Viele feine Fußballer trabten da über den Rasen des Münchner Olympiastadions, und doch waren lange Bälle in der Anfangsphase beiderseits ein probates Mittel. Das brachte Tempo und Chancen, schon früh je eine gute für Favorit Milan (Massaro, 6.), den Champion von 1989 und 1990, und Marseille (Völler, 7.), den Finalisten von 1991.
Der deutsche Weltmeister nahm über die linke Angriffsseite der Franzosen immer wieder Fahrt auf, hatte mit Tassotti aber einen starken Gegenspieler. Völlers Nebenmann Boksic verbuchte per Heber die nächste Chance (11.), das Endspiel begann relativ ausgeglichen.
Mit der Zeit aber übernahmen die Italiener das Kommando, in der 18. Minute hatten sie die bis dato größte Gelegenheit: Massaro zögerte im Strafraum eigentlich zu lange, bekam den Ball aber noch zu van Basten, gegen dessen Schuss Barthez eine Glanzparade zeigte (18.). Van Basten hatte Marseille Desailly zugeteilt, dem der Ausnahmestürmer immer wieder zu entkommen versuchte.
Sekunden später musste Barthez auch gegen Massaro parieren (18.), seine Vorderleute indes kamen mit der Körperlichkeit und Defensivstärke der Mailänder weniger gut zurecht. Gegen kontrollierende Rossoneri, die nach vorne jedoch wenig riskierten, hatte nur der quirlige Abedi Pelé mal eine Idee. Kurz vor der Pause holte der Linksfuß per Dribbling eine Ecke heraus und trat sie selbst nach innen - dort stieg Boli am höchsten und köpfte ein (43.).
Van Basten kommt zu spät auf
Marseilles überraschende Führung, aus dem berühmten Nichts gefallen, änderte die Statik eines chancenarmen Endspiels nur bedingt. Rijkaard, der sich bei Milan aus dem Mittelfeld immer mehr nach vorne einschaltete, wurde fälschlicherweise wegen Abseits zurückgepfiffen (50.), wenig später hatte er eine Kopfballgelegenheit (58.).
Zu diesem Zeitpunkt hatte Trainer Capello bereits reagiert und den ehemaligen Marseille-Stürmer Papin für den schwachen Donadoni gebracht - vorerst ohne Wirkung. Die Franzosen verteidigten aufopferungsvoll und diszipliniert, Milan fehlten die offensiven Mittel. Immer wieder schnappte Marseilles Abseitsfalle zu, wie sie die Mailänder unter Arrigo Sacchi selbst ausgezeichnet hatte.
Tore und Karten
1:0 Boli (43')
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Olympiastadion |
| Zuschauer | 64.400 (ausverkauft) |
In der Schlussphase hatte van Basten, der an Ort und Stelle fünf Jahre zuvor Europameister geworden war, noch eine Gelegenheit per Volley (81.), aussichtsreiche Chancen von Papin (78.) und Massaro (84.) bereitete der Weltfußballer vor. Doch es reichte nicht. Olympique Marseille, dem wegen Bestechungsvorwürfen in der Liga noch Ungemach droht, brachte das 1:0 über die Zeit und krönte sich zum ersten Champions-League-Sieger.
