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Schreiner im Gespräch: "Einen Meistertitel würde ich schon noch mitnehmen"

Routinier verabschiedet sich aus Altach

Schreiner im Gespräch: "Einen Meistertitel würde ich schon noch mitnehmen"

Emanuel Schreiner erlebte ein Bilderbuch-Ende beim SCR Altach. 

Emanuel Schreiner erlebte ein Bilderbuch-Ende beim SCR Altach.  GEPA pictures

Ein kitschigeres Ende für seine Zeit im Trikot des SCR Altach hätte sich Emanuel Schreiner kaum aussuchen können. Im letzten Heimspiel der Saison fixierte er mit seinem Team den Klassenerhalt, bei seiner letzten Partie für die Rheindörfer durfte er gar noch über einen Treffer jubeln. "Viel schöner geht es nicht", lacht der 34-Jährige im Gespräch mit dem kicker.

QUalifikationsgruppe - 32. Spieltag

"Ich war ja drei Monate verletzt und meine größte Sorge war, dass ich mich ohne weiteren Einsatz und ohne Tor aus Altach verabschieden muss. Es hat zwar so ausgeschaut, als würde ich wegen der Verletzung gar nicht mehr auf den Platz zurückkommen, aber dann hat alles zusammengepasst. Ich habe wieder trainieren können und hatte die beiden letzten Spiele im Auge, auch wenn ich mich während des Trainings ein paarmal gefragt habe, warum ich mir das noch antue (lacht). Dass dann alles so gekommen ist, war natürlich ein Traum. Ich habe vor dem letzten Spiel noch zum Trainer gesagt, dass ich nicht hinten spielen will, sondern vorne, weil ich noch ein Tor machen will. Dass es dann so aufgegangen ist, war dann wirklich sehr witzig und ich habe es auch ein paar Tage später immer noch nicht glauben können."

Klassenerhalt als "Herzensangelegenheit"

Vor zehn Jahren zog es den Abwehrspieler nach zwei Jahren bei der SV Ried aus der oberösterreichischen Heimat in den Westen, von dem er sich anschließend gar nicht mehr trennen konnte. "Wir haben uns hier immer so wohlgefühlt. Vor Vertragsverlängerungen hat man schon überlegt, aber es hat dann letztendlich immer gepasst. Ich wollte auch keine großartigen Experimente wagen, weil wir hier alles hatten", erzählt Schreiner, der nach dem sofortigen Aufstieg in seinem Debütjahr nie mehr den Gang in die Zweitklassigkeit mit seinem Klub antreten musste.

Ich hoffe, dass die nächsten Jahre für sie etwas weniger stressig werden.

Emanuel Schreiner

Auch in diesem Jahr nicht, obwohl es wie in der Vorsaison zeitweise gar nicht gut aussah. Für Schreiner war der diesjährige Klassenerhalt mit dem Wissen, dass es sein letztes Jahr im Ländle sein würde, daher ein ganz besonderer: "Definitiv, da habe ich in den letzten Monaten auf der Tribüne schon sehr gelitten, weil ich unbedingt mit dem geschafften Klassenerhalt gehen wollte. Ich kenne die Leute in der Stadt, alle im Verein und wollte, dass sie oben bleiben. Das war eine Herzensangelegenheit für mich. Es ist gut, dass sie weiterhin in der Bundesliga sind und ich hoffe, dass die nächsten Jahre für sie etwas weniger stressig werden (lacht).

Nun zieht es den zweifachen Familienvater wieder zurück nach Oberösterreich, wo er sich in seiner Geburtsstadt Steyr niederlassen wird. Auf seine Ära in Altach blickt der erfahrene Abwehrspieler mit viel Stolz zurück: "Als ich damals hierher gekommen bin, sind wir direkt Meister in der 2. Liga geworden. Dann waren wir in der Bundesliga der beste Aufsteiger aller Zeiten, sind international zweimal nur kurz vor der Gruppenphase gescheitert und 2016 auch noch Winterkönig geworden. Zudem waren wir auch der erste Vorarlberger Klub, der seit 30 Jahren auswärts gegen Sturm gewinnen konnte. Da waren schon coole Saisons und Highlights dabei."

Schreiner wünscht Altach Trainer "wie Magnin"

Stolz ist Schreiner auch auf seine 258 Bundesligaspiele, die er im Trikot der Vorarlberger absolvierte. Damit ist er neben Kapitän Jan Zwischenbrugger der einzige Altach-Spieler, der im Oberhaus mehr als 200-mal für die Vorarlberger auflief. "Das macht einen schon stolz, vor allem, wenn man betrachtet, wie schnelllebig der Fußball heute ist", sagt der Linksverteidiger. "Gewissen Spielern sind die Vereine teilweise egal und das gefällt mir nicht. Darum macht mich das schon stolz, dass es so lange geklappt hat und dass es noch so treue Spieler wie eben auch Jan Zwischenbrugger gibt. Ich finde es schon wichtig, dass so etwas im Fußball noch existiert."

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Beständigkeit wünscht sich Schreiner in Zukunft auch auf der Trainerposition in Altach, wo es in den vergangenen Jahren während der Saison fast schon regelmäßig  zu Veränderungen kam. "Durch die Ligareform kannst du im Grunddurchgang eigentlich machen was du willst. Da haben wir und einige andere Vereine schon wirklich wenige Punkte gemacht. Ein Trainerwechsel ist dann oft das Einfachste, um einen Impuls zu setzen", meint Schreiner, der als möglichen neuen Coach auch schon eine klare Vorstellung hat: "Ich kann Ihnen einen Namen sagen, aber der ist in der Schweiz und wird nicht kommen", lacht der 34-Jährige. "Wenn ich ihnen einen wünschen könnte, dann so jemanden wie Ludovic Magnin, obwohl ich es Klaus Schmidt auch gegönnt hätte. Ich hoffe, dass sie einen Trainer bekommen, der auf emotionaler Schiene eine gute Ansprache hat, mit der er die Jungs mitreißt. Wir hatten doch immer eine sehr ruhige Mannschaft, was ein Riesenproblem war. Da würde ihnen so jemand sehr gut tun."

Noch keine Zukunftsentscheidung

Bei seinem baldigen Ex-Klub wird es ohnehin viele Veränderungen geben. Roland Kirchler ersetzte Georg Festetics als Sportdirektor, Klaus Schmidt ließ seinen Vertrag auslaufen. Schreiner sieht das nicht als Nachteil: "Der Verein hat eine gute Ausgangslage. Sie können sich richtig neu aufstellen vom Trainer und auch vom Kader her, wo es doch viele Abgänge geben wird. Da können sie jetzt einen sauberen Umbruch vollziehen. Es liegt an den Verantwortlichen, dass sie die richtigen Schritte setzen und den richtigen Trainer holen, mit dem sie dann gemeinsam auch Spieler verpflichten, die er brauchen kann. Das ist das Wichtigste."

Es wäre kein Weltuntergang, wenn sich nichts mehr ergeben würde.

Emanuel Schreiner

Wie es für den 34-Jährigen selbst weitergeht, ist noch offen. Neben einem möglichen Karriereende könnte sich Schreiner auch ein Engagement bei einem Klub in Oberösterreich vorstellen: "Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Es soll auf jeden Fall im Umkreis von Steyr sein. Ich habe ja die Trainerlizenz gemacht und würde auch gerne als Co-Trainer arbeiten. Wenn ich da irgendwo reinkommen würde, würde mir das fast mehr taugen als noch Spieler zu sein (lacht). Es kommt auf das Paket an, das wird sich in den nächsten Wochen weisen."

Studium steht an

Eine Rückkehr nach Ried, um als Führungsspieler am direkten Wiederaufstieg zu arbeiten, würde ihn aber schon reizen: "Das wäre eine reizvolle Aufgabe, aber dafür müsste man wissen, was die Verantwortlichen nun vorhaben. Einen Meistertitel würde ich schon noch mitnehmen (lacht)." Und sonst gibt es ja auch noch in seiner Geburtsstadt Steyr einen Verein, der ebenfalls einen Abstieg hinnehmen musste und mit Blick auf eine Rückkehr in die 2. Liga durchaus Bundesligaerfahrung in der Regionalliga vertragen könnte.

Doch auch ohne Fußball stehen für Schreiner noch genügend Aufgaben an: "Im Herbst will ich mit meinem Lehramtsstudium beginnen. Dementsprechend muss ich mich da schon vorbereiten. Da steht viel an. Ich habe aber schon noch Lust auf Fußball. Wenn es allerdings nicht mehr sein sollte, ist das auch okay. Ich hatte dennoch eine lange Karriere und es wäre kein Weltuntergang, wenn sich nichts mehr ergeben würde."

Maximilian Augustin