2. Bundesliga

FCK-Aufstiegsheld Hercher: "Es ist immer belastend, wenn du nicht spielst"

Vom Leistungsträger zum Profi im Wartestand

FCK-Aufstiegsheld Hercher: "Es ist immer belastend, wenn du nicht spielst"

Lauterns Philipp Hercher (li.) hofft auf dauerhafte Genesung.

Lauterns Philipp Hercher (li.) hofft auf dauerhafte Genesung. IMAGO/Eibner

Philipp Hercher ist nicht nur ein manierlicher, sondern auch ein stets gut aufgelegter junger Mann. Es müsse schon viel zusammenkommen, dass es ihm die Laune verhagle, bestätigt der 27-Jährige und lächelt. Dabei hätte er, was seine Profession als Fußballprofi angeht, guten Grund zur Grübelei und hängenden Mundwinkeln. Seit etwas mehr als einem Jahr plagt ihn eine Verletzung am Ansatz des rechten Oberschenkels. Mal mehr, mal weniger.

Die Malaise begann schon am Ende der auch für ihn selbst so erfolgreichen Drittliga-Saison, in der er mit sechs Treffern und zehn Vorlagen zu einem der wertvollsten Spieler des 1. FC Kaiserslautern emporgestiegen war. Das Relegationshinspiel gegen Dynamo Dresden (0:0) verpasste er schon angeschlagen, im Rückspiel wurde er mit seinem Treffer zum 2:0-Endstand in der zweiten Minute der Nachspielzeit zu einem der umjubelten Aufstiegshelden.

Der Torinstinkt ist nicht verloren gegangen

Groß war die Vorfreude auf die erste Zweitliga-Spielzeit. Doch während der Generalprobe gegen den belgischen Erstligisten Eupen brach die Verletzung wieder auf. Zur zweiten Hälfte von Cheftrainer Dirk Schuster eingewechselt, musste Hercher den Rasen im Pirmasenser Sportpark Husterhöhe bereits drei Minuten später wieder verlassen. Der Auftakt zu einer für Hercher bestenfalls mittelmäßigen Runde mit unbefriedigenden 1079 Einsatzminuten.

Das Schlimmste war, ins Training zu gehen und auf den Schmerz zu warten. Es ist schwer, das auszublenden.

Philipp Hercher

Seinen Torinstinkt hatte der Blondschopf gleichwohl nicht verloren. Mit fünf Treffern avancierte er neben Kenny Prince Redondo zum zweitbesten Schützen der Roten Teufel nach Terrence Boyd (13) - ungeachtet der Tatsache, dass er nur neunmal in der Startelf stand. Beachtung fanden vor allem sein Solo über das halbe Feld zum 3:1-Endstand in Hannover und das 2:2-Ausgleichstor gegen den 1. FC Heidenheim tief in der Nachspielzeit. Und nun?

Neue Behandlungsmethode, neues Glück

Fünf Etappen sind in der Saison 2023/24 bewältigt, 18 Spielminuten für Hercher notiert. "Es ist immer belastend, wenn du nicht spielst", bekennt Hercher, "das Schwierigste für mich aber war, dass die Probleme, die ich seit einem Jahr habe, immer wiedergekommen sind. Ein paar Wochen war es gut, dann wieder nicht. Das Schlimmste war, ins Training zu gehen und auf den Schmerz zu warten. Du bist nicht frei im Kopf, du kannst nicht das spielen, was du eigentlich draufhast. Es ist schwer, das auszublenden."

Der seit dieser Saison amtierende Mannschaftsarzt Dr. Nils Veith hat die Ursache des Problems in der Hüfte verortet. Hercher wird nun in regelmäßigen Abständen mit Spritzen behandelt, dank bildgebender Technik millimetergenau an der richtigen Stelle. "Ich kann im Trainingsbetrieb bleiben, das ist schon mal gut", sagt Hercher, "seit eineinhalb Wochen bin ich wieder voll dabei, ist es noch nicht perfekt, aber besser - ich fühle mich gut."

Temporeiche Nebenbuhler

Herchers Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt. Als Außenverteidiger im 4-2-3-1-System oder Schienenspieler in einem Konstrukt mit Dreierabwehrkette, als der er in der 3. Liga häufig agierte, fehlt ihm ein wenig die defensive Robustheit, Kapitän Jean Zimmer ist dort aktuell gesetzt. Als offensiver Außen balgt Hercher sich mit temporeichen Nebenbuhlern, Aaron Opoku etwa oder Richmond Tachie. Herchers Zuversicht leidet darunter allerdings nicht: "Nur so wirst du besser, du kannst dich auch im Training nicht ausruhen. Das habe ich nicht zum ersten Mal hier in Kaiserslautern, dass man sich durchsetzen muss."

Hercher glaubt an seine eigenen Vorzüge und bleibt "ganz entspannt. Wenn ich gesund bin, weiß ich, was ich spielen kann und dass ich der Mannschaft helfen kann. Das wissen auch die Trainer. Wenn ich fit bin, müssen wir über meine Qualitäten nicht groß reden. Die sind bekannt und die will ich einfach auf den Platz bringen, vor allem auch für mich selbst".

Herchers Vertrag läuft aus

Der Vertrag des gebürtigen Rheinfeldeners endet am 30. Juni 2024. "Wir hatten in dieser Saison fünf Spiele, ich bin einmal eingewechselt worden. Das ist natürlich nicht zufriedenstellend", sagt er. "Ich will einfach zeigen, was ich draufhabe und hoffe, noch ein paarmal vor der Westkurve jubeln zu dürfen."

Sollte Hercher es irgendwann doch an Vertrauen zu sich selbst mangeln, hilft womöglich der Gang ins eigene Badezimmer und der Griff nach einem Parfümfläschchen. Mit seinen Teamgefährten Daniel Hanslik und Avdo Spahic und dem aktuell vereinslosen Muhammed Kiprit hat er vor einiger Zeit "Sur de Soi" entwickelt - den "Duft fürs Selbstbewusstsein".

Andreas Böhm

Wer hat das schönste Design? Das Trikot-Ranking der 2. Liga