Ein Spieler grinste über beide Backen an diesem Abend im Old Trafford. Joao Moutinho fand in der 82. Minute die Lücke und schoss nach einer missglückten Kopfballabwehr von Phil Jones (erster Einsatz in dieser Saison) den Ball flach ins United-Tor - De Gea war chancenlos, der Sieg der Wolves allerdings hochverdient.
Zudem war es der erste Sieg für die Gäste im "Theater ihrer bisherigen Alpträume" seit 42 Jahren. Entsprechend emotional war der Jubel beim Matchwinner. "Ich habe ein drei Monate altes Baby zuhause, dieses Tor ist für meine Frau und meine Tochter", sagte der 35-jährige Portugiese und Mittelfeld-Routinier. "Ich musste erst neun Monate und dann nochmal drei weitere auf diesen Jubel warten."
Schlussakt mit vier Portugiesen
Vier weitere Portugiesen gehörte in der Nachspielzeit der letzte Aufreger: Erst foulte Wolves-Joker Fabio Silva etwas übermotiviert am eigenen Strafraum, dann knobelten Bruno Fernades und Cristiano Ronaldo die entsprechende Freistoßvariante von der Strafraumgrenze aus. CR7 musste seinem Landsmann den Vortritt lassen, doch Keeper José Sa boxte den scharf gezirkelten Ball aus dem Eck.
Düstere Erinnerungen an die Vor-Rangnick-Zeit
Rangnick schlich somit geschlagen aufs Feld, klatschte seine Spieler ab, analysierte dann aber eine abermalige Nicht-Leistung recht deutlich. "Weder individuell noch als Team haben wir heute gut gespielt", so der 63-jährige Interimstrainer der Red Devils nach seiner ersten Premier-League-Niederlage und stellte dann konsterniert fest: "Wir hatten heute wieder mit denselben Problemen zu kämpfen, die das Team schon vor drei oder vier Wochen an den Tag legte - also wie vor meiner Zeit."
Wir hatten heute wieder mit denselben Problemen zu kämpfen, die das Team schon vor drei oder vier Wochen an den Tag legte - also wie vor meiner Zeit.
Ralf Rangnick
Kein Hauch von Pressing
Vom von Rangnick erhofften Pressingfußball zeigte ManUnited über die gesamten 90 Minuten nicht mal ein Ansatz: "Wir haben es versucht, aber wir haben heute überhaupt nicht gepresst. Es ist kein einfacher Job, einem Team eine DNA im Spiel mit und ohne Ball zu geben. Es ist nicht einfach, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden. Ich wusste, dass es schwierig sein würde - deshalb haben sie mich geholt."
Platz 4? "Ich weiß nicht, ob mir das die Leute hier abnehmen"
Das Erreichen des vierten Platzes - aktuell liegt ManUnited bei einem Spiel weniger bei vier Zählern Rückstand auf Arsenal auf Rang 7 - will der Coach auf Nachfrage nicht garantieren. "Schauen Sie sich dies Leistung von heute Abend an, wenn ich jetzt sage, dass wir zu 100 Prozent davon überzeugt sind unter die ersten Vier zu kommen, dann weiß ich nicht, ob mir das die Leute hier abnehmen."
Klartext von Shaw - und ein gefährlicher Hinweis
Meldete sich und sprach unmissverständlich: Luke Shaw. imago images/Action Plus
Während Rangnick vor allem taktische Gründe für den schwachen Auftritt ins Feld führte, sprach Linksverteidiger Luke Shaw unverblümt von Motivationsproblemen und fehlendem Zusammenhalt bei den etablierten Spielern wie ihm selbst, Cristiano Ronaldo, Edinson Cavani, Raphael Varane, Bruno Fernandes und Nemanja Matic. "Wir Spieler, die hier schon länger sind, hatten heute Abend schwer zu kämpfen", so der englische Nationalspieler. "Wir haben so unfassbar viel Qualität, aber manchmal ist Qualität nicht das alles Entscheidende. Wir brauchen mehr Intensität und auch mehr Motivation."
Wir haben so unfassbar viel Qualität, aber manchmal ist Qualität nicht das alles Entscheidende. Wir brauchen mehr Intensität und auch mehr Motivation.
Luke Shaw
Den Sieg der Wolves stufte Shaw als völlig in Ordnung ein. "Sie waren um Längen besser als wir. Wir haben ihnen komplett die Kontrolle überlassen", schimpfte Shaw und schob nach: "In der Kabine wissen wir, was wir wollen, doch auf dem Feld müssen wir es dann auch mal zeigen."
Rangnick kassiert Pfiffe wegen Greenwood-Auswechslung
Mehr als nur ein hach von Unzufriedenheit musste sich Rangnick auch von den Rängen anhören, als der Coach bei der Auswechslung von Mason Greenwood in der 60. Minute deutlich hörbar ausgebuht wurde. "Für mich war die Frage: Soll ich Greenwood oder Cavani auswechseln. Wir haben uns dann entschieden, dass Cavani draufbleibt, weil er einen Tick offensiver ist", erklärte Rangnick seine Überlegungen und verteilte an den 20-jährigen Offensivspieler noch ein kleines Lob: "Die Pfiffe zeigen nur, wie sehr die Fans Greenwood als Eigengewächs wertschätzen. Seine Bemühungen und sein Auftritt waren nicht berauschend, aber er war heute noch einer der besseren Spieler."
Eine vielsagende Aussage über den Auftritt des englischen Rekordmeisters.