Europameisterschaft

Kroatien geht ohne Duvnjak die Puste aus - Karabatic neuer EM-Rekordtorschütze

Frankreich nimmt Kurs aufs Halbfinale

Kroatien geht ohne Duvnjak die Puste aus - Karabatic neuer EM-Rekordtorschütze

Der Bruder als erster Gratulant: Nikola Karabatic (#13) wird von Luka Karabatic (#22) nach seinem Rekordtor gefeiert.

Der Bruder als erster Gratulant: Nikola Karabatic (#13) wird von Luka Karabatic (#22) nach seinem Rekordtor gefeiert. Getty Images

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Nach dem nächsten Ausrufezeichen der Österreicher, die auch von den "neutralen" deutschen Fans gegen die Ungarn unterstützt worden waren, war die Kölner Lanxess Arena fest in kroatischer Hand. Auch diesmal schlugen sich die deutschen Anhänger eher auf die Seite des leichten Außenseiters - oder waren schlichtweg gegen Frankreich, das dem DHB-Team zum Abschluss der Vorrunde eine schmerzhafte 30:33-Niederlage beigebracht hatte.

Hauptrunde in Köln - 1. Spieltag

Und obwohl die Kroaten auf ihr erkranktes Herzstück - Kiels Spielmacher Domagoj Dunvjak stand wegen Fiebers nicht zur Verfügung - verzichten mussten, startete der EM-Silbermedaillengewinner von 2020 richtig stark. Beim 7:5-Zwischstand hatte Rechtsaußen Mario Sostaric drei Tore (bei drei Versuchen) vorzuweisen.

Die Franzosen aber antworteten mit einem 3:0-Lauf und gingen erstmals in Führung. In seinem bereits 75. Spiel bei kontinentalen Wettstreits näherte sich EM-Rekordspieler Nikola Karabatic (seit 2004 kein Turnier verpasst) mit drei Treffern im ersten Abschnitt dem ewigen EM-Torrekord von Islands Gudjon Valur Sigurdsson (288 Treffer).

Frankreich ohne Unterstützung aus dem Tor

Die Franzosen warfen sich eine Drei-Tore-Führung heraus und drohten zu enteilen (12:9, 14:11). Doch leidenschaftliche Kroaten zogen die Zügel an und ließen sich auch von einem überragenden Kempa des Favoriten von Rechts- auf Linksaußen zum 17:14 nicht aus der Ruhe bringen.

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Mit der Unterstützung des bärenstarken Dominik Kuzmanovic zwischen den Pfosten (hielt bis dahin sechs von elf Würfen auf sein Tor, knapp 55 Prozent Fangquote) kämpfte sich Kroatien heran und glich kurz vor der Pause sogar zum 18:18 aus. 

Bei Frankreich enttäuschte auch Kiels eingewechselter Keeper Samir Bellahcene - bei sechs Würfen ohne Parade - auf ganzer Linie. In den zweiten Abschnitt startete der Spätberufene allerdings direkt mit seiner ersten Parade und schrie seine Freude in die nun fast ganz volle Lanxess Arena hinaus.

Kuzmanovic läuft so richtig heiß

Mit dem sich langsam steigernden Bellahcene im Rücken erzwangen die Franzosen bei 24:21 eine kroatische Auszeit (41.), die ins Leere lief. Selbst eine Rote Karte nach dritter Zwei-Minuten-Strafe für Kreisläufer Ludovic Fabregas brachte Les Experts kaum aus dem Konzept. Auch weil Bellahcene den folgenden Siebenmeter Sostaric wegnahm.

Einen historischen Moment erlebten die Zuschauer in der 45. Minute, weil sich Karabatic mit seinem fünften in diesem Spiel und gleichzeitig 289. Treffer bei kontinentalen Turnieren zum neuen EM-Rekordtorschützen aufschwang (26:22). Eine Vorentscheidung war deswegen allerdings nicht gefallen, dank eines herausragenden Kuzmanovic im Tor hatte Kroatien bei 26:27 den Anschluss wiederhergestellt (51.).

Wie schon gegen Deutschland bewiesen die Franzosen aber, wie abgeklärt sie sind: Mit einem 3:0-Lauf nahmen sie den heißblütigen kroatischen Fans ein wenig die Hoffnung. Kroatien-Anhänger hinter der französischen Bank sorgten für einen Aufreger, als sie einen Becher in Richtung von Les Experts warfen.

"Die haben einen Becher auf uns geworfen, drei oder vier besoffene Fans, das waren sicher nicht die hellsten Birnen", sollte Kentin Mahé anschließend in der Mixed Zone sagen: "Aber solche Sachen kennen wir ja auch aus Spielen in Kroatien schon."

Nach kurzer Unterbrechung ging es weiter, Kroatien kämpfte leidenschaftlich, hatte aber gegen Karabatic & Co. am Ende nicht die nötige Cleverness, um Zählbares mitzunehmen. Nach 60 Minuten stand ein nicht unverdienter 34:32-Erfolg für den Olympiasieger, der mit nun 4:0 Punkten Kurs aufs Halbfinale nimmt.

Im zweiten Hauptrundenspiel trifft Frankreich am Samstag ab 15.30 Uhr auf Island, die Kroaten bekommen es mit nun 1:3 Punkten dann ab 18 Uhr mit zum Auftakt gegen Österreich patzenden Ungarn zu tun.

Frankreich - Kroatien 34:32 (18:18)

Frankreich: Bellahcene (6 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Desbonnet (2 Paraden) - Mem 6, N. Karabatic 5, Tournat 4, Descat 3, Fabregas 3, Y. Lenne 3, Remili 3, Mahé 2/1, Nahi 2, L. Karabatic 1, Porte 1, Prandi 1, Konan, Richardson

Kroatien: Kuzmanovic (13 Paraden, davon 1 Siebenmeter), M. Mandic (2 Paraden) - Srna 6, Jelinic 4, Karacic 4, Klarica 4, Maras 4, Kusan 3, Sostaric 3/1, Cindric 2, Glavas 1/1, Nacinovic 1, Lucin, Mamic, Mihic, Sipic

Schiedsrichter: Lars Jorum / Havard Kleven (Norwegen)
Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Strafminuten: 10 / 10
Disqualifikation: Fabregas (41./3. Zeitstrafe) / -

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