt zu spät (14.) und leitete per Ecke Krahns Chance ein, als Thunebro vor der Linie klärte (15.). Gegen Mittag parierte Hammarström (17.), zwischenzeitlich hatte Angerer Glück, dass Schelins Schlenzer nach Sololauf knapp am Winkel vorbeisauste (15.).
Bei warmen Temperaturen blieb das Tempo hoch. Schweden erlebte gegen das teilweise zu hoch stehende DFB-Team in der Folge eine starke Phase mit Möglichkeiten von Öqkvist (21.) und Asllani (26.), doch die laufstarke deutsche Elf ließ sich nicht unterkriegen: Laudehr verzog noch aus aussichtsreicher Position (32.), aber eine Minute später gingen die jungen Neid-Schützlinge verdient in Führung: Keßler auf Mittag, die Marozsan halblinks in den Sechzehner schickte. Im Fallen spitzelte die Technikerin die Kugel hart bedrängt von Rohlin mit dem rechten Außenrist aus elf Metern Richtung langes Eck - und das Tempo reichte, der Ball kullerte über die Linie - 1:0!
Nicht einzufangen: Dzsenifer Marozsan (10) hat soeben das entscheidende Tor erzielt. Anja Mittag und Lena Goeßling feiern mit. imago
Die Gastgeberinnen suchten nach einer Antwort, blieben aber in der gefährlichen Zone ohne Durchschlagskraft. Auf der Gegenseite bewahrte Hammarström die Schwedinnen gegen Laudehrs Kopfball vor einem höheren Rückstand (41.), ehe es in die Kabine ging.
zum Thema
Personell unverändert starteten die Kontrahenten Durchgang zwei. Schweden drückte Krahn & Co. in die Defensive, es gab wenig Entlastung für den Serien-Europameister, der aber in der Abwehr kompakt stand und keine Chancen zuließ.
Es dauerte eine knappe Viertelstunde, bis Deutschland sich befreien konnte - und gleich dicht vor dem 2:0 stand, als Mittag glänzend freigespielt von Marozsan an Hammarström scheiterte (60.). Auf der Gegenseite lag der Ball im Netz, doch Schelin spielte Foul gegen Krahn und stand zudem im Abseits - der Treffer zählte nicht (62.).
Doch dies war die Initialzündung für die Gastgeberinnen, die nun immer mehr Druck aufbauten. Die DFB-Auswahl verlor den Ball viel zu schnell, zudem taten sich mächtige Lücken in der Abwehr auf. Öqkvist scheiterte am Pfosten (69.), Asllani stocherte im Fünfer vergeblich (73.).
Schweden versuchte alles, richtig strukturiert aber waren die Bemühungen der Sundhage-Elf nicht, die auch mit drei frischen Kräften nicht die erforderliche Durchschlagskraft vor dem Tor entwickelte. Seger vergab gegen die leidenschaftlich verteidigende DFB-Auswahl aus glänzender Position die letzte Ausgleichschance (85.).
Nach vier Minuten Nachspielzeit warfen die deutschen Spielerinnen die Arme hoch und stehen zum sechsten mal in Folge im Finale einer EM.
Bundestrainerin Neid war denn auch sehr erleichtert: "Es war auch für mich sehr anstrengend, vor allem in der 2. Halbzeit, als wir auch ein bisschen Glück hatten. Aber es war heute spielerisch sehr viel besser als in den letzten Spielen, und das ist wichtig für das Selbstvertrauen. Man hat meinen Spielerinnen in den letzten Tagen die Anspannung angemerkt, sie wollten unbedingt Schweden rauswerfen."