Fürth-Coach Damir Buric, der an diesem Abend aufgrund eines Trauerfalls in der Familie nicht anwesend sein konnte und deswegen von seinen Co-Trainern Oliver Barth und Petr Ruman vertreten wurde, reagierte auf das jüngste 1:1 in der 2. Liga beim FC Ingolstadt mit lediglich einem Wechsel: Statt Magyar startete Bauer an der Seite von Maloca in der Innenverteidigung.
Dortmunds Trainer Lucien Favre vertraute indes in seinem ersten Pflichtspiel als BVB-Coach unter anderem auf Neuzugang Delaney, Stürmer Reus, Weltmeister Götze und die Viererkette bestehend aus Piszczek, Diallo, Akanji, Schmelzer. Das Tor hütete Bürki, während Ersatzmann Hitz (kam aus Augsburg) auf der Bank saß. Dort nahm im Übrigen auch die belgische Hoffnung Witsel Platz.
Fürth wehrt sich durchaus geschickt
Was Favre darüber hinaus an diesem Abend einforderte, war klar: Sein Team sollte dominieren, konsequent nach vorne agieren, hinten nichts anbrennen lassen und Tore erzielen. Nach 45 Minuten musste allerdings konstatiert werden: Ziel zum Teil verfehlt. Denn zur Pause stand nur ein 0:0 zu Buche.
Die Gründe dafür: Außenseiter Fürth zeigte sich gewillt, dem BVB das Leben äußerst schwer zu machen. In den Zweikämpfen und teils auch mit mutigem Gegenpressing wie schnellen Angriffsversuchen versuchte das Kleeblatt selbst Initiative zu zeigen - und so Nadelstiche zu setzen. Mehr als Halbchancen oder bis zum Strafraum ordentlich vorgetragenen Aktionen, die schnell aber auch wieder verpufften, sprangen dabei zwar nicht heraus. Trotzdem hatten die Westfalen mit dem kräftigen Stürmer Keita-Ruel, dem schnellen Green oder dem wendigen Ernst ab und an etwas Mühe.
DFB-Pokal, 1. Runde
Reus versucht's mehrmals
Der Zwischenstand nach dem ersten Abschnitt war durchaus gerecht, wenngleich die Borussen dagegen etwas unternehmen hätten können: Dahoud kam aus guter Lage einfach nicht an den im Weg stehenden Beinen vorbei (8.), Reus und Wolf ließen die nächste Möglichkeiten liegen (23. und 26.) - und erneut Reus verzweifelte ein klein wenig Torwart Burchert (31.). Kurz vor der Pause verzog obendrein noch der ehemalige Bremer Delaney (44.).
Fürth mit Schwung - Pulisic an den Pfosten
Fürth, das Mohr für Omladic zur Pause ins Spiel brachte, kam schwungvoller aus der Kabine, ohne jedoch zu klaren Chancen zu kommen. Auffallend häufig versuchte das Kleeblatt aber die Dortmunder Defensive mit Flanken aus dem Halbfeld zu überraschen. Vor allem Wittek tat sich als Passgeber hervor - allerdings ohne nennenswerten Erfolg. So durfte der BVB nach etwa einer Stunde wieder die Spielkontrolle übernehmen und kam gleich zu einer dicken Möglichkeit. Götze eroberte den Ball in der eigenen Hälfte und kam Momente später im Fürther Strafraum zum Abschluss. Sein Versuch wurde geblockt, den Nachschuss setzte Pulisic an den linken Außenpfosten (60.).
In der Folge blieb der BVB die aktivere Mannschaft, verzettelte sich aber zu oft im Angriffsdrittel. Fürth stand massiv um den eigenen Strafraum, lief die Gäste situativ auch höher an. Taten sich doch mal Räume auf, machten sich die Schwarz-Gelben das Leben selbst durch Ungenauigkeiten und Fehlpässe schwer.
Ernst lässt Fürth träumen
So durfte Fürth weiter an der Überraschung schnuppern - die plötzlich zum Greifen nahe war. Mohr schlug einmal mehr eine Flanke aus dem linken Halbfeld. Diese landete im Rücken der BVB-Abwehr bei Keita-Ruel, dessen Ablage aus spitzem Winkel beim am linken Pfosten postierten Ernst landete. Der musste nur noch abstauben und bejubelte ausgelassen das 1:0 für den Zweitligisten (77.).
Witsel kommt und schlägt spät zu
Der BVB musste nun das Risiko erhöhen, agierte aber zunächst verhalten, dann fahrig und schließlich kopflos. Einzig ein Sancho-Schlenzer, der deutlich am Tor vorbeiging (82.) und ein sein Ziel deutlich verfehlender Wolf-Abschluss (83.) standen bis zu Beginn der fünfminütigen Nachspielzeit zu Buche. Diese war schließlich fast abgelaufen, als die Fürther Defensive eine Eckstoß-Hereingabe aus dem Gefahrenbereich beförderte. Beim Herausrücken waren die Gastgeber aber einen Moment unsortiert, weshalb Reus nach Bürki-Pass den Ball noch einmal in den Strafraum heben konnte. Auf Höhe des rechten Pfostens tauchten drei Dortmunder freistehend auf - Witsel musste die Kugel nur noch zum 1:1 über die Linie drücken (90.+5).
Wieder Nachspielzeit: Reus macht's
BVB-Neuzugang Axel Witsel trifft in der fünften Minute der Nachspielzeit zum 1:1 und rettet Dortmund in die Verlängerung. imago
Nun musste die Verlängerung her. In dieser fehlte es beiden Teams sichtbar an Tempo und Kräften. Der BVB hatte zwar die größeren Spielanteile, Fürth aber die besseren Chancen: Gugganig scheiterte mit einem Schuss aus der Drehung an Bürki (103.), in der 114. Minute hätte Reese frei vor Bürki das 2:1 erzielen müssen, scheiterte jedoch am Schweizer Schlussmann. Dortmund, das zunächst nur durch Reus eine Torannäherung verzeichnete (107.), hatte seinerseits durch Philipp die zunächst beste Möglichkeit auf das Führungstor. Der Ex-Freiburger köpfte den Ball aber knapp am Pfosten vorbei (117.). So steuerte alles auf das Elfmeterschießen zu - als der BVB doch noch einmal zuschlug. Sancho zog auf dem rechten Flügel das Dribbling an, ließ drei Gegenspieler stehen und passte dann quer vor das Tor. Reus stand genau richtig und traf mit einer Direktabnahme in die Maschen zum späten 2:1-Sieg (120.+1). Dabei blieb es bis zum Schlusspfiff.
Fürth kann am Samstag (13 Uhr) im Heimspiel gegen den SC Paderborn Frustbewältigung betreiben - und will nach vier Punkte zum Auftakt den bislang starken Start vergolden. Dortmund, das das erste Erstrunden-Aus seit der Saison 2005/06 abwenden konnte, beschließt am Sonntag im Topspiel gegen RB Leipzig den ersten Bundesliga-Spieltag (18 Uhr).