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Handball: Kiel geht gegen die SG Flensburg-Handewitt unter

Deutliche Niederlage beim 40. Flensburger Derbysieg

Krachende Derby-Pleite: Kiel geht gegen die SG Flensburg-Handewitt unter

Kein Durchkommen: Nykola Bilyk und der THW Kiel mussten sich Johannes Golla (re.) und der SG Flensburg-Handewitt geschlagen geben.

Kein Durchkommen: Nykola Bilyk und der THW Kiel mussten sich Johannes Golla (re.) und der SG Flensburg-Handewitt geschlagen geben. Sascha Klahn

Zur unorthodoxen Anwurfzeit von 15.40 Uhr standen sich am Samstagnachmittag der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt zum Nordderby gegenüber. Nach dem haarscharfen 28:27-Sieg der Fördestädter im Hinspiel - Emil Manfeldt Jakobsen hatte das Schlusswort - waren die Zebras auf Revanche aus, auch um in Sachen Minuspunkte an den Flensburgern vorbeizuziehen.

Das 110. Nordderby

Die ausverkaufte Wunderino Arena erlebte eine zerfahrene Anfangsphase mit einigen Fehlern auf beiden Seiten. Das hohe Tempo forderte Tribut in Form von Ballverlusten, zusätzlich stellten beide Mannschaften eine starke Defensive. Das erste Tor gehörte dabei Simon Pytlick, im Gegenzug netzten Magnus Landin und Patrick Wiencek zur Kieler Führung ein (2:1, 5.). Letzterer musste dabei überraschend ohne seinen Positionskollegen Hendrik Pekeler auskommen, welcher kurzfristig ausfiel.

Vor dem 2:1 hatte sich Tomas Mrkva nach einer Parade im Hürdensitz gegen Pytlick anmelden können, auf der Gegenseite "guckte" Kevin Möller direkt zwei Würfe aus dem Tor: Eric Johansson jagte das Spielgerät ans Aluminium, Niclas Ekberg vergab völlig freistehend. Nach sechs Minuten zeigte die Anzeigetafel ein mageres 2:2.

Erst Möller …

Dann gewann das Derby an Tempo. Blaz Blagotinsek blockte einen Wurf und bescherte seinen Fördestädtern so den Ballbesitz. Jim Gottfridsson nutzte diese zum 3:2 zugunsten der Gäste, doch Petter Överby antwortete prompt. Aber auch Flensburg zeigte die eigenen Umschaltqualitäten und spielte nach der schnellen Mitte Hinspiel-Matchwinner Jakobsen frei. Der Däne scheiterte jedoch am starken Mrkva, welcher das Spielgerät wegköpfte. So gab es noch eine Zeitstrafe für den Außenspieler, und Kiel hatte beim Stand von 3:3 wieder den Vorteil.

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Diesen wussten die Zebras allerdings nicht zu nutzen. Immer wieder erzwang die starke Deckung der Fördestädter Rückraumwürfe aus schlechten Positionen, zudem steigerte sich Möller minütlich. Über Paraden gegen Wiencek im Tempogegenstoß und Ellefsen a Skipagötu im Durchbruch setzten sich die Gäste beim 6:3 so erstmals auf drei Treffer ab (12.).

Filip Jicha reagierte mit einer Deckungsumstellung von der offensiven 6:0-Deckung auf eine 5:1 mit Domagoj Duvnjak auf der Spitze. Dennoch war die SG weiter tonangabend, verpasste jedoch mehrfach das Tor zum plus vier. Beim Stand von 4:7 nahmen die Hausherren so ihr erstes Timeout.

… dann Mrkva

Der THW verkürzte daraufhin wieder auf zwei Tore, und hatte mit Mrkva einen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Nach einer Rettungsaktion des Torwarts zog Duvnjak noch im Spielaufbau die zweite Zeitstrafe gegen Emil Jakobsen, und offensiv verwertete Wiencek ein starkes Anspiel zum 7:8 (19.).

Mrkva stand bei 46 Prozent parierten Bällen, Möller bei 40. Dennoch entschied sich Jicha zu einem Torwartwechsel zugunsten von Samir Bellahcene. So setzten sich die Flensburger wieder ab, ließen bis zum 11:7 drei Tore am Stück folgen (27.). Dem Franzosen gelang bis zur Pause keine einzige Parade, auf der Gegenseite drehte Möller wieder auf. Selbst eine Manndeckung auf Pytlick brachte keine Entlastung für Kiel.

Stattdessen stellte Boris Zivkovic nach einem Parallelpass von Lasse Möller per Durchbruch auf 13:8. Dem THW gelang es aber, nochmal zu verkürzen. Das lag auch daran, dass Flensburg den Ball in der letzten Aktion herschenkte. Steffen Weinhold setzte so den 13:10-Schlusspunkt im ersten Durchgang.

Kieler Aufwind, Flensburger Wirbelsturm

Der THW Kiel kam stark aus der Kabine und stellte mit einem schnellen Sprint auf 14:14 (33.). Das lag auch am zurückgekehrten Mrkva, der seine starke Form aus dem ersten Durchgang bestätigte. Dann wurden die Gäste defensiv wie offensiv aber wieder griffiger und setzten sich beim 16:14 wieder auf zwei Treffer ab.

Nun leisteten sich die Zebras einige Fehler, etwa bei einem Siebenmeter von Ekberg. Möller blieb vom Strich Sieger, und die Fördestädter erhöhten wieder auf drei Tore. Und das Bild blieb gleich: Flensburg spielte hohes Tempo und belohnte sich beim 22:17 mit der erneuten fünf-Tore-Führung. Jicha buzzerte sein Team zusammen (42.).

Die Wirkung blieb aus. Exakt 15 Minuten vor Spielende sorgte Pytlick beim 26:20 für klare Verhältnisse. Der THW leistete sich gerade im Kreisspiel einige Ballverluste, die Flensburger hatten hingegen zahlreiche Lösungen parat. Eine davon: Die Unterarmfackel von Pytlick zum 27:20 (47.).

Gäste mit Machtdemonstration

Für den THW wurde es nun rabenschwarz. Golla legte ein weiteres Tor nach und Jicha beorderte erneut Bellahcene ins Tor. Beim Stand von 21:29 folgte dann das letzte Timeout des Tschechen. Etwa zehn Minuten waren noch für etwas Ergebniskosmetik geblieben. Den Flensburgern war in Sachen Souveränität dabei kaum noch beizukommen.

Auch Möller baute nicht mehr ab, nahm Ekberg einen weiteren Siebenmeter weg. Wegen Meckerns holte sich Ellefsen a Skipagötu kurz darauf auch noch eine Zeitstrafe ab, nachdem er selbst das Spielgerät vertändelt hatte. Möller markierte als Konsequenz das 30:21 (52.). Mit minus neun hatten die Kieler noch nie zuhause gegen Flensburg verloren.

Grund genug, sich gegen die historische Niederlage zu wehren. Överby verkürzte beim 24:31 immerhin auf sieben Tore, am 40. Derbysieg der Flensburger rüttelte das nicht. Am Ende stand dann auch die höchste Liganiederlage der Kieler gegen Flensburg in einem Heimspiel. Das 26:33 zog mit der 27:34-Pleite von vor neun Jahren gleich.

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 26:33 (10:13)

Tore für Kiel: Wiencek 4, Överby 4, Bilyk 3, Dahmke 3, Ellefsen a Skipagötu 3, Ekberg 2, Landin 2/1, Duvnjak 1, Johansson 1, Reinkind 1, Wallinius 1, Weinhold 1

Tore für die SG: Golla 9, Gottfridsson 5, Hansen 5, Pytlick 4, Zivkovic 4, Larsen 2, Jakobsen 1, Jörgensen 1, Möller 1, Pedersen 1

Schiedsrichter: Mirko Krag (Frankfurt/M.)/Marcus Hurst (Oberursel)
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft)
Strafminuten: 10 / 6
Disqualifikation: - / -

mao

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