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Maierhofer: "Krems ist als erste Station perfekt"

Der Major im Gespräch auf der Betreuerbank

Maierhofer: "Krems ist als erste Station perfekt"

Stefan Maierhofer im Sportpark Kirchberg am Wagram.

Stefan Maierhofer im Sportpark Kirchberg am Wagram. Thomas Schöpf

Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre gehörten die Niederösterreich-Derbys zwischen der VSE St. Pölten und dem Kremser SC zu den elektrisierendsten Spielen Österreichs. Bis zu 9.000 Besucher pilgerten je nach Liga und Tabellenstand auf den Voith-Platz und ins Sepp-Doll-Stadion. Und das in einer Zeit, in der der Bundesliga-Schnitt noch unter 5.000 lag.

Als der 78er-Weltmeister und Wahl-Wiener Mario Kempes ab 1990 nicht mehr in die Landeshauptstadt, sondern für ein paar Dollar mehr in die Wachau pendelte, herrschte überhaupt Alarmstufe Rot zwischen den rivalisierenden Fanlagern.

Das ist heute anders. Mittlerweile bilden ehemalige SKN-Kicker mehr oder weniger die Achse des KSC und kaum jemanden juckt's. Freitagabend testeten die Amateure des SKN (Landesliga) gegen die "Erste" der Kremser auf dem Naturrasen in Kirchberg am Wagram.

Die Trainer mit den meisten Siegen nach 50 Spielen

Für den kicker eine vermeintlich gute Gelegenheit, dem Kremser Spielertrainer Stefan Maierhofer ein wenig auf die Beine zu schauen. Doch den Major hält derzeit eine leichte Bandscheibenwölbung in Schach, er kann wohl noch bis Mitte März nicht mitkicken.

Dafür erleben wir ihn als Coach am 1. Rang mit, wo "Gott sei Dank weniger Wind geht", wie Maierhofer gleich erleichtert durchbläst. Allerdings bekommen wir ein wenig Angst, dass er sich seinen Rücken erst recht wieder verreißt, so wie er mitlebt. Der 40-Jährige, der sich viele Notizen macht, freut sich beim 5:2-Sieg über jeden Treffer der Seinen nämlich fast so, als hätte er gerade selbst vollendet.

Die Achse der Ex-Wölfe

Im 4-1-4-1-System der Kremser ist SKN-Rekordtorhüter Christoph Riegler die Nummer eins, SKN-Rekordspieler Michael Ambichl der Taktgeber vor der Abwehr und das ehemalige SKN-Talent Jannick Schibany die Speerspitze. Das Aufwärmprogramm haben mit Lukas Thürauer (Co-Trainer) und Stefan Schmircher (Video-Analytst) auch gleich zwei ehemalige "Wölfe" geleitet.

Als Schibany zwei Jungwölfe alt aussehen lässt und den letzten seiner vier Treffer macht, jault Maierhofer auf: "Was soll i da noch aufschreiben? Da kann i ja nur 'Weltklasse' hinschreiben." Kurz darauf ergänzt er leise: "Ich weiß eh, dass das Amateurfußball ist. Ich zieh' den Schiby auch immer wieder auf und frage ihn, ob er denn schon wieder Brust trainiert hat. Aber er achtet jetzt schon länger sehr auf seinen Körper. Wenn er topfit ist, dann macht er in den Pflichtspielen im Frühjahr 15 Tore."

Bei der Auswechslung von Schibany kurz vor Schluss haut Maierhofer wieder einen raus: "Ich glaub', ich bring ihm jetzt ein Bier und eine Leberkässemmel. Nein, Spaß!" Als wenig später die St. Pöltner zu einem Torabschluss kommen, ist Maierhofer wieder auf hundert. "Da müssen wir konzentriert weiterspielen und noch bereit sein, auch weite Wege zu machen ... Ah, jetzt habens super gedoppelt ...  Zweiter Pfosten! zweiter Pfosten!!"

Alle ziehen an einem Strang

Obwohl er selbst gerade nicht am Feld mithelfen kann, ist Maierhofer, der aus dem Tullnerfeld in die Wachau pendelt, "superglücklich - Krems ist ein Traditionsklub, die Infrastruktur für einen Amateurverein sehr gut. Wir haben einen hervorragenden Arzt und jetzt auch einen zweiten Physio. Alles wird langsam immer etwas professioneller und die Zusammenarbeit im Trainerteam mit Björn Wagner, Lukas Thürauer und Stefan Schmircher ist sowieso top." Dann hält er fest: "Krems ist als erste Station perfekt."

Die A-Lizenz hat Maierhofer schon länger, die Pro-Lizenz möchte er 2024 angehen. Nach Krems hätte er gerne einen Zweitligaklub als Cheftrainer: "Da ist dann wieder alles etwas professioneller, und ich kann die Jungs auch etwas härter anfassen."

Was mit einer professionellen Einstellung alles möglich ist, dafür ist Maierhofer ohnehin das beste Beispiel. Gar nicht weit weg von Kirchberg am Wagram liegt Langenrohr. Dort kickte er einst als 22-Jähriger in der viertklassigen NÖ Landesliga, ehe ihn die Bayern Amateure mehrere Tage auf ihren Prüfstand nahmen. Nach einem Test gegen die Hertha BSC Amateure fragten die Berliner Betreuer Hermann Gerland: "Nimmst du den?" Gerlands Antwort: "Klar! Der marschiert voll durch." Das hat der Major nun auch als Trainer vor.

Thomas Schöpf

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