Favre: Rotation pur
Zürichs Trainer Urs Meier tauschte gegenüber der 1:2-Niederlage bei den Youngs Boys Bern zweimal Personal: Chermiti ersetzte den gesperrten Chikhaoui (Gelb-Rot), zudem verteidigte Nef anstelle von Koch.
Gladbachs Coach Lucien Favre plagten bei seinem Ex-Verein Personalsorgen: Mit Daems, Schulz, Johnson (Achillessehnenprobleme), Weltmeister Kramer (Wadenprobleme) und dem Ex-Züricher Raffael (Oberschenkelprobleme) hatten sich gleich fünf Kräfte abgemeldet und waren gar nicht erst mitgereist. Dementsprechend wirbelte Favre seine Elf im Vergleich zum 2:1-Sieg beim SC Paderborn am Wochenende gleich fünfmal um. Für Wendt, Herrmann, Traoré und das Verletzten-Duo Kramer und Raffael begannen Korb, Hahn, Hazard, Nordtveit und Kruse.
Insgesamt vier Jahre arbeitete Favre beim FC Zürich, dem er, wie er selbst sagt, sehr viel zu verdanken hat: "Ohne den FCZ wäre ich nicht in der Bundesliga. Und nicht der Trainer, der ich heute bin. Wenn ich an die Zeit zurückdenke, kommen viele schöne Erinnerungen hoch." Doch Zeit für Freundschaften gab es nicht, schließlich ging es nach dem mäßigen Auftakt für beide um wichtige Zähler.
Erst krachte es auf den Rängen...
Bereits vor dem Anpfiff krachte es gewaltig - und zwar auf den Rängen: Beide Fanlager zündeten Feuerwerkskörper, sodass dicke Rauschschwaden über den Letzigrund zogen. Die Akteure taten es den Anhängern gleich, vor allem die Borussia begann mit jeder Menge Feuer. Gladbach erarbeitete sich schnell Feldvorteile, kombinierte über wenige Stationen schnell in die Spitze. So auch bei Xhakas präzisem Steilpass in den Lauf von Hazard, der sich zwischen die beiden Innenverteidiger weggestohlen hatte und frei auf da Costa zusteuerte. Vor dem Keeper bewies der Flügelspieler Auge, legte auf Nebenmann Kruse rüber, der die Kugel am halbleeren Gehäuse knapp rechts vorbeisetzte (8.). Hazard stellte den Gästen auch die nächste vielversprechende Chance in Aussicht, Hrgota schloss aus 15 Metern halblinker Position aber zu überhastet ab (16.).
Statistik
... dann auf dem Platz
Dem Bundesligisten kam der anfängliche Schwung im Anschluss daran aber ein wenig abhanden, woraufhin die Hausherren ihre Chance witterten und selbst den Offensivgang einlegten. Chermitis Doppelchance konnte Sommer noch vereiteln (17.), etwas später war der Schweizer Nationalkeeper aber machtlos. Korb und Hahn ließen Schönbächler links am Strafraum gewähren, der im Zentrum den eingelaufenen Etouni in Szene setzte. Der Angreifer musste die Kugel aus Nahdistanz nur noch über die Linie drücken (23.).
Wie reagierte Gladbach auf den Rückstand? Mit der perfekten Antwort! Kruse stibitzte Yapi den Ball auf der linken Offensivseite und legte in den Rückraum auf Nordtveit. Der Sechser tippte die Kugel kurz an, um sie anschließend aus knapp 25 Metern mit voller Wucht in das rechte Kreuzeck zu dreschen - 1:1 (25.).
Die Favre-Elf bemühte sich in der Folge darum, eine klare Linie in ihr Spiel zu bekommen. Plötzlich lief der Ball flüssiger durch die eigenen Reihen, Abspielfehler wurden nach und nach abgestellt. Die Fohlen bevorzugten allerdings den sicheren Querpass, wodurch die Risikofreude merklich abnahm - Gladbach kam kaum noch in das letzte Drittel. Weil sich der FCZ ausschließlich auf das Verteidigen beschränkte und die Offensivbemühungen gänzlich abstellte, tat sich in den Sechzehnmeterräumen bis zum Ende des ersten Durchgangs nichts Nennenswertes mehr.
Gladbach drängt, Zürich verteidigt
Nach Wiederanpfiff legte die Borussia den Hebel um und drängte wieder konsequenter in Richtung Tor. Hahn prüfte da Costa aus halbrechter Position im Strafraum, fand am Keeper aber kein Vorbeikommen (50.), Hrgota geriet nach feiner Einzelleistung aus 16 Metern in Rücklage (54.).
Defensiv ausgerichtete Züricher schöpften knapp fünf Minuten Mut, als sie die Borussia hinten einschnürten, verfielen in der Folge allerdings wieder in ihr altes Strickmuster und verschanzten sich tief in der eigenen Hälfte. Gladbach fehlten wieder die Ideen. Bis auf Xhakas Abschluss (61.), der nach einem Freistoß glücklich zustande kam, sprang aus der Dominanz wenig heraus.
Sollte die frisch eingewechselte Flügelzange Traoré/Herrmann der Partie in der Schlussphase noch die entscheidende Wende geben? Das Duo war sichtlich bemüht, versuchte durch Positionsrochaden Unruhe zu stiften. Doch der Strafraum der Züricher war nach wie vor verriegelt. Wenn ein Gladbacher innerhalb der Gefahrenzone dann doch einmal zum Abschluss kam, stand ein Abwehrbein (Hrgota 81., Kruse 82.) oder Keeper da Costa (Stranzl, 87.) im Weg. Die Borussia belohnte sich für ihren hohen Aufwand nicht mehr und musste sich mit einem Zähler begnügen.
Am Sonntag empfängt Mönchengladbach zum Abschluss des 7. Spieltags in der Bundesliga Mainz 05 (17.30 Uhr). Der nächste Europa-League-Einsatz steht ebenfalls im heimischen Stadion in drei Wochen gegen Apollon Limassol an. Der FC Zürich ist dann beim FC Villarreal im Einsatz.