Für Nizza kam das Spiel gegen Bayer 04 mitten hinein in eine handfeste Krise. In der Liga hatte der OGC zuletzt zu Hause mit 1:3 beim Tabellenletzten Dijon verloren, zudem plagten Trainer Patrick Vieira personelle Probleme. Kapitän Dante fällt wegen eines Kreuzbandrisses aus, auch andere namhafte Stammkräfte wie Schneiderlin (gesperrt) und Dolberg (Corona-Infektion) mussten passen.
Auf Seiten der Leverkusener lichtete sich das vollbesetzte Lazarett zumindest ein bisschen. Amiri und Bellarabi, die beim 0:0 gegen Hertha BSC verletzt gefehlt hatten, kehrten zurück und ersetzten in der Startelf Wirtz und Bailey. Außerdem durfte Wendell hinten links für Sinkgraven ran.
Demirbay und Diaby machen's ganz fein - Nizza antwortet prompt
Die erste Chance in einer recht verhaltenen Anfangsphase verzeichneten die Franzosen, Claude-Maurice verzog freistehend aber recht klar (4.). Leverkusen hatte zwar extrem viel Ballbesitz und etwas Pech, dass ein Einsteigen von Robson Bambu gegen Diaby nicht mit einem Elfmeter geahndet wurde (5.), ansonsten fehlte es den Rheinländern aber noch an der Durchschlagskraft. Die erste gute Chance der Werkself vergab Schick leichtfertig (17.).
Für die zunächst verhaltenen Angriffsbemühungen entschädigte Leverkusen aber mit einem äußerst sehenswerten Treffer: Demirbay chippte die Kugel aus dem Fußgelenk in den Lauf des eingestarteten Diaby, der den Ball direkt aus der Luft nahm und volley unter die Latte setzte (22.). Bayer 04 legte direkt nach, der zweite Treffer durch Schick wurde vom Schiedsrichtergespann wegen einer angeblichen Abseitsstellung des Tschechen allerdings fälschlicherweise aberkannt (24.). Doppelt bitter für Leverkusen, denn nur wenige Momente später glich Nizza aus: Eine OGC-Freistoßflanke köpfte Lars Bender auf den Fuß von Kamara, der mit einer starken Direktabnahme genau ins rechte Eck traf (26.).
Die dritte Direktabnahme sitzt: Dragovic belohnt überlegenes Leverkusen
Leverkusen ließ sich trotz des überraschenden Ausgleichs aber nicht aus der Ruhe bringen und spielte weiter nach vorne, Benitez parierte einen harten Distanzschuss von Demirbay (30.). Der fällige Führungstreffer fiel dann durch die dritte feine Direktabnahme des Tages, Dragovic verwertete eine Amiri-Ecke per Dropkick (32.). Nizza, das offensiv so gut wie gar nicht mehr in Erscheinung trat, war mit dem 1:2-Halbzeitstand sogar noch gut bedient: Diabys Schlenzer strich rechts vorbei (41.), Schick verdaddelte eine Überzahlsituation (45.+1).
Europa League, 5. Spieltag
Hradecky sieht nicht gut aus - Baumgartlingers schnelle Antwort
Unmittelbar nach Wiederanpfiff schlug Nizza aber glatt wieder zu - erneut ziemlich unvermittelt, erneut nach einer Standardsituation. Einen Freistoß-Hammer von Reine-Adelaide konnte Hradecky nicht festhalten, der eingewechselte Ndoye bedankte sich und staubte aus kurzer Distanz ab (47.). Doch wieder ließen die Leverkusener den Ausgleich nicht lange auf sich sitzen und erzielten ihrerseits den zweiten Standardtreffer: Amiri fand mit einer harten Freistoßflanke von links Baumgartlinger, der die Kugel am ersten Pfosten per Kopf ins Netz verlängerte (51.).
Leverkusen, im zweiten Durchgang mit Tapsoba (erster Einsatz nach Corona-Infektion) und Bailey statt Lars Bender und Schick, riss schnell wieder das Ruder an sich, dominierte die Partie und kam durch Amiri (59.), Demirbay (60.) und Bailey (66.) zu weiteren Gelegenheiten. Trotz des nach wie vor engen Spielstands wechselte Bosz bereits früh zwei Spieler aus der U 19 des Vereins ein: Neben Gedikli kam auch Türkmen - Profi-Debüt für den 18-jährigen Mittelfeldspieler (68.).
In der Schlussphase verlor die Partie merklich an Tempo. Leverkusen kontrollierte das Geschehen, nahm aber einen Gang raus. Die Südfranzosen wurden etwas offensiver, stießen aber gerade spielerisch an ihre Grenzen. So gehörten auch die letzten Chancen der Partie den überlegenen Gästen durch Demirbay (83.) und Bailey (90.).
Dass der Leverkusener Erfolg deutlich zu knapp ausfiel, war am Ende egal - Bayer 04 steht sicher im Sechzehntelfinale der Europa League. Am letzten Gruppenspieltag geht es am kommenden Donnerstag (18.55 Uhr) im direkten Duell gegen Slavia Prag noch um den Gruppensieg. Zuvor tritt Leverkusen noch in der Bundesliga am Sonntag (18 Uhr) auf Schalke an. Nizza ist eine Stunde zuvor bei Stade Reims gefordert.