Die 75. Minute lief, als Chelsea-Stürmer Lukaku eine Halbfeldflanke mehrere Meter rechts vorbei köpfte. Es war der erste echte Abschluss des Titelverteidigers in der gesamten Partie - obwohl sie fast über die komplette Spielzeit weit über 70 Prozent Ballbesitz verzeichnet hatten. Juventus verzeichnete mitunter Anwandlungen von Catenaccio und überließ Chelsea den Ball - eine Maßnahme, die wohl auch der personellen Situation geschuldet war.
Chelsea ideenlos, Juve defensiv: Wenig los im ersten Durchgang
Nachdem sich das gesetzte Duo Dybala/Morata beim 3:2 gegen Sampdoria Genua Oberschenkelverletzungen zugezogen hatte, musste Coach Massimiliano Allegri improvisieren, die etatmäßigen Außenstürmer Chiesa und Bernardeschi wechselten sich im Sturmzentrum ab. Um deren Stärken zu nutzen, verlegten sich die Italiener aufs Kontern - und waren auf diese Weise das deutlich gefährlichere Team. Chiesa hatte die mit Abstand beste Möglichkeit eines ansonsten recht eintönigen ersten Durchgangs (20.), auch der neu in die Startelf gerückte Rabiot gab einen vorzeigbaren Distanzschuss ab (31.).
Chelsea hatte im ersten Durchgang zwar phasenweise 80 Prozent Ballbesitz - aber keinen einzigen Schuss aufs Juve-Gehäuse. Trainer Thomas Tuchel musste ebenfalls auf einen Leistungsträger verzichten, da Kanté positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Auch James fehlte angeschlagen, Werner musste nach dem 0:1-Heimniederlage gegen Manchester City auf die Bank. Neu in der Startelf standen dafür Havertz, Ziyech und Thiago Silva - doch auch die personell offensivere Ausrichtung führte zu keinerlei Ideen im Offensivspiel, gegen die schwarz-weiße Wand fehlte jegliche Torgefahr.
Nur zehn Sekunden nach Wiederbeginn: Chiesa sorgt für Juve-Führung
CL-Gruppe H
In der zweiten Hälfte verfestigte sich die handballartige Statik des ersten Durchgangs sogar noch weiter - denn Juve ging gerade mal zehn Sekunden nach Wiederanpfiff in Führung: Nach einer Kopfballverlängerung von Rabiot steckte Bernardeschi mustergültig durch auf Chiesa, der mit einem perfekt gesetzten Abschluss unter die Latte traf (46.).
Juve zog sich mit dem 1:0 im Rücken nun noch weiter zurück, Chelsea fehlte es auch nach einem Dreifachwechsel an Mitteln, um den tiefstehenden Juve-Riegel zu knacken - und die Italiener waren bei einem ihrer seltenen Offensivausflüge wiederum näher am zweiten Tor, Bernardeschi setzte den Ball aus fünf Metern drüber (64.).
Erst in der Schlussphase wird's gefährlich: Lukaku und Havertz lassen Ausgleich liegen
Die Blues ließen den Ball weiterhin rund um den Juve-Strafraum kreisen, die Italiener verteidigten mit allen elf Spielern, ließen die erste echte Chelsea-Chance aber erst in der 83. Minute zu, als Lukaku vom linken Fünfer-Eck drüberschoss. Die zweite hatte schließlich Havertz mit der letzten Aktion der Partie, der deutsche Nationalspieler köpfte Chilwells Ecke nur knapp drüber (90.+5) - Juves Abwehrschlacht wurde mit drei Punkten belohnt.
Die Italiener bleiben damit an der Spitze der Vorrundengruppe H und nehmen nach dem schwierigen Liga-Start außerdem Selbstvertrauen mit in die Serie A. Dort geht es für Juventus am Samstag (18 Uhr) mit dem Stadtderby beim FC Turin weiter, Chelsea hat zwei Stunden zuvor das Heimspiel gegen den FC Southampton vor der Brust.