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Ried-Rückkehrer Bajic im Interview: "Da kann sich etwas ganz Großes entwickeln"

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Ried-Rückkehrer Bajic im Interview: "Da kann sich etwas ganz Großes entwickeln"

Ried statt Rapid. Ante Bajic hat sein Abenteuer in der Großstadt nach eineinhalb Jahren beendet.

Ried statt Rapid. Ante Bajic hat sein Abenteuer in der Großstadt nach eineinhalb Jahren beendet. GEPA pictures

Herr Bajic, nach eineinhalb Jahren bei Rapid sind Sie wieder nach Ried zurückgekehrt. Schon eingelebt?

Es ist sehr schnell gegangen. Wenn man Rieder ist, braucht man nicht lange (lacht). Die Mannschaft hat mich auch super aufgenommen. Das sind alles gute, gemütliche Leute. Es war ein super erster Eindruck in den zwei Wochen. Sie haben es mir sehr einfach gemacht, mich wieder einzufinden.

Sprechen wir zunächst über Ihre Zeit in Wien-Hütteldorf. In der letzten Saison haben Sie noch einige Startelf-Einsätze verzeichnet, im abgelaufenen Herbst sprang kaum noch Spielzeit für Sie heraus. War gerade auf Ihrer Position die Leistungsdichte zu groß?

Es war schon so, dass wir gerade auf dieser Position sehr viele Spieler gehabt haben und der Konkurrenzkampf dementsprechend groß war. Da hat sich der Trainer sehr oft entscheiden müssen, wen er mitnimmt zu den Spielen. Das war natürlich auch nicht einfach für mich, aber so ist der Fußball.

Sie haben gesagt, Ihre Zeit bei Rapid hätte erfolgreicher sein können. Was hätten Sie sich im Detail erhofft?

Einerseits hätte ich mir mehr Spielzeit erhofft, aber andererseits auch, dass es sportlich besser läuft. Gerade wie es jetzt gegen Ende war, dass ich kaum mehr im Kader bin und wenn, nur wenige Minuten bekomme. Aber eben auch von den Ergebnissen war es nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wenn man jetzt die abgelaufene Herbstsaison heranzieht, hatten wir eigentlich einen guten Start und auch richtig gute Spiele. Wenn ich da an die Spiele gegen Fiorentina denke, das gibt einem Selbstvertrauen. Dann haben wir den Flow aber ein bisschen verloren, haben viele Punkte hergeschenkt, was nicht hätte sein müssen. Es muss der Anspruch bei Rapid sein, das obere Play-off nicht durchs Zittern zu erreichen, sondern ohne Probleme.

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In Ihren eineinhalb Jahren bei Rapid haben Sie gleich drei Trainer erlebt. Ist das auch ein Fakt, der es Ihnen nicht unbedingt einfacher gemacht hat?

Ein Trainerwechsel ist immer schwierig für die Mannschaft und natürlich auch für einen Spieler. Bei uns ist das aber meist nicht so ins Gewicht gefallen, weil wir spielerisch nie wirklich viel verändert haben. Das Grundkonzept war meist dasselbe. Dennoch ist es eben nie so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Unter Zoki (Zoran Barisic, Anm.) hatten wir Spiele, wo wir viele Chancen und viel Ballbesitz hatten, aber 0:1 verloren haben.

Wie war es unter dem neuen Trainer Robert Klauß? Hat er Ihnen klar mitgeteilt, dass er nicht mehr mit Ihnen plant?

So direkt nicht. Für den neuen Trainer war das auch nicht so einfach. Er hatte noch drei Wochen bzw. drei Spiele bis zur Pause. Natürlich wirst du in dieser kurzen Zeit nicht viel ändern. Ich hatte mir erhofft, dass ich unter dem neuen Trainer das eine oder andere Spiel mache, um mich beweisen zu können. Das war leider nicht der Fall. Und wenn man dann eben kaum mehr Spielzeit bekommt, macht man sich Gedanken, wie es weitergehen soll.

Die Erwartungshaltung bei Rapid ist enorm. Hier ist der Druck vielleicht noch einmal größer.

Ante Bajic

Bei einem Klub wie Rapid ist alles größer, lauter und hektischer. Ein Thema über das oft zu wenig gesprochen wird, ist Druck. Wie sind Sie damit umgegangen bei Rapid?

Die Erwartungshaltung bei Rapid ist enorm. Irgendwo ist das auch selbstverständlich, weil es auch der größte Verein ist und eine lange Geschichte hat. Dennoch muss man sagen, Druck hat man überall. Ob es ein kleiner Verein ist, der nicht absteigen darf oder eben ein Großklub wie Rapid. Hier ist der Druck vielleicht noch einmal größer. Damit muss man umgehen können.

Haben Sie damit umgehen können?

Ja, würde ich schon sagen. Natürlich kann es vorkommen, dass einem der Druck einmal zu Kopf steigt. Gerade wenn es sportlich nicht so läuft, wie man sich das vorstellt und weiß, das nächste Spiel muss gewonnen werden. Aber ich habe einen Weg gefunden, mit diesen Situationen umzugehen.

Obwohl Sie am Ende nicht mehr viel gespielt haben, wird es dennoch einige positive Dinge aus Ihrer Zeit in Hütteldorf geben. Was waren Ihre Highlights?

Jedes internationale Spiel war für mich ein Highlight. Das Spiel gegen Fiorentina war einfach unglaublich, allein schon wegen der Stimmung. Das war richtig geil. Und generell, dass ich erleben durfte, wie groß Rapid ist, wie groß die Fangemeinschaft ist. Das kann man eigentlich gar nicht beschreiben, das muss man selbst gesehen haben.

Kommen wir zur SV Ried. Dort haben Sie sich damals zum Profi entwickelt. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Richtig viel. Bei Ried habe ich mich zum Profi entwickelt, habe dort auch den Aufstieg in die Bundesliga erleben dürfen. Es waren viele Höhen und Tiefen, von Klassenerhalt bis Cupfinale, solche Dinge schweißen zusammen. Ich habe die Rieder auch während meiner Zeit in Wien verfolgt. Deshalb war dieses Nach-Hause-Kommen schon ein richtig geiles Gefühl.

Hat sich etwas verändert in der Zeit, in der Sie weg waren? (außer dass der Klub eine Liga weiter unten spielt)

Es hat sich schon einiges geändert, vor allem was das Personal betrifft. Dennoch ist schon noch der ein oder andere dabei, mit dem ich damals schon gespielt habe, wenn ich an einen Philipp Pomer, Jonas Wendlinger oder Marcel Ziegl denke.

Ried hat ein sehr junges Team, wie hoch ist die Qualität in der Mannschaft?

Man hat es am Anfang gesehen. Da ist es nicht so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt haben. Das ist aber auch völlig normal, es hat im Sommer doch einige Veränderungen gegeben. Man hat aber auch gesehen, dass ein großes Potenzial vorhanden ist. Es ist eine gute Mischung aus Alt und Jung. Die Jungen ziehen voll mit, die wollen noch dazulernen, die wollen erfolgreich sein. Da kann sich etwas ganz Großes entwickeln. Der Eindruck meiner ersten paar Wochen ist äußerst positiv.

Natürlich werde auch ich jemand sein, der vorangehen wird.

Ante Bajic

Mit 28 Jahren zählen Sie schon zu den Älteren. Wurde das auch klar so kommuniziert, dass Sie einer sind, der vorangehen muss?

Absolut. Wir haben einige Spieler wie Andreas Leitner, die das Zepter in die Hand nehmen. Auch ein Philipp Pomer, der schon lange beim Verein ist. Aber auch die Jungen müssen Verantwortung übernehmen. Das meine ich auch mit der guten Mischung. Die lassen sich auch etwas sagen, sind bereit alles für die Mannschaft zu geben. Das stimmt mich sehr positiv. Und natürlich werde auch ich jemand sein, der vorangehen wird.

Ganz abgeschrieben hat man in Ried den Titelkampf noch nicht. Was muss passieren bzw. was braucht es, damit es nochmals spannend wird?

Acht Punkte hört sich vielleicht viel an, aber im Fußball geht es richtig schnell. Ich glaube wir müssen trotzdem bodenständig bleiben. Solange wir nicht unsere Aufgaben erledigen, brauchen wir gar nicht daran denken, dass wir da noch einmal anklopfen. Es ist unser großes Ziel, aber wir müssen unsere Spiele gewinnen und damit Druck ausüben auf den GAK. In der Liga ist alles nah beieinander. Wenn du da ein paar Spiele nicht gewinnst, rutscht du schnell ab, aber es geht auch wieder schnell nach oben.

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