Bereits vor Anpfiff stand fest, dass das 26. Finale des Ligapokals das vorerst letzte werden sollte. Der Wettbewerb wird ab der kommenden Saison nicht mehr ausgetragen. Auf Angreifer Mbappé musste PSG-Coach Thomas Tuchel nach dessen im Finale des Coupe de France erlittener Verletzung verzichten, Thilo Kehrer saß nach überstandener Hüftblessur zumindest wieder auf der Bank. Neu im Team war unter anderem der zuvor häufig auf die Bank verbannte Verratti.
PSG startet schleppend - Neymar verpasst knapp
Wie bereits in der Vorwoche gegen St. Etienne kam PSG nur äußerst schleppend in die Partie. Zwar hatte die Tuchel-Elf nach einer feinen Eckballvariante durch Neymar die erste Möglichkeit des Spiels (8.), ansonsten hatte Lyon aber mehr von der Anfangsphase. Allerdings fehlte es dem Team von Rudi Garcia im letzten Drittel an Präzision, der Außenseiter kam kaum zu nennenswerten Abschlussaktionen. Mit den größtenteils dürftigen Offensivbemühungen der Pariser hatte OL allerdings ebenfalls wenig Probleme. Ohne Mbappé fehlte es PSG an Zug im Offensivspiel, Neymar war häufig auf sich alleine gestellt.
Die Folge: Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs hob sich der Geräuschpegel unter den 5000 zugelassenen Zuschauern. Gueye zwang OL-Keeper Lopes mit einem wuchtigen Distanzschuss zu einer sehenswerten Flugparade (43.), der durchgebrochene di Maria traf den Ball aus guter Position nicht richtig (45.+1). Für Lyon trat Dembelé in aussichtsreicher Position über den Ball (45.+1), der aufgerückte Denayer köpfte eine Freistoßflanke über das Tor (45.+3).
Alleinunterhalter Neymar - Lopes rettet Lyon in die Verlängerung
Den Schwung der letzten Minuten brachten beide Teams auch mit in die zweite Hälfte. Ein doppelt abgefälschter Schuss von Depay rauschte nur knapp am kurzen Eck vorbei (50.), für PSG prüfte Alleinunterhalter Neymar mit einem Freistoß Lopes (53.). Mit fortschreitender Spieldauer verlor die Partie dann aber wieder an Tempo, die hohen Temperaturen in Paris machten sich bemerkbar. PSG tat nun mehr fürs Spiel, immer wieder leitete Neymar mit klugen Pässen ein, doch immer wieder fehlte auch der letzte Zug zum Tor.
So dauerte es - analog zum ersten Durchgang - bis zur Schlussphase, ehe die Teams zu Möglichkeiten kamen, die Partie noch vor der Verlängerung zu entscheiden. Cornet zwang Navas mit einem feinen Freistoß zur Flugeinlage (81.), doch die beste Möglichkeit der gesamten 90 Minuten hatte - natürlich - Neymar: Nach Zusammenspiel mit dem eingewechselten Herrera scheiterte der Brasilianer aus kurzer Distanz am stark reagierenden Lopes (87.) - es ging in die Verlängerung.
Kraftakt in der Verlängerung - Notbremse sorgt für Elfmeterschießen
Bei nach wie vor hohen Temperaturen wurde die Partie nun für beide Teams zu einem echten Kraftakt. Das spielerische Niveau und das Tempo sackten merklich ab. Die Intensität in den Zweikämpfen blieb allerdings hoch, die Kontrahenten schenkten sich wenig - und auch in Sachen Chancen blieb die Partie ausgeglichen: Di Maria scheiterte mit einem satten Schuss am gut aufgelegten Lopes, im direkten Gegenzug rollte der Ball nach einem abgefälschten Schuss des eingewechselten Traoré knapp am PSG-Tor vorbei (96.).
Auch in der zweiten Hälfte kamen beide Teams noch zu einer hervorragenden Möglichkeit, das Elfmeterschießen noch zu verhindern. Für Lyon setzte Cornet eine Volley-Abnahme aus fünf Metern über das Tor (113.) - und auf der anderen Seite wartete kurz vor Ende noch ein riesiger Aufreger: Bei einem PSG-Konter wurde di Maria steil geschickt und machte sich auf in Richtung Tor. Der eingewechselte Rafael griff unmittelbar vor dem Strafraum zur Notbremse und flog dafür mit Rot vom Platz, Schiedsrichter Brisard gab zum Ärger der Pariser aber nur Freistoß. Neymar trat an, schickte den Ball aber aus bester Position deutlich über das Tor (120.+2).
Navas nähert sich an - und pariert entscheidend
Es ging ins Elfmeterschießen - und auch hier in die Verlängerung. Die ersten zehn Schützen verwandelten ihren Versuch allesamt. Allerdings hatte sich Navas bereits bei den Schüssen von Toko Ekambi und Aouar gefährlich angenähert und die Hand an den Ball gebracht. Den elften Elfmeter von Traoré parierte der PSG-Schlussmann dann letztendlich - und Sarabia machte den Favoriten mit dem finalen Schuss des Abends zum vorerst letzten Ligapokalsieger in Frankreich.
Für Lyon war der Ausgang der Partie gleich doppelt bitter, Olympique wäre mit einem Sieg noch in die Europa-League-Qualifikation eingezogen. So aber freut sich Stade Reims, das seinen Platz im internationalen Geschehen als Liga-Sechster behält. Lyon könnte die Abstinenz auf der europäischen Bühne nur durch einen Sieg im Champions-League-Turnier im August noch abwenden. Am 7. August (21 Uhr) tritt das Team zum Achtelfinal-Rückspiel bei Juventus Turin an. PSG greift im Viertelfinale am 12. August (21 Uhr) gegen Atalanta Bergamo ein.