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Schreiner: Mit neuem Impuls zum Klassenerhalt

Routinier gibt sich zuversichtlich

Schreiner: Mit neuem Impuls zum Klassenerhalt

Emanuel Schreiner erlebt den nächsten Abstiegskampf mit Altach.

Emanuel Schreiner erlebt den nächsten Abstiegskampf mit Altach. GEPA Pictures

Sechs Niederlagen in Folge vor der Winterpause, nur zehn erzielte Treffer und lediglich 13 gesammelte Punkte nach 18 Runden. Es war ein schwieriger Herbst für den SCR Altach, der sich wieder einmal im Tabellenkeller der Liga wiederfindet. Nach der Ablösung von Damir Canadi durch Ludovic Magnin will man im Frühjahr aber wieder angreifen und wie schon die Jahre davor im neuen Jahr abliefern.

Für Abwehrspieler Emanuel Schreiner ist es bereits die neunte Saison im Trikot der Vorarlberger, mit dem 40-jährigen Schweizer Magnin erlebt er bereits den fünften Coach während seiner Zeit im "Ländle" und ist im Gespräch mit dem kicker positiv gestimmt, dass der Trainerwechsel auch in dieser Saison die richtigen Impulse bei der Mannschaft setzen kann.

kicker: Herr Schreiner, vor der Winterpause gab es sechs Niederlagen in Folge mit einer Tordifferenz von 1:12. Wie wie sehr kam euch die Ligaunterbrechung entgegen, um etwas Abstand vom Fußball zu gewinnen?

Emanuel Schreiner: Das kam uns sehr entgegen. Jeder, der im Sport tätig ist, weiß, wenn man mehrere Niederlagen am Stück hat, dass das immer etwas mit dem Kopf der Spieler macht. Du gehst zwar positiv in jedes Spiel, aber wann dann irgendetwas Negatives passiert, denkst du schnell: Ah, Sch…., jetzt geht das schon wieder los. Auch wenn man positiv denken will, ist das völlig menschlich und normal. In dem Sinne war es für uns gut, dass die Winterpause gekommen ist. Jeder Spieler hat abschalten können, wir haben gut drei Wochen Urlaub gehabt, wo jeder einfach ein paar Tage Pause machen konnte. Dann hatten wir ein gutes Heimprogramm zur Vorbereitung und für den Verein kam das allgemein zu einem guten Zeitpunkt.

Mit Ludovic Magnin wurde kurz vor Jahreswechsel ein neuer Trainer präsentiert. Wie viel Impulse hat die Verpflichtung des neuen Trainers beim Team freigesetzt?

Einen neuen Impuls hat das auf jeden Fall gesetzt. Nach dem Urlaub ist es normal, dass jeder voll ehrgeizig ist und extrem mitzieht, weil sich einfach jeder wieder aufs Fußballspielen freut. Zusätzlich kommt mit dem Trainerwechsel noch eine andere Situation dazu, weil jeder wieder seine Chance kriegt, sich zeigen kann und wieder von null weg startet, egal wie es im Herbst gelaufen ist. Das macht einfach Spaß, wenn man sieht, dass da im Training wieder ein richtiger Konkurrenzkampf stattfindet, ein Feuer drinnen ist und das müssen wir beibehalten.

Was sind die ersten Eindrücke nach den ersten Trainings? Worauf legt der neue Trainer wert?

Die ersten Eindrücke sind, dass wir auf jeden Fall körperlich bereit sein werden und das ist meiner Meinung nach sehr wichtig, dass wir topfit sind. Da dürfen wir uns nichts vorwerfen lassen. Er legt einen großen Wert auf die Mentalitätsschiene, was auch für uns ein sehr wichtiges Thema ist, weil wir da unsere Probleme gehabt haben und auch noch haben. Da fordert er viel ein und das tut uns extrem gut. Es muss jeder an seine Grenzen gehen und noch darüberhinaus und das ist für die Charaktere innerhalb der Mannschaft sehr wichtig, dass die Spieler aus sich herausgehen und eine Siegermentalität auf den Platz bringen. Er fordert, dass man das auch im Training haben muss, dass jeder gewinnen will und will immer alles rausholen.

Bei seiner Vorstellung hat Ludovic Magnin gemeint, er will den Abstieg "mit viel Arbeit und wenig Freizeit" vermeiden. Das klingt zwar nicht nach viel Spaß, aber wie wichtig ist es, dass der neue Trainer gleich so klare Ansagen tätigt?

Das ist extrem wichtig. Wenn ich mich zurückerinnere an meine Zeit als junger Profi beim LASK, wo ich vielleicht fünf Spiele absolviert habe und dann mit der Mannschaft abgestiegen bin, dann muss ich sagen, dass ich mich an die damalige Situation gar nicht mehr so richtig erinnern kann. Dass wir da wirklich abgestiegen sind und dass da eine schlechte Stimmung im Team war, das habe ich gar nicht mehr so im Kopf. Darum ist es gerade für die jungen Spieler wichtig, dass denen klar gemacht wird, wie gefährlich die Situation ist, wie wichtig es ist, jetzt alles zu geben, damit man von dem letzten Platz wegkommt. Das ist sehr gut, dass der Trainer das klar vorgibt und dass merkt man auch seit seiner Ankunft. Wenn es sich am Ende lohnt, dann ist das jedem egal, ob man jetzt weniger Freizeit hat. Das ist im Sinne von jedem Spieler und vom ganzen Verein.

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Euer Geschäftsführer Christoph Längle meinte auch, dass Ludovic Magnin "die Menschen erreicht. Etwas, dass man aktuell braucht." Wie sehr braucht die Mannschaft in der jetzigen Situation einen Trainer, der viel Kommunikation mit seinen Profis betreibt?

Wenn ein Trainerwechsel passiert ist automatisch ein neuer Schwung da. Jeder ist wissbegierig, passt genau auf, was der neue Coach sagt und versucht das umsetzen, was er verlangt, weil jeder seine Chance wittert. Unter Damir Canadi war die Situation zum Schluss einfach etwas eingefahren. Wenn du verlierst, verlierst und verlierst ist es für den Trainer sehr schwierig, die Mannschaft noch zu erreichen. Da tut sich ein neuer Coach, der gerade zur Mannschaft stößt, leichter. Von dem her hat es uns auf jeden Fall einen Motivationsschub verliehen und hat uns auch aufgeweckt. Das soll aber nicht heißen, das vorher alles schlecht war.

Der Trainer meint, er will eine "aggressive Mannschaft und mehr Dynamik im Spiel sehen." Wie zuversichtlich sind Sie, dass man die Vorgaben des Trainers auch umsetzen kann?

Ich bin der Meinung, dass wir vom Spielermaterial genügend Kicker haben, die das umsetzen können. Wir müssen einfach daran glauben. Das wichtigste ist, dass wir jetzt schon in der Vorbereitung erfolgreich spielen und dass wir gewinnen. Denn das Gefühl vom Gewinnen, auch wenn es nur ein Testspiel ist, ist trotzdem wichtig für die Moral. Du kannst 90 Minuten so schlecht spielen, aber wenn du am Ende gewinnst, gehst du mit einem ganz anderen Gefühl raus. Deshalb müssen wir gleich in der Vorbereitung anfangen, Siege zu holen, damit das in die Köpfe reingeht. Wir wollen und müssen gewinnen und damit starten wir in der Meisterschaft am besten gleich beim Frühjahrsauftakt.

Sie haben mit Damir Canadi auch schon bei seiner ersten höchst erfolgreichen Amtszeit in Altach zusammengearbeitet. Warum wollte es diesmal nicht klappen? War der sportliche Aderlass im Sommer doch einfach zu groß?

Das ist schwierig zu erklären. Möglich, dass der Umbruch zu groß war und dass wir es nicht geschafft haben, schneller als Mannschaft zu funktionieren. Es sind halt wirklich viele gute Spieler im Sommer gegangen. Wir haben zwar viele junge Profis geholt und auch ein paar erfahrene, aber wir haben es als Mannschaft bisher noch nicht hinbekommen, so abzuliefern, wie wir es sollten. 

Jetzt ist es wichtig, dass wir zeigen, dass wir wieder mit Druck umgehen können.

Emanuel Schreiner

Sie haben mit Ihrem Team die Hälfte Ihrer bisher gesammelten Punkte in Duellen gegen die großen Teams geholt. Gegen Mannschaften auf Augenhöhe tat man sich schwer. Könnte das in der Qualifikationsgruppe zum Problem werden?

Wenn man es so betrachtet, könnte das ein Problem werden, aber jetzt im Frühjahr wird es eine ganz andere Situation. Denn wir verfolgen eine andere Philosophie und das wird uns auch helfen, gegen die gleichwertigeren Gegner zu bestehen. Dann werden wir auch unsere Punkte holen und nicht wie im Herbst wieder einiges liegen lassen.

Im letzten Jahr trennte man sich ebenfalls vor den letzten vier Runden des Grunddurchgangs von Chefcoach Alex Pastoor und holte dann unter Damir Canadi drei Siege. Wie viel Vertrauen haben Sie, dass man auch diesmal ähnlich erfolgreich sein kann?

(lacht) In dieser Hinsicht hoffe ich, dass wir es so schaffen wie in den letzten Jahren. Denn in den letzten Jahren waren die Spiele im Herbst nie wirklich prickelnd und immer schwierig, aber im Frühjahr, wenn es darauf angekommen ist, waren wir jedes Mal im Play-off oder in den letzten Spielen im Grunddurchgang da. Darauf können wir uns aber nicht verlassen, was einmal war interessiert keinen mehr. Jetzt ist es wichtig, dass wir zeigen, dass wir wieder mit Druck umgehen können. Der Druck ist jetzt schon da, wir sind Letzter, rennen immer nach, müssen gewinnen und mit dem Druck müssen wir alle umgehen, egal ob jung oder alt. Das ist die Situation und der Ligamodus. Das macht es auch extrem spannend, denn wenn die Ligateilung kommt, schiebt sich alles durch die Punktehalbierung wieder enger zusammen. Dann heißt es gewinnen, gewinnen, gewinnen, am besten die ersten Partien, weil dann hast du das bereits erledigt.

Mit der Austria erwartet euch zum Frühjahrsauftakt ein Gegner, gegen die man in der Bundesliga die meisten Siege einfahren konnte. Hilft euch das auf mentaler Ebene zu Beginn gegen einen Verein zu spielen, den man in der Vergangenheit öfters bezwingen konnte?

Man hat immer seine Mannschaft in der Liga, wo man lieber spielt. Die Austria ist ein Gegner, gegen den wir eigentlich immer gut performt haben und das kommt uns in diesem Sinne natürlich entgegen. Da hoffen wir einfach, dass wir diese positive Bilanz gleich am Anfang fortsetzen können und mit einem Sieg in die letzten Spiele des Grunddurchgangs starten.

Interview: Maximilian Augustin