Das goldene Händchen wird guten Trainern oft nachgesagt. Und das Napolis Trainer Luciano Spalletti ein guter Coach ist, ist bekanntlich unbestritten. Einen Meistertitel in Italien hat der 64-Jährige aber noch nicht gewonnen, in diesem Jahr wird sich das allerdings mit schier 100-prozentiger Gewissheit ändern.
Denn seine Schützlinge gewannen an diesem 31. Serie-A-Spieltag das Spitzenspiel bei Rekordmeister und Nordrivale Juventus ganz spät mit 1:0, vergrößerten damit den Vorsprung an der Tabellenspitze auf "Verfolger" Lazio Rom auf stolze 17 Zähler.
Napoli dreht auf, Juve kontert
Bis zum entscheidenden Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit war allerdings ein schwerer Weg zu gehen. Schließlich hatte die heimische Alte Dame nach dem 1:5 am Vesuv in der Hinrunde noch eine Rechnung mit den Partenopei offen - und standen besonders defensiv mit dem robusten Gatti, dem aufmerksamen Rabiot oder auch Locatelli äußerst sicher. Etliche Anläufe gerade vom agilen Kvaratskhelia versandeten zuhauf, während sein kongenialer Angriffspartner Osimhen oft in der Luft hing. Der Nigerianer war schlicht abgemeldet.
Deswegen gingen wenig überraschend auch die ersten richtig guten Chancen auf das Konto der Gastgeber, Juve überließ den Neapolitanern den Ball, lauerte und wollte mit schnellen Aktionen zustechen. Cuadrado scheiterte allerdings an Keeper Meret (11. Minute), Milik konnte seine sehr gute Kopfballmöglichkeit nicht nutzen (16.). Auch Rabiot fehlte etwas das Glück (27.). Lozano (37.) und Kvaratskhelia (39.) meldeten ihr Team immerhin gegen Ende der ersten 45 Minuten noch an - Letzterer prüfte zudem Szczesny nach der Pause (50.).
In Minute 70 lag das 1:0 für den designierten Meister allerdings in der Luft: Osimhen kam nach toller Vorarbeit vom eingewechselten Elmas sowie di Lorenzo zum Abschluss aus der Drehung, knallte die Kugel jedoch an den rechten Außenpfosten. Osimhen verzweifelte kurz darauf noch zweimal (71. und 73.), ehe die in Phasen auch aus neutraler Sicht durchwachsene Partie in der Schlussphase richtig Fahrt aufnahm.
Raspadori lässt Napoli tanzen
Rugani und der frisch eingewechselte di Maria (jeweils 80.) verpassten das 1:0 für die Turiner, ein zunächst anerkannter Treffer von di Maria (82.) wurde nach VAR-Eingriff zurecht einkassiert aufgrund eines Fouls von Milik an Lobotka (85.) und der nur Sekunden zuvor eingewechselte Juve-Angreifer Vlahovic jubelte ebenfalls zu früh. Vorlagengeber Chiesa hatte den Ball erst hinter der Torauslinie gespielt (90.+1).
Serie A, 31. Spieltag
Und so war es eben Spallettis goldenem Händchen vorbehalten, quasi für die Entscheidung zu sorgen. Denn gleich drei seiner Joker sorgten in der dritten Minute dieser intensiven Nachspielzeit für das lautstark bejubelte 1:0: Zielinski bediente rechts im Strafraum Elmas, der mit feinem Füßchen links vor den Pfosten zum freistehenden Raspadori flankte. Der Angreifer schloss volley ab, tunnelte Szczesny so und ließ sich hernach sowie nach dem einige Minuten später folgenden Schlusspfiff als Matchwinner feiern.
Damit gewannen die Partenopei zum erst vierten Mal innerhalb einer Serie-A-Saison beide Duelle mit Juventus - nach den Spielzeiten 2009/10, 1986/87 und 1957/58.