Weltmeisterschaft

Verkrampft, aber glücklich: Polen verhindert Vorrunden-Aus

Handball-WM, 3. Spieltag

Verkrampft, aber glücklich: Polen verhindert Vorrunden-Aus

Er führte die Polen mit neun Toren an: Arkadiusz Moryto.

Er führte die Polen mit neun Toren an: Arkadiusz Moryto. IMAGO/Newspix

Polens Trainer Patryk Rombel war die Erleichterung bei der obligatorischen Pressekonferenz nach der Partie anzusehen. "Wir wussten, dass es hart werden wird", gab er zur Protokoll. "Ich bin aber sehr stolz, dass wir dieses Ergebnis gerettet haben und gewinnen konnten."

Vor der (verhaltenen) Freude über den Hauptrundeneinzug standen jedoch 60 intensive Minuten, in denen die Polen den eigenen Ansprüchen nur selten gerecht wurden. Die Nervosität und der Druck waren gerade im ersten Durchgang sichtbar, das Team von Rombel tat sich extrem schwer. Es konnte weder seine körperlichen noch seine handballerischen Vorteile ausnutzen.

Es entwickelte sich eine extrem zähe Partie, in der Tore Mangelware waren. Nach einer Viertelstunde traf Abdullah Al Abbas zum 6:5 für den Außenseiter; es war sein dritter Treffer per Siebenmeter. Selbst eine Doppel-Parade von Adam Morawski konnte die Polen nicht aufwecken - und Saudi-Arabien erhöhte seine Führung (9:7, 19.).

Der Außenseiter kam immer wieder über den Kreis zum Erfolg. "Wir hatten Probleme in der Defensive, gerade im Mittelblock", konstatierte Rombel nach der Partie.

Abwehr war nicht das einzige Problem

Die Abwehr war jedoch nicht das einzige Problem: Die polnische Mannschaft - die vor dem Anpfiff noch einen Gänsehautmoment erlebte, als 10.000 polnische Fans im Spodek in Kattowitz die Nationalhymne a capella intonierten - trat extrem verkrampft auf, der Ball kam nicht ins Laufen. 

Symbolisch für diese Phase war der Siebenmeter-Fehlwurf von dem ansonsten sicheren Schützen Arkadiusz Moryto (20.). Auch die Bank zeigte kaum eine Reaktion, die Stimmung im weiten Rund war ebenfalls verhalten. Noch sprang kein Funke über.

Dass die Polen eine 13:12-Halbzeitführung mit in die Kabine nehmen konnten, hatten sie ihrem Keeper zu verdanken: Morawski parierte spektakulär und versuchte, seine Mannschaft mitzureißen - einer der wenigen Spiele in diesen Minuten, die überhaupt Emotionen zeigten. "Wir waren gerade in der Abwehr zu passiv in der ersten Halbzeit", stellte auch Bartlomiej Bis nach dem Spiel fest.

Polen steigert sich nach dem Seitenwechsel

Nach Wiederanpfiff schien die polnische Mannschaft langsam im Spiel Fuß zu fassen. Die Abwehr bekam mehr Zugriff auf die spielerisch limitierten Saudi-Araber, die sich zwar bemühten, aber aufgrund ihrer körperlichen Nachteile nicht aus dem Rückraum zum Wurf kamen. Sie waren auf ihren Kreis und ihre Schnelligkeit angewiesen, was die Polen in dieser Phase besser zu verteidigen wussten. Michal Daszek konnte die Führung so auf 20:16 (41.) ausbauen und Jan Pytlick zog die Auszeit.

Mit Erfolg: Seine Mannschaft kämpfte sich zurück und konnte auf 22:20 (50.) herankommen. Nun begann erneut das Nervenflattern: Ein Ball landete an der Latte, was die Saudis prompt zum Anschlusstreffer nutzten (22:21, 51.).

Einen Ballverlust später hatte der Außenseiter sogar die Chance zum Ausgleich, doch ein Steal von Przemyslaw Krajewski sorgte für Jubel bei den polnischen Anhängern: 24:22 (53.). Wenige Minuten später machte er nach weiteren Paraden von Morawski mit dem Treffer zum 26:23 (59.) den Sack zu und verhinderte somit eine Zitterpartie bis zum Schluss.

Ich bin ein bisschen enttäuscht, aber insgesamt bin ich zufrieden.

Saudi-Arabiens Trainer Jan Pytlick

"Ich bin natürlich ein bisschen enttäuscht, aber insgesamt bin ich zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft", erklärte Pytlick auf der Pressekonferenz. "Wir brauchen mehr Erfahrung, um gegen solche guten Teams aus Europa bestehen zu können." Polen-Kreisläufer Bis konstatierte: "Wir haben bis zum Ende um jeden Ball gekämpft und unsere Abwehr stand in der zweiten Halbzeit sehr viel besser."

Mit dem Sieg verhinderte Polen haarscharf die Blamage eines Vorrunden-Aus - es wäre das erste Mal seit 1970 in Frankreich gewesen, dass der Gastgeber so früh ausgeschieden wäre. Mit null Punkten sind die Chancen auf das Viertelfinale allerdings minimal. Rombel gab sich dennoch kämpferisch: "Wir wollen drei Spiele gewinnen und so um das Viertelfinale kämpfen."

Polen - Saudi-Arabien 27:24 (13:12)

Polen: Morawski, Skrzyniarz - Moryto 9/6, Sicko 8, M. Gebala 2, Krajewski 2/1, Olejniczak 2, Czuwara 1, Daszek 1, Jedraszczyk 1, Komarzewski 1, Bis, Chrapkowski, Dzialakiewicz, Pietrasik, Walczak
Saudi-Arabien: Moh. Al-Salem, Mohammed - A. Al-Abbas 5/4, Al-Abdulali 3/1, Al-Janabi 3, Ma. Al-Salem 3, M. Al-Abbas 2, Al-Maa 2, Al-Mohsin 2, Moj. Al-Salem 2, Al-Hulaili 1, Al-Tarouti 1, Al-Hammad, Al-Muwallad, Al-Turaiki, Quraish
Schiedsrichter: Duarte Santos (Portugal)/Ricardo Fonseca (Portugal)
Zuschauer: 9999
Strafminuten: 14 / 2
Disqualifikation: - / -