Regionalliga

Rost-Team ist Meister: SpVgg Bayreuth steigt in die 3. Liga auf

Überragende Saison der Oberfranken findet ein würdiges Ende

Rost-Team ist Meister: SpVgg Bayreuth steigt in die 3. Liga auf

Die Bayreuther um Timo Rost und Markus Ziereis spielten eine herausragende Saison.

Die Bayreuther um Timo Rost und Markus Ziereis spielten eine herausragende Saison.

Am 4. September 2018 übernahm Timo Rost das Traineramt bei der SpVgg Bayreuth. Es sollte im Nachgang der Tag sein, der die jüngste Vergangenheit des Vereins nachhaltig beeinflusste. Die Oberfranken hatten gerade 2:2 in Pipinsried gespielt und standen nach acht Spieltagen mit nur vier Punkten auf dem letzten Platz der Regionalliga Bayern. Der damalige Trainer Joe Albersinger musste gehen - und Ex-Profi Rost übernahm die Truppe. Der 145-malige Bundesliga-Spieler versprühte sofort Zuversicht, trotz der schwierigen Aufgabe. Mittlerweile ist klar, warum.

Nach dem miserablen Start beendeten die Bayreuther die Saison 2018/19 auf dem neunten Platz und hielten sogar sehr souverän die Klasse. Und in der folgenden Spielzeit, die von Corona-Unterbrechungen geprägt war, war die Altstadt plötzlich ein Spitzenteam. Die Saison konnte wegen der Pandemie nicht normal zu Ende gespielt werden, der Meister wurde trotzdem in Play-offs ermittelt: Aschaffenburg, Bayreuth und Schweinfurt spielten den Ersten der Regionalliga Bayern aus. Damals waren die Schnüdel zu stark für die SpVgg.

Die Bayreuther waren womöglich noch etwas zu grün hinter den Ohren. Doch der allgemeine Tenor lautete: Aus den Erfahrungen lernen und direkt wieder angreifen. Genau das gelang Rost & Co. Die Bayreuther spielten eine unfassbar konstante Saison 2021/22, leisteten sich kaum Ausrutscher. Während die Konkurrenz aus Schweinfurt am Negativerlebnis der verlorenen Aufstiegsrunde gegen Havelse zu kämpfen und die SpVgg Unterhaching nach dem Abstieg zu viele Baustellen hatte, machte die SpVgg einfach ihre Arbeit. Rost und sein Team hatten sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal weiterentwickelt, versprühten die Mentalität eines Spitzenteams.

Entscheidendes Spiel das 4:0 gegen die Bayern

Es kristallisierte sich im Aufstiegskampf immer mehr der Zweikampf zwischen Bayreuth und den kleinen Bayern heraus. Auch die Münchner, die im Winter allerdings wichtige Spieler (Motika, Batista Meier, Arrey-Mbi) verloren, spielten eine starke Saison. Letztlich nicht stark genug. Den entscheidenden Schritt in Richtung Meisterschaft und Aufstieg machten die Rost-Schützlinge am Ostermontag, als das Heimspiel gegen die Bayern vor über 10.000 Zuschauern anstand. Es gab ein klares 4:0 für die Hausherren und die Altstadt zog in der Tabelle davon. Mit dem völlig unerwarteten 0:4-Patzer gegen Schlusslicht Rosenheim gab es zwar noch einmal einen Rückschlag. Doch am Ende sicherten sich die Bayreuther den völlig verdienten ersten Platz, der nach dem 0:4 des FCB II gegen Burghausen am Freitagabend auch rechnerisch feststand.

Die Gründe für den Erfolg

Sebastian Kolbe

Sicherer Rückhalt: Bayreuths Keeper Sebastian Kolbe. IMAGO/Eibner

Die Gründe für diesen Erfolg der Bayreuther sind vielschichtig. Aber einen gehörigen Anteil hat natürlich der Trainer. Rost brachte den Erfolg zurück nach Bayreuth, baute eine Mannschaft auf, die um den Aufstieg spielen konnte. Er hat das Team und die einzelnen Spieler besser gemacht. Der ehemalige Bundesliga-Spieler hat eine klare Spielphilosophie, die die Mannschaft immer wieder umsetzte. Die Bayreuther waren das beste Umschaltteam der Liga und bereiteten mit den schnellen Kontern so manchem Team Probleme.

Die Altstadt konnte sich zudem meistens auf ihre starke Defensive um Dennis Lippert, Edwin Schwarz, Steffen Eder, Tobias Weber, Felix Weber und Marcel Götz verlassen. Kein Team kassierte so wenige Gegentreffer wie die Oberfranken. Hinter einer starken Hintermannschaft stand ein sicherer Rückhalt, Keeper Sebastian Kolbe stellte das eine oder andere Mal seine Qualität unter Beweis, beispielsweise erst jüngst beim wichtigen 1:0-Auswärtserfolg in Illertissen.

Regionalliga Bayern 2021/22

Außerdem konnten sich die Bayreuther auf ihren Torjäger verlassen: Markus Ziereis war gewohnt treffsicher in der Regionalliga Bayern zur Stelle und hatte somit großen Anteil am Erfolg der Mannschaft. Allerdings darf die Offensive des Meisters keinesfalls nur auf ihn reduziert werden, Stefan Maderer, Alexander Nollenberger und Ivan Knezevic spielten ebenfalls eine sehr starke Saison, die mit dem direkten Aufstieg und der erneuten Qualifikation für den DFB-Pokal endet.

Nachdem Torwart, Defensive und Offensive bereits genannt wurden, darf auch das Mittelfeld nicht fehlen. Benedikt Kirsch war im Sommer für die 4. Liga ein absoluter Top-Neuzugang. Rost machte ihn gleich zum Kapitän - und der 15-malige Zweitligaspieler zahlte das mit starken Leistungen zurück. Kurz vor Ende der Transferphase im Sommer kam dann mit Nicolas Andermatt noch ein weiterer für die Regionalliga hochqualifizierter Spieler, der bereits 42-mal in der 3. Liga spielte. Alles in allem hatten die Bayreuther auf dem Papier eine der besten Mannschaften der Liga, die ihrem Ruf gegen die starke Konkurrenz aus München, Schweinfurt und Unterhaching in beeindruckender Art und Weise gerecht wurde - vor allem auswärts: In bislang 18 Spielen blieb die SpVgg ungeschlagen und ging dabei 16-mal als Sieger vom Platz.

Wie geht es mit Rost weiter?

Hinter dem sportlichen Erfolg steht aktuell allerdings die große Frage: Wie geht es mit Trainer Rost weiter? Es gibt etliche Medienberichte, nach denen der Bayreuther Coach bereits für die neue Saison bei Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue unterschrieben haben soll. Ein Abgang des 43-Jährigen würde die Bayreuther zweifelsohne hart treffen, denn der Erfolg der letzten Jahre hat die klare Handschrift des Trainers.

Mirko Strässer

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