Für Rudi Völler war die Partie in Kopenhagen das erste der beiden wichtigsten Spiele der vergangenen Saison. Denn dazu zählt Bayers Sportchef die Champions-League-Qualifikation. Zurück in die Zukunft. Über Dänemark nach Europa. Das war der Plan.
Leverkusens Trainer Roger Schmidt schickte seine beste Elf ins Rennen: Nach auskurierten Rückenproblemen war Toprak wieder dabei, zudem spielten Boenisch und Son. Jedvaj, Wendell und Brandt, beim 6:0-Erfolg im DFB-Pokal bei Alemannia Waldalgesheim noch in der Startformation, saßen auf der Bank. Der Gegner war kein geringerer als Ex-Köln Trainer Stale Solbakken. Dessen FC Kopenhagen steckt allerdings in einer Krise: Nach fünf Spielen belegen die Dänen in der heimischen Liga mit fünf Punkten nur den zehnten von zwölf Plätzen.
Kießling kann's auch in Kopenhagen
Die Dänen verunsichert, die Deutschen selbstbewusst. Eine klare Sache also. Dementsprechend fiel das 1:0 zwar früh, aber wenig überraschend: Donati leitete über seine rechte Seite den Angriff ein. Calhanoglu flankte flach und scharf auf Kießling. Der war vor Nilsson am Ball und drückte aus fünf Metern die Kugel über die Linie (5.).
Champions-League-Qualifikation
Tore von Kießling, alles wie gehabt. Doch da prüfte plötzlich Delaney Bayer-Keeper Leno, der den Fernschuss nur zur Ecke parieren konnte. Bengtsson zirkelte in der neunten Minute die Kugel von rechts genau auf Jörgensen, den Boenisch im Strafraum aus den Augen verloren hatte. Kopfball, Tor. 1:1.
Nach einem Foul von Donati an Cornelius bekam der FCK den zweiten Standard zugesprochen. Und auch nach diesem ruhenden Ball von Bengtsson zappelte die Kugel im Bayer-Tor: Eine hohe Flanke sprang Jörgensen so vom Fuß, dass die Kugel perfekt für Amartey aufgelegt war. Der köpfte am linken Pfosten aus kurzer Distanz ein (13.).
Bellarabi nimmt Nilssons Patzer dankbar an
Leverkusen brauchte ein paar Minuten, um diesen Doppelschlag zu verarbeiten. Die Abwehr wirkte weiter unsicher und unstrukturiert. Vom Selbstbewusstseins eines möglichen Champions-League-Starters war nichts mehr zu sehen. So brauchten die Deutschen Hilfe vom Gegner, um wieder ins Spiel zu kommen.
Jubeltraube: Heung-Min Son und Simon Rolfes (re.) freuen sich über das 3:2. Getty Images
Ein hoher Ball von Toprak wirkte eigentlich nicht sonderlich gefährlich. Allerdings verlor Nilsson die Übersicht, sodass die Kugel von seinem Rücken genau in den Lauf von Bellarabi abprallte. Der machte kurzen Prozess und netzte aus zehn Metern mit links ein (31.). Son brachte rechtzeitig vor dem Pausenpfiff mit einem trockenen Schuss nach Vorlage von Calhanoglu Leverkusen wieder in Front (42.). Zufrieden konnten die Deutschen nach dieser wackligen Halbzeit allerdings nicht sein.
Um seine Abwehr zu stabilisieren, schickte Roger Schmidt im zweiten Durchgang für Jedvaj Donati ins Rennen. Und tatsächlich unterbanden die Leverkusener in der Folge konsequent den Kopenhagener Spielaufbau. Den eigenen Angriff kurbelten die Offensivkräfte hingegen immer mehr an.
Hinten stabil, vorne fahrlässig
Calhanoglu per Kopf (56.), Son (63.) und vor allem Bellarabi (66.) hätten auf 4:2 erhöhen können, doch vergaben alle mehr oder weniger kläglich ihre Chancen.
Auf Seiten der Dänen fehlte es allerdings letztlich an der Qualität und den Mitteln, um den Bundesliga-Starter doch noch einmal in Bedrängnis zu bringen. Zarte Angriffsversuche des FCK verpufften harmlos. So blieb es nach ziemlich viel Leerlauf in der Schlussphase beim 3:2-Sieg der Werkself.
Nächsten Mittwoch (20.45 Uhr) steht das Rückspiel an. Während Kopenhagen bis dahin spielfrei hat, beginnt für Leverkusen am Samstag (18.30 Uhr) die neue Bundesliga-Saison. Die Schmidt-Elf reist am ersten Spieltag zu Vizemeister Borussia Dortmund.