2. Bundesliga

Herthas Aufsichtsratschef Klaus Brüggemann tritt zurück

Paukenschlag am Tag der Mitgliederversammlung

Herthas Aufsichtsratschef Brüggemann tritt zurück: "Ich verbiege mich nicht"

Steht nicht mehr dem Hertha-Aufsichtsrat vor: Klaus Brüggemann.

Steht nicht mehr dem Hertha-Aufsichtsrat vor: Klaus Brüggemann. IMAGO/Metodi Popow

Nach kicker-Informationen hat Brüggemann am Sonntagmorgen in einem ans Präsidium und Dr. Dirk Lentfer, den Sitzungsleiter der Mitgliederversammlung, verschickten Statement über seinen Rückzug aus dem Aufsichtsrat informiert. "Wenn Eitelkeiten und Machtansprüche wichtiger sind als der Verein, dann läuft einiges schief bei unserer Alten Dame", sagte Brüggemann dem kicker am Sonntagmorgen und fügte an: "Ich verbiege mich nicht, dann gehe ich lieber."

Vor einer Woche war ein erneuter Abwahlantrag gegen Brüggemann publik geworden, der kurz vor Fristende von einem Mitglied für die Versammlung an diesem Sonntag eingereicht wurde. In dem Antrag hieß es, "das Auftreten von Herrn Brüggemann, sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Mitgliederversammlung", sei "seit seiner Wahl häufig image- und damit vereinsschädigend". Er habe "in Vorbereitung der Präsidiumswahlen die Satzung gebeugt und dies sogar über Bild und kicker kommuniziert". Weiter hieß es in dem Antrag, Brüggemann habe "auf der letzten Mitgliederversammlung unrichtige Angaben über seine Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden" gemacht, "indem er vor der Mitgliedschaft mitteilte, es habe keine Kampfabstimmung gegeben".

Jetzt kommt Brüggemann, der bei der Mitgliederversammlung im November 2022 einen Abwahlantrag überstanden hatte, einer erneuten Abstimmung der Mitglieder über seinen Verbleib im Amt zuvor. Der Sportmanager und Unternehmer, der sich intern zuletzt als einer der wenigen gegen die Weiterbeschäftigung von Torhüter Marius Gersbeck, der wegen schwerer Körperverletzung angeklagt war, positioniert und auf den Wertekompass des Klubs hingewiesen hatte, wirft hin - und mit ihm auch Renate Döhmer, die im Mai 2022 in den Aufsichtsrat eingezogen war und dort Langzeit-Funktionär Bernd Schiphorst ersetzt hatte. Damit verbleibt im Kontrollgremium des Vereins nur noch ein Trio: Dr. Torsten-Jörn Klein, Ex-Profi Andreas Schmidt und Scott Körber.

Die Ränkespiele haben Brüggemann zermürbt

Bei den Aufsichtsratswahlen im Mai 2022 hatte Schmidt die meisten Stimmen vor dem damaligen Aufsichtsratschef Klein, der den Posten seit 2018 innehatte, erhalten. Dass in der folgenden konstituierenden Sitzung des Gremiums Brüggemann zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, überraschte viele - inklusive Klein, dessen Verhältnis zu Brüggemann zuletzt als irreparabel galt und klubintern zunehmend als Störgeräusch wahrgenommen wurde. Brüggemann war bereits von 2000 bis 2004 Aufsichtsratsmitglied und gehörte dem Kontrollgremium des Vereins seit 2018 erneut an. Zwischenzeitlich (2008 bis 2011) saß er im Hertha-Präsidium. Jetzt wirft er, zermürbt von internen Ränkespielen, hin.

Eigentlich sollte es bei der Mitgliederversammlung an diesem Sonntag in der Messehalle 21A vor allem um die Nachwahlen des Präsidiums gehen, nachdem die bisherigen Mitglieder Ingmar Pering (Rücktritt im Mai) und Tim Kauermann (seit Anfang August Leiter Sanierung in der Hertha BSC KGaA) ausgeschieden sind. 21 Kandidaten haben sich um die zwei bis vier möglichen Plätze beworben. Nach dem Knall am Sonntagmorgen ist jetzt auch der Aufsichtsrat ein heißes Thema.

Steffen Rohr

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