Im feinen Zwirn war Roberto Mancini beim Test in Newcastle an der Seitenlinie erschienen, der Auftritt seiner neuen Schützlinge jedoch entsprach nicht der Eleganz des italienischen Trainers. Vielmehr erlebte der 58-Jährige, der überraschend sein Amt bei der Squadra Azzurra niedergelegt und wenig später im Zuge einer Millionenofferte das Nationalteam Saudi-Arabiens übernommen hatte, ein enttäuschendes Debüt auf der Bank des Wüstenstaates. Mit 1:3 (0:2) ging das Duell der beiden WM-Teilnehmer gegen Costa Rica verloren - nichts war's mit einer gelungen Premiere Mancinis.
Auch ein "Schattenmann" kann nicht helfen
Schon nach einer guten halben Stunde war Saudi-Arabien mit 0:2 im Rückstand, für "Los Ticos" hatten Calvo (12.) und Ugalde (32.) getroffen. Der Italiener, dessen Gestik während der Partie seine Unzufriedenheit zur Schau trug, versuchte gegenzusteuern. Seine Anweisungen, die über einen Übersetzer, der ihm wie ein Schatten folgte, an seine Mannschaft herangetragen wurden, fruchteten aber nur wenig. Nur kurz keimte Hoffnung auf, als Ali al-Bulaihi (68.) den Anschlusstreffer für die Elf des Königreichs erzielte. Doch Joker Leal zerstörte die Aussicht auf wenigstens einen Teilerfolg mit seinem Tor zum 3:1 (89.).
Italiens Presse: "Gang durch die Wüste" - "Besorgniserregend"
Die italienische Presse beschrieb den Einstand des Ex-Profis sachlich, aber durchaus auch mit etwas Häme: "Mancini gelingt es nicht, das bescheidene technisch-taktische Niveau der Grünen Falken zu heben, die gegen Costa Rica die fünfte Niederlage in Folge kassiert haben", kommentierte "Tuttosport". "Mancini startet mit einer Niederlage zwischen Gleichgültigkeit und Protesten seinen steilen Weg als Trainer Saudi Arabiens: Ein Gang durch die Wüste", textete "Corriere della Sera".
"Nach den vier Niederlagen in Folge, die zur Trennung von Coach Hervé Renard führten, hat Mancini weniger als zwei Wochen nach seinem überraschenden Wechsel nach Riad seine neue Aufgabe mit einem Rückschlag begonnen. Schmerzlos, da es sich noch um ein Testspiel handelte, aber besorgniserregend, da der Mannschaft, mit der der ehemalige Trainer Geschichte schreiben will, ihre Grenzen aufzeigt wurden", kommentierte "Corriere dello Sport".
Die italienischen Sportgazetten führten Mancini auch die Schwere seiner Aufgabe vor Augen. Sein Team verfüge über wenige Spieler von internationalem Format und würden in allen Bereichen des Spielfelds unpräzise wie naiv agieren - dies würde schon bei Torhüter Nawaf Al Aqidit beginnen.
In vier Tagen hat Mancini mit Saudi-Arabien die Gelegenheit, es besser zu machen. Dann spielt sein Team - erneut in Newcastle - gegen das aktuell auch nicht gerade erfolgsverwöhnte Südkorea mit Trainer Jürgen Klinsmann.