Champions League

Ronaldos Rot-Premiere: "Wird dauern, bis er sich beruhigt"

Allegri fordert Videobeweis in der Champions League

Ronaldos Rot-Premiere: "Wird dauern, bis er sich beruhigt"

Abgang unter Tränen: Cristiano Ronaldo war die Verzweiflung nach seiner Roten Karte in Valencia anzusehen.

Abgang unter Tränen: Cristiano Ronaldo war die Verzweiflung nach seiner Roten Karte in Valencia anzusehen. imago

Was war passiert? Der Ball befand sich bei einem der zahlreichen Juve-Angriffe an der Seitenlinie, Ronaldo in der Mitte im Laufduell mit Valencias Verteidiger Murillo. Der geriet - vom Portugiesen leicht getroffen - ins Straucheln und ging zu Boden. Das passte Ronaldo so gar nicht. Der amtierende Weltfußballer ließ zunächst einige Worte in Richtung des Kolumbianers fallen, ging dann auf den auf dem Rasen sitzenden Verteidiger zu und griff ihm kurz in die Haare.

Schiedsrichter Dr. Felix Brych hatte die Augen auf dem eigentlichen Spielgeschehen am Seitenrand, konnte die Situation nicht sehen und befragte Marco Fritz, der als Torrichter an der Grundlinie freie Sicht auf die Situation hatte. Nach einer kurzen Unterhaltung der beiden deutschen Schiedsrichter zeigte Brych Ronaldo, der sich aus der in der Zwischenzeit gebildeten Rudelbildung herausgehalten hatte, die Rote Karte.

Spielersteckbrief Cristiano Ronaldo
Cristiano Ronaldo

Dos Santos Aveiro Cristiano Ronaldo

Spielersteckbrief Murillo
Murillo

Murillo Jeison

Spielersteckbrief S. Khedira
S. Khedira

Khedira Sami

Spielersteckbrief Bonucci
Bonucci

Bonucci Leonardo

Trainersteckbrief Allegri
Allegri

Allegri Massimiliano

"Cristiano geht weinend vor Machtlosigkeit"

Das brachte den fünfmaligen Weltfußballer völlig aus der Fassung. Wild gestikulierend sank er zu Boden, schlug die Hände vors Gesicht, schickte Verzweiflungsschreie gen Himmel und beteuerte auf Spanisch immer wieder: "No hecho nada", "Ich habe nichts gemacht." Im 154. Champions-League-Spiel war es der erste Platzverweis für Ronaldo, insgesamt der elfte in seiner Karriere. Vom Feld schlich der 33-Jährige unter Tränen und dem höhnischen Applaus der Valencia-Fans. "Cristiano geht weinend vor Machtlosigkeit", schrieb die spanische Sportzeitung "AS".

Der Schiedsrichter hat das nicht gut entschieden.

Leonardo Bonucci über Ronaldos Platzverweis

Ronaldo selbst äußerte sich nicht zu seiner Roten Karte, stattdessen machten seine Mitspieler ihrem Ärger über den Platzverweis Luft. Sami Khedira, kurz vor der strittigen Szene verletzt ausgewechselt, beschwerte sich in der Halbzeit lautstark im Kabinengang bei Landsmann Brych. Abwehrmann Leonardo Bonucci legte nach Spielschluss nach: "Das war ein normaler Zweikampf. Murillo hat die Hand zuerst an Ronaldo. Er war natürlich wütend und hat reagiert", sagte der Rückkehrer "Sky Sport Italia" und resümierte: "Der Schiedsrichter hat das nicht gut entschieden."

Cristiano Ronaldo

Bitterer Abend: Sein erstes Champions-League-Spiel für Juventus Turin hatte Cristiano Ronaldo sich anders vorgestellt. imago

Juve-Coach Massimiliano Allegri zog auf der Pressekonferenz nach Spielschluss weitere Konsequenzen aus der Szene und sprach sich für eine Einführung des Videobeweises in der Königsklasse aus. "Das hätte dem Schiedsrichter helfen können, die richtige Entscheidung zu treffen", so Allegri, dessen Team die Partie aber selbst ohne den neuen Superstar in über 60-minütiger Unterzahl noch vergleichsweise ungefährdet mit 2:0 gewann. "Wegen so einem Vorfall in der Champions League mit zehn Mann spielen zu müssen, ist einfach enttäuschend", sagte Juves Trainer dennoch. "Wir hätten deshalb verlieren können und werden Ronaldo in den nächsten Spielen nicht zur Verfügung haben."

Bei zwei Spielen Sperren: Ronaldo verpasst die Rückkehr ins Old Trafford

Sollte die Sperre für seinen Platzverweis zwei Spiele oder gar mehr betragen, würde Ronaldo sogar das mit Spannung erwartete Duell mit seinem Ex-Klub verpassen: Am 3. Vorrundenspieltag tritt Juventus bei Manchester United an, es wäre ein besonderes Spiel für Ronaldo, das er wohl nur mehr als ungern verpassen würde.

Auf den Gemütszustand seines Schützlings angesprochen gab Allegri zu Protokoll: "Er ist enttäuscht und es wird dauern, bis er sich beruhigt. Er muss aber darüber hinwegkommen und für Sonntag bereit sein." Dann tritt Juventus in der Serie A beim Tabellenletzten Frosinone an - und Ronaldo könnte sich den Frust über sein verpatztes Königsklassendebüt für sein neues Team in der Liga von der Seele schießen.

mib

Bilder zur Partie FC Valencia - Juventus Turin