Olympique-Coach Élie Baup wollte den negativen Lauf mit drei verlorenen Spielen am Stück durchbrechen und wechselte im Vergleich zum 0:1 in Nizza drei Mal Personal: Mendes, Imbula und Thauvin mussten raus. Dafür kamen Diawara, Cheyrou und Payet in der Startformation zum Zug. Neapels Trainer Rafael Benitez baute seine Startelf nach dem 0:2 in Rom am vergangenen Wochenende auf vier Positionen um: In der Abwehr ersetzten Fernandez und Armero Britos und Mesto. Im Mittelfeld lief Mertens für Insigne auf und die einzige Spitze gab Higuain für Pandev.
In der Baustelle Stade Velodrom übernahmen die Gäste von Beginn an gegen verunsichert wirkende Franzosen das Kommando. Bereits in der zweiten Minute musste Keeper Mandanda sein ganzes Können aufbieten um einen Freistoß von Mertens von der Linie zu kratzen.
Die Hausherren mühten sich in der Offensive ab, blieben aber immer wieder in der soliden Abwehr des SSC Neapel hängen. Ein Volleyschuss von Cheyrou bedeutete die einzige gute Chance von OM in der Anfangsphase (12.). Auf der Gegenseite tauchten die Italiener immer wieder mit schnellen Ballstafetten gefährlich vor Mandandas Tor auf. Mertens (9.) und Armero (14.) brachten das Sportgerät aber nicht ins Ziel.
Spielbericht
Nach 20 Minuten wurde es noch eine Ecke ruhiger auf dem Platz. Marseille scheute das Risiko im Spiel nach vorne und wollte nicht in einen der gefährlichen SSC-Konter laufen. Napoli versuchte auf der Gegenseite, sich den Gegner geduldig zu Recht zu legen, fand die entscheidende Lücke allerdings nicht.
Es dauerte bis zur 33.Minute, ehe die Zuschauer wieder Torszenen zu Gesicht bekommen sollten. Zunächst kam Diawara an eine Ecke heran und prüfte Reina im Napoli-Tor mit einem Kopfball. Beim direkten Gegenzug tauchte Higuain frei vor Mandanda auf, verzog seinen Versuch aber, so dass der Ball harmlos am Tor vorbei rollte (34.).
Während sich OM bis zur Pause in Ideenlosigkeit erging und ein Distanzschuss von Valbuena (40.) die einzige Torszene bleiben sollte, schlugen die Gäste doch noch vor der Halbzeit zu. Higuain bediente bei einem Konter mit einem perfekten Pass Jose Callejon. Dieser tanzte auf halblinks noch Fanni aus und ließ Mandanda mit einem Schuss aus vollem Lauf keine Möglichkeit (42.).
Marseille musste sich während der Pause erst einmal von dem gellenden Pfeifkonzert erholen, das die Baup-Elf in die Kabine begleitete. Aber auch nach Wiederanpfiff änderte sich am Spiel wenig. Olympique fehlten Mittel und Ideen um die flexible Abwehr der Neapolitaner ins Wanken zu bringen. Allerdings hatten die Hausherren jetzt auf Kampfmodus umgeschaltet. Sie wirkten engagierter und zielstrebiger als noch in der ersten Hälfte. Torchancen blieben aber trotzdem Mangelware. Ein Kopfball von Payet nach einer Ecke, der knapp vorbei strich, war da noch die beste Szene (52.).
Die Südfranzosen hatten ihr Pulver allerdings schnell verschossen. Neapel griff wieder früher an und die Elf von Elie Baup kam kaum noch in Strafraumnähe zum Zug. Dazu blieb Napoli mit Kontern die gefährlichere Mannschaft. Inler (55.) und Jose Callejon (65.) scheiterten zunächst mit guten Möglichkeiten, doch wenig später war das zweite Tor der Gäste fällig. Mit einem perfekten Konter spielten die Schützlinge von Rafa Benitez die Hausherren aus. Jose Callejon bediente vor dem Strafraum Mertens, der mit einem sehenswerten Hackentrick den eingewechselten Zapata bediente. Dieser ließ sich nicht lumpen und schoss die Kugel aus 17 Metern unhaltbar unter die Latte (67.).
Marseille gab sich nach dem zweiten Gegentreffer zwar noch lange nicht auf, wirkte allerdings bei allem Engagement im Angriff unsortiert und unbeholfen und damit alles in allem ungefährlich. Neapel hatte für die Schlussviertelstunde endgültig jede Lust an Offensive verloren. Die Benitez-Elf igelte sich ein und wollte den wichtigen Auswärtsdreier über die Zeit retten.
Dabei bauten die Italiener den Gegner ungewollt noch einmal auf. Marseille, jetzt mit viel Platz im Mittelfeld gesegnet, gab nicht auf und kam durch die Ayew-Connection zum Anschluss. Jordan legte vor dem Strafraum auf für seinen Bruder Andre. Dieser hatte viel Platz, da sich die Napoli-Verteidiger schon fast unter der Dusche wähnten. Mit einem Dropkick ließ Andre Ayew Keeper Reina keine Abwehrchance (86.).
Dies machte bei den Hausherren zwar für die Schlussminuten noch einmal Kräfte frei, doch Napoli war jetzt wieder wach und vorsichtig. Mehr als einen Distanzschuss von Cheyrou, der klar über Reinas Tor ging (90.+1.) ließen die Benitez-Schützlinge nicht mehr zu und brachten den Sieg nach Hause.
Beide Teams sind am Wochenende in der heimischen Liga im Einsatz, Marseille empfängt Stade Rennes (Samstag, 17 Uhr), Neapel ist zu Gast beim FC Turin (Sonntag, 12.30 Uhr). In der Champions League sehen sich beide am 6. November (20.45 Uhr) zum Rückspiel wieder.