Im Vergleich zur bitteren 1:4-Derbyniederlage bei Manchester City musste United-Coach Ralf Rangnick auf den erkrankten Bruno Fernandes sowie den angeschlagenen McTominay verzichten, während Wan-Bissaka (Wadenprobleme), Elanga und Lindelöf auf die Bank beordert wurden. Dalot, Varane, Matic, Rashford und auch Cristiano Ronaldo, nach dessen Derby-Absenz es heiße Diskussionen gegeben hatte, starteten von Beginn an. Gute Nachrichten gab es von de Gea, der am Freitag noch einen positiven Schnelltest gehabt hatte, dann aber dank eines negativen PCR-Tests doch mitwirken durfte.
Bei den Spurs übernahm nach dem überzeugenden 5:0 gegen Everton lediglich Reguilon auf dem linken Flügel für Sessegnon. "Wir müssen unsere Qualitäten auf den Platz bringen und die unseres Gegners einengen", hatte Spurs-Coach Antonio Conte vor Anpfiff die Marschroute vorgegeben und dürfte anschließend mit dem Start seiner Elf nicht ganz so zufrieden gewesen sein.
Premier League, 29. Spieltag
Denn: Tottenham hatte Probleme im Spielaufbau, kam mit dem Gegenpressing der Red Devils mehr schlecht als recht zurecht - und geriet schon nach zwölf Minuten in Rückstand: Vor den Augen von American-Football-Legende Tom Brady traf Cristiano Ronaldo herrlich aus der Distanz ins linke Eck.
Kane zieht mit Lampard gleich
Die Führung war nicht unverdient, hatte Manchester doch mehr vom Spiel und ein Chancenplus, doch wie schon so oft in dieser Saison hatte diese keinen Bestand. Die Londoner meldeten sich nach etwas mehr als 20 Minuten zurück und näherten sich zunächst über Dier dem Ausgleich an. Dessen Kopfball wehrte Dalot noch vor der Linie ab (26.), doch dann stoppte Alex Telles eine Kulusevski-Flanke mit der Hand im eigenen Strafraum.
Den fälligen Elfmeter verwandelte Kane eiskalt im linken unteren Eck (35.). Durch sein sechstes Tor im fünften Spiel in Folge zog der englische Nationalstürmer in der Liste der erfolgreichsten Torjäger der Premier-League-Geschichte mit Chelsea-Legende Frank Lampard gleich - beide teilen sich nun mit 177 Treffern Platz fünf.
Der Ausgleich war nicht unverdient, hatten die Spurs sich doch klar gesteigert - und dennoch machte ihnen Cristiano Ronaldo einen Strich durch die Rechnung: Matic schickte Sancho mit einem klasse Tiefenpass auf die Reise, der kurz darauf CR7 fand (38.). Das 2:1 war dann auch der Halbzeitstand, auch weil Sancho in der Nachspielzeit von Hälfte eins an Lloris nicht vorbeikam (45.+1).
Pechvogel Maguire
Nach Wiederanpfiff war das Spiel bei weitem nicht mehr so rasant wie es in der ersten Hälfte gewesen war. Der Grund dafür war simpel: ManUnited zog sich zurück, wollte die Spurs locken und war nun auf Konter aus. Tottenham wiederum machte viel Betrieb, fand die Lücken aber nicht und kam längst nicht mehr so zu Abschlüssen wie vor dem Seitenwechsel.
Die Begegnung verflachte zusehends, Abwechslung gab's nur ab und an durch gelegentlich vielversprechende Abschlüsse: Son verzog knapp (61.), CR7 scheiterte an Lloris (67.). Nach 72 Minuten wurden die Red Devils für ihre unter dem Strich zu defensive Spielweise bestraft, als der Ball über Kane, Romero und Son zu Reguilon kam und Maguire dessen Flanke unglücklich ins eigene Netz zum 2:2 abfälschte (72.).
Rangnick reagierte, wechselte offensiv und brachte mit Cavani für Matic einen Stürmer für einen Sechser. Das nächste Tor machte aber nicht der Uruguayer, sondern, wie hätte es auch anders an diesem Abend sein können, Cristiano Ronaldo: Der Portugiese köpfte bei einer Ecke in zentraler Position perfekt zum 3:2 ein (81.).
Die Spurs probierten es anschließend mit dem Mute der Verzweiflung, doch letztlich brachte United den eminent wichtigen Dreier über die Runden und setzte Arsenal mit Blick auf das Rennen um die CL-Plätze unter Druck. Zugleich sammelten die Red Devils frisches Selbstvertrauen für das Achtelfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid am kommenden Dienstag (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker).